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Bellum Gallicum Buch 6 Kapitel 1-44
1 (1) Da Caesar aus vielen Gründen einen größeren Aufstand in Gallien erwartete, ließ er durch die Legaten M. Silanus, C. Antistius Reginus und T. Sextius eine Aushebung durchfuhren. (2) Gleichzeitig bat er den Proconsul Cn. Pompeius um Weisung an die Truppen, die p . s als Consul aus der Gallia Cisalpina unter seine Fahnen hatte (3) sich bei ihren Einheiten einzufinden und zu Caesar aufzubrechen, da Pompeius selbst, ausgestattet mit dem Oberbefehl, im Staatsinteresse vor Rom bleibe. Nach Caesars Ansicht war es sehr wichtig, für die Zukunft bei den Galliern den Eindruck hervorzurufen, Italien besitze derart große Machtmittel, daß es nicht nur binnen kurzer Zeit in einem Krieg erlittene Verluste ersetzen, sondern seine Truppen sogar noch verstärken könne. (4) Da Pompeius seinen Wunsch mit Rücksicht auf das Staatswohl und ihre persönliche Verbindung erfüllte und die Legaten in aller Eile die Aushebung durchführten, konnte Caesar noch vor Ende des Winters drei neue Legionen zusammenstellen und nach Gallien führen lassen. Da er somit die Zahl der Cohorten, die unter Q. Titurius verlorengegangen waren, verdoppelt hatte, war an der Geschwindigkeit seiner Maßnahmen und der neuen Truppenstärke deutlich geworden, über welch straffe Organisation und welche finanziellen Mittel das römische Volk verfügte. 2 (1) Nach dem Tod des Indutiomarus, über den wir berichteten, übertrugen die Treverer die Herrschaft auf seine Verwandten. Diese hörten nicht auf, die benachbarten Germanen aufzuhetzen und ihnen Geld zu versprechen. (2) Da sie bei den zunächst lebenden Stämmen nichts erreichen konnten, versuchten sie es bei weiter entfernten. So fanden sie einige Stämme, mit denen sie sich durch einen Schwur verbündeten. Als Sicherheit für die Geldzahlung gaben die Treverer Geiseln. Auch Ambiorix gewannen sie durch einen Vertrag zum Bundesgenossen. (3) Caesar erfuhr davon und sah, daß überall zum Krieg gerüstet wurde: Die Nervier, Atuatucer und Menapier im Bund mit allen linksrheinischen Germanen standen unter Waffen, die Senonen hatten sich nicht, wie befohlen, bei ihm eingefunden, sondern sich mit den Carnuten und den benachbarten Stämmen über Kriegspläne verständigt. Gleichzeitig wurden die Germanen durch zahlreiche Gesandtschaften der Treverer aufgehetzt. Da glaubte Caesar, sich frühzeitiger mit Kriegsplänen befassen zu müssen. 3 (1) In Eilmärschen rückte er daher noch vor Ende des Winters mit den zunächst stationierten vier Legionen, die er vereinigt hatte, überraschend ins Gebiet der Nervier. (2) Bevor diese sich sammeln oder fliehen konnten, hatte Caesar eine große Anzahl von Vieh und Menschen in seine Gewalt gebracht, die er den Soldaten als Beute überließ. Da er auch die Felder der Nervier verwüstet hatte, zwang er sie, sich zu ergeben und Geiseln zu stellen. (3) Nachdem er dieses Unternehmen schnell zu Ende geführt hatte, brachte er die Legionen wieder in die Winterlager zurück. (4) Zu Beginn des Frühlings berief er, wie er es eingeführt hatte, einen gallischen Landtag ein. Da alle Gallier außer den Senonen, Carnuten und Treverern dort erschienen, betrachtete er deren Fehlen als Anfang eines kriegerischen Aufstandes. Um deutlich zu in machen, daß er alles andere hintanstelle, verlegte er den Landtag nach Lutetia im Gebiet der Parisier. (5) Sie waren Grenznachbarn der Senonen und hatten mit ihnen zwar in früherer Zeit einen Staat gebildet, schienen sich jetzt jedoch nicht an den Aufstandsplänen beteiligt zu haben. (6) Nachdem Caesar die Verlegung des Landtags auf der Rednertribüne... angekündigt hatte, brach er noch am selben Tag mit seinen Legionen gegen die Senonen auf und gelangte in Eilmärschen in ihr Gebiet. 4 (1) Auf die Nachricht von seinem Eintreffen hin ordnete Acco, das Haupt der Verschwörung, an, daß das Volk sich in den Städten sammeln solle. Noch bevor diese Maßnahme völlig durchgeführt werden konnte, wurde während des Aufbruchs gemeldet, die Römer seien da. (2) Die Senonen standen daher notgedrungen von ihrem Vorhaben ab und schickten Gesandte an Caesar, um Gnade zu erbitten. Da der Stamm von alters her unter dem Schutz der Haeduer stand, erhielten sie durch deren Vermittlung Zugang zu Caesar. (3) Dieser zeigte sich den Bitten der Haeduer gegenüber sehr großzügig und nahm die Entschuldigung der Senonen an, weil er der Ansicht war, der Sommer sei die Zeit, in der man sich eher auf einen bevorstehenden Krieg als auf eine gerichtliche Untersuchung einzustellen hätte. (4) Auf seinen Befehl hin wurden 100 Geiseln gestellt, die er den Haeduern zur Bewachung Übergab. (5) Auch die Carnuten schickten Gesandte und Geiseln ebendorthin. Sie bedienten sich dabei der Vermittlung der Remer, unter deren Schutz sie standen, und erhielten dieselbe Antwort. (6) Caesar führte den Landtag zu Ende und forderte von den Stämmen die Stellung von Reitern. 5 (1) Nachdem in diesem Teil Galliens wieder Frieden herrschte, wandte Caesar seine ganze Aufmerksamkeit voll Eifer auf den Krieg gegen die Treverer und Ambiorix. (2) Er ließ Cavarinus und die Reiterei der Senonen gemeinsam mit ihm aufbrechen, damit in dem Stamm keine Unruhe entstehe, die ihren Ursprung in dem Jähzorn des Cavarinus oder im wohlverdienten Haß seines Stammes auf ihn hätte. (3 ') Nach Regelung dieser Angelegenheit versuchte Caesar, da er es für sicher hielt, daß Ambiorix nicht in offener Schlacht kämpfen werde, sich über dessen sonstige Pläne klar zu werden. (4) An die Grenzen des eburonischen Landes stieß das Gebiet der Menapier, das durch endlose Sümpfe und Waldgebiete geschützt war. Die Menapier hatten als einzige unter den Galliern nie Gesandte mit der Bitte um Frieden an Caesar geschickt. Caesar wußte, daß Ambiorix mit ihnen Gastfreundschaft verband. Auch hatte er erfahren, daß er über die Vermittlung der Treverer mit den Germanen einen Freundschaftsvertrag beschlossen hatte. (5) Er glaubte daher, zunächst muß man Ambiorix diese Hilfsquellen abschneiden, ehe man mit ihm selbst Krieg anfinge, damit er sich nicht bei den Menapiern verbergen könne oder notgedrungen mit den rechtsrheinischen Germanen einen Bund eingehe, wenn seine Situation verzweifelt würde. (6) Nachdem Caesar diesen Plan entwickelt hatte, sandte er den Troß des gesamten Heeres zu Labienus ins Land der Treverer und wies zwei Legionen an, dorthin zu marschieren. Er selbst setzte sich mit fünf... kampfbereiten Legionen gegen die Menapier in Marsch. (7) jene stellten keinerlei Truppen auf, sondern vertrauten auf den Schutz, den ihr Land bot, flohen daher in die Wälder und Sümpfe und brachten ihre gesamte Habe dorthin. 6 (1) Caesar teilte seine Truppen mit den Legaten C. Fabius und dem Quaestor M. Crassus, legte rasch Knüppelwege an und rückte so in drei Gruppen vor. Er setzte Gehöfte und Dörfer in Brand, wobei er eine große Zahl von Menschen und Vieh in seine Gewalt bekam. (2) Hierdurch sahen sich die Menapier gezwungen, Gesandte mit der Bitte um Frieden an ihn zu schicken. (3) Er nahm zwar ihre Geiseln an, betonte aber, er werde sie wie Feinde behandeln, wenn sie Ambiorix oder dessen Gesandte in ihrem Gebiet aufnahmen. Nachdem er diese festgesetzt hatte, ließ er den Atrebaten Commius mit der Reiterei als Beobachter bei den Menapiern zurück und brach gegen die Treverer auf. 7 (1) Während Caesar mit diesen Maßnahmen beschäftigt war, rüsteten sich die Treverer, die umfangreiche Truppen, sowohl Fußvolk wie Reiterei, zusammengezogen hatten, Labienus mit der einzelnen Legion, die in ihrem Gebiet überwintert hatte, anzugreifen. (2) Sie waren schon nicht mehr weiter als zwei Tagemärsche von ihm entfernt, als sie erfuhren, daß auf Anordnung Caesars zwei weitere Legionen eingetroffen seien. (3) Daraufhin beschlossen sie, 15 Meilen von Labienus entfernt ein Lager zu errichten und das Eintreffen der germanischen Hilfstruppe en abzuwarten. (4) Labienus erfuhr von ihrem Plan und hoffte, daß ihm das leichtsinnige Verhalten der Feinde Gelegenheit zu einer Schlacht geben werde. Er ließ daher 5 Cohorten zum Schutz des Trosses zurück und brach mit 25 Cohorten und starken Reitertruppen gegen den Feind auf. 1 Meile von ihm entfernt errichtete er ein befestigtes Lager. (5) Zwischen Labienus und den Feinden befand sich ein Fluß, der nur schwer zu überqueren war und steil abfallende Ufer besaß. Labienus hatte weder selbst die Absicht, den Übergang zu wagen, noch hielt er für möglich, daß die Feinde es tun würden. (6) Bei diesen stieg von Tag zu Tag die Hoffnung auf die Hilfstruppen. Absichtlich sprach Labienus ganz offen davon, daß er, da wie es hieß - die Germanen im Anzug seien, nicht sein Leben und die Existenz seines Heeres aufs Spiel setzen wolle, sondern im Morgengrauen des nächsten Tages das Lager abbrechen und abziehen werde. (7) Diese Reden drangen schnell zu den Feinden, da sich in der großen Schar gallischer Reiter bei Labienus einige befanden, die ihre Herkunft dazu zwang, die gallische Sache zu begünstigen. (8) Labienus ließ nachts die Militärtribunen und ranghöchsten Centurionen zusammenkommen und erklärte ihnen seine Pläne. Um bei dem Feind den Eindruck zu verstärken, daß die Römer Furcht hätten, befahl er, unter mehr Lärm und Unruhe, als es römische Gewohnheit war, das Lager abzubrechen. Dadurch bewirkte er, daß der Aufbruch einer Flucht ähnelte. (9) Weil das römische Lager so nahe lag, wurde auch dies den Feinden durch Kundschaftet noch vor Morgengrauen hinterbracht. 8 (1) Kaum war die Nachhut bis vor die Lagerbefestigung ausgerückt, als die Gallier sich untereinander anfeuerten, die erhoffte Beute nicht aus den Händen zu lassen. Da die Römer Panik ergriffen habe, sei es überflüssig, die Unterstützung der Germanen abzuwarten. Zudem lasse es ihr Ansehen nicht zu, daß sie mit so starken Truppen nicht wagten, eine so kleine Schar anzugreifen, die sich obendrein auf der Flucht befinde und durch Gepäck behindert werde. Sie zögerten daher nicht, den Fluß zu überschreiten und es dann auf ungünstigem Gelände zur Schlacht kommen zu lassen. (2) Labienus, hatte dies im voraus vermutet, und um alle über den Fluß zu locken, ließ er zum Schein weitermarschieren und rückte gemächlich vor. (3) Darauf ließ er das schwere Gepäck ein Stück vorausbringen und auf einem Hügel sammeln, um dann zu seinen Soldaten zu sagen: »jetzt ist die ersehnte Gelegenheit da, Soldaten. (4) Ihr habt den Feind in ungünstigem und für ihn hinderlichem Gelände, zeigt nun unter unserer Führung dieselbe Tapferkeit, die ihr so oft unter eurem Feldherrn bewiesen habt. Stellt euch vor, er sei hier und sehe allen zu.« (5) Unmittelbar darauf ließ er die Feldzeichen gegen den Feind kehren und das Heer in Schlachtordnung antreten. Einige wenige Reiterscharen hatte er als Schutz bei dem Gepäck gelassen, die übrigen Reiter stellte er an den Flügeln auf. (6) Schnell erhoben unsere Soldaten das Kampfgeschrei und schleuderten ihre Wurfspieße auf die Feinde. Als diese entgegen aller Erwartung das Heer, von dem sie gerade noch geglaubt hatten, es fliehe, zum Angriff übergehen sahen, waren sie nicht in der Lage, dem Ansturm standzuhalten. Schon beim ersten Zusammenstoß wurden sie in die Flucht geschlagen und suchten, in die nahegelegenen Wälder zu entkommen. (7) Labienus verfolgte sie mit der Reiterei, tötete eine große Anzahl und machte mehrere Gefangene. Einige Tage später nahm er die Kapitulation des Stammes entgegen. Denn als die Germanen, die zu Hilfe kamen, von der Flucht der Treverer erfuhren, kehrten sie in ihre Heimat zurück. (8) Die Verwandten des Indutiomarus, die die Anstifter des Aufstandes gewesen waren, begleiteten sie und verließen die Heimat. (9) Cingetorix, der, wie wir oben zeigten, von Anfan an zu seinen Verpflichtungen gestanden hatte, wurde die Führung des Stammes in Krieg und Frieden übertragen. 9 (1) Als Caesar von den Menapiern in das Gebiet der Treverer kam, beschloß er aus zwei Gründen, den Rhein zu überschreiten: Einmal hatten die Germanen den Treverern Hilfstruppen zum Kampf gegen ihn geschickt, (2) zum andern wollte Caesar verhindern, daß Ambiorix bei ihnen Zuflucht fände. (3) Nachdem er sich so entschieden hatte, ließ er etwas oberhalb der Stelle, an der er früher das Heer hinübergeführt hatte, eine Brücke errichten. (4) Da das Verfahren inzwischen bekannt und genau festgelegt war, war der Bau infolge des großen Eifers der Soldaten in wenigen Tagen vollendet. (5) Caesar ließ bei der Brücke auf der Seite der Treverer eine starke Schutztruppe zurück, um zu verhindern, daß bei ihnen plötzlich ein Aufstand ausbreche, und führte die übrigen Truppen und die Reiterei über den Fluß. (6) Die Ubier, die vorher Geiseln gestellt und sich ihm unterworfen hatten, schickten Gesandte zu Caesar, um sich zu rechtfertigen. Sie erklärten, aus ihrem Stamm seien den Treverern keine Hilfstruppen gesandt worden, auch hätten sie ihre Pflichten nicht verletzt. (7) Sie baten inständig darum, sie zu schonen, damit auf Grund des allgemeinen Hasses gegen die Germanen nicht Unschuldige an Stelle der Schuldigen die Strafe erleiden müßten. Sie versprachen, weitere Geiseln zu stellen, wenn Caesar das wünsche. (8) Dieser stellte eine Untersuchung an und fand heraus, daß die Hilfstruppen von den Sueben gekommen waren. Daraufhin gab er sich mit der Rechtfertigung der Ubier zufrieden und erkundigte sich genau nach den Zugängen und Wegen ins Land der Sueben. 10 (1) Inzwischen erhielt Caesar einige Tage später von den Ubiern die Nachricht, daß die Sueben ihre gesamten Streitkräfte an einem Ort zusammenzögen und die Stämme, die unter ihrer Herrschaft stünden, aufforderten, ihnen Hilfskontingente an Reiterei und Fußvolk zu schicken. (2) Daraufhin sorgte Caesar für Getreide und wählte eine geeignete Stelle für ein Lager aus. Die Ubier wies er an, Ja, Vieh wegzutreiben und ihre gesamte Habe vom Land in die Stadt zu bringen. Er hoffte, daß er die barbarischen und unerfahrenen Menschen veranlassen könne, unter für sie ungünstigen Bedingungen zum Kampf anzutreten, wenn sie der Mangel an Lebensmitteln dazu zwinge. (3) Den Ubiern gab er den Auftrag, wiederholt Kundschaftet zu den Sueben zu schicken, um zu erfahren, was sich bei ihnen ereigne. (4) Die Ubier führten seine Befehle aus und berichteten nach wenigen Tagen, als die Sueben genauere Nachrichten über das römische Heer erhalten hätten, seien sie alle mit der Gesamtheit ihrer eigenen und der verbündeten Truppen, die sie zusammengezogen hätten, bis an die allerfernsten Grenzen ihres Landes zurückgewichen. (5) Dort liege ein unendlich großes Waldgebiet, das Bacenis heiße. Dieses erstrecke sich ohne Unterbrechung weit ins Land hinein und bilde einen natürlichen Schutzwall, der die Sueben gegen Obergriffe und Einfälle der Cheruscer sichere und umgekehrt. 11 (1) Da wir bis zu dieser Stelle unseres Berichts vorgedrungen sind, scheint es mir nicht unangebracht zu sein, die Bräuche Galliens und Germaniens zu schildern und dabei auf die Punkte einzugehen, in denen sich diese Stämme voneinander unterscheiden. (2) In Gallien gibt es nicht nur in allen Stämmen und ihren einzelnen Gauen und Bezirken, sondern fast in jeder Familie politische Gruppierungen. An der Spitze stehen die, (3) die den Ruf haben, in der öffentlichen Meinung den größten Einfluß zu besitzen. Von ihrem Schiedsspruch und ihrem Urteil hängen die wichtigsten politischen Entscheidungen und Pläne ab. (4) Dies scheint von alters her aus dem Grund so eingerichtet, damit niemandem aus dem niederen Volk Unterstützung gegenüber einem Mächtigeren versagt bleibe. Denn keiner dieser Führer läßt zu, daß seine Anhänger unterdrückt oder betrogen werden. Wenn er sich anders verhielte, hätte er bei ihnen keinerlei Ansehen mehr. Dieselbe Struktur findet sich auch in Gesamtgallien, denn alle Stämme zusammen sind in zwei Parteien geteilt. 12 (1) Als Caesar nach Gallien kam, standen die Haeduer an der Spitze der einen Partei, die Sequaner führten die andere. (2) Da letztere schon an sich weniger angesehen waren, weil die Haeduer von alters her den größten Einfluß und bedeutende Clientelen besaßen, hatten die Sequaner sich mit den Germanen und Ariovist verbündet und diese unter bedeutenden Opfern, mit großen Versprechungen auf ihre Seite gezogen. (3) Nachdem sie in mehreren Schlachten siegreich gewesen waren, wobei der ganze Adel der Haeduer fiel, war ihre Stellung so übermächtig, (4) daß sie einen großen Teil der Clienten von den Haeduern zu sich herüberziehen konnten und die Söhne der führenden Männer als Geiseln erhielten. Sie zwangen die Regierung der Haeduer zu dem Schwur, keine Kriegspläne gegen die Sequaner zu fassen. Nachdem sie noch einen Teil des angrenzenden Landes gewaltsam eingenommen und zu ihrem Besitz gemacht hatten, standen sie an führender Stelle in ganz Gallien. (5) Diese Notlage hatte Diviciacus veranlaßt, zum Senat nach Rom zu reisen und dort um Unterstützung zu bitten. Er war jedoch ohne Erfolg zurückgekehrt. (6) Da mit dem Eintreffen Caesars ein Wandel eintrat, erhielten die Haeduer ihre Geiseln zurück, ihre alten Clientelen bildeten sich wieder, und Caesar verschaffte ihnen obendrein neue, weil die, die einen Freundschaftsvertrag mit den Haeduern eingegangen waren, (7) sahen, daß sie sich nun in einer besseren Lage befanden und unter einer gerechteren Herrschaft lebten. Auch durch anderes war die Beliebtheit und das Ansehen der Haeduer so vermehrt worden, daß die Sequaner ihre führende Stellung verloren hatten. An ihre Stelle waren die Remer getreten. Da zu erkennen war, daß sie bei Caesar in gleicher Gunst standen wie die Haeduer, begaben sich die Stämme, die sich wegen alter Streitigkeiten unter keinen Umständen den Haeduern anschließen konnten, in die Clientelen der Remer. (8) Diese übernahmen gewissenhaft ihren Schutz. So besaßen sie einen frischen und überraschend schnell erworbenen Einfluß. (9) Die Lage war damals so, daß den Haeduern die unbestrittene Führung zuerkannt wurde, die Remer aber den zweiten Platz im allgemeinen Ansehen einnahmen. 13 (1) In ganz Gallien gibt es nur zwei Klassen von Männern, die an einigermaßen hervorragender und ehrenvoller Stelle stehen. Denn die untere Volksschicht wird fast wie Sklaven behandelt; sie wagt nicht, selbständig zu handeln, und wird zu keiner Beratung hinzugezogen. (2) Da die meisten unter dem Druck von Schulden oder hohen Steuern leben oder aber durch rechtswidriges Verhalten der Mächtigen bedrängt werden, begeben sie sich in die Sklaverei. Die Adligen besitzen ihnen gegenüber alle Rechte, die ein Herr seinen Sklaven gegenüber hat. (3) Von den erwähnten zwei Klassen ist die eine die der Druiden, die andere die der Ritter. (4) Den Druiden obliegen die Angelegenheiten des Kultus, sie richten die öffentlichen und privaten Opfer aus und interpretieren die religiösen Vorschriften. Eine große Zahl von jungen Männern sammelt sich bei ihnen zum Unterricht, und sie stehen bei den Galliern in großen Ehren. (5) Denn sie entscheiden in der Regel in allen staatlichen und privaten Streitfällen. Wenn ein Verbrechen begangen worden oder ein Mord geschehen ist, wenn der Streit um Erbschaften oder den Verlauf einer Grenze geht, fällen sie auch hier das Urteil und setzen Belohnungen und Strafen fest. (6) Wenn sich ein Privatmann oder das Volk nicht an ihre Entscheidungen hält, untersagen sie ihm die Teilnahme an den Opfern. Diese Strafe gilt bei ihnen als die schwerste, (7) denn die, denen die Teilnahme untersagt ist, gelten als Frevler und Verbrecher, alle gehen ihnen aus dem Weg und meiden den Umgang und das Gespräch mit ihnen, damit sie nicht durch ihre Berührung Schaden erleiden. (8) An der Spitze aller Druiden steht ein Mann, der d( höchsten Einfluß unter ihnen genießt. (9) Stirbt er, so folgt ihm entweder der nach, der unter den übrigen das höchste Ansehen besitzt, oder aber sein Nachfolger wird von den Druiden gewählt, wenn mehrere gleich hohes Ansehen besitzen. Nicht selten wird dann jedoch auch mit Waffen um die leitende Stelle gekämpft (10) Zu einer bestimmten Zeit des Jahres tagen die Druiden an einem geweihten Ort im Gebiet der Carnuten, das man für das Zentrum ganz Galliens hält. Von allen Seiten kommen dort alle die zusammen, die einen Streitfall auszutragen haben, und unterwerfen sich den Entscheidungen und Urteilen der Druiden. Man glaubt, daß die Lehre der Druiden aus Britannien stammt (11) und nach Gallien ist. (12) ])aber gehen die, die tiefer in ihre Lehre eindringen wollen, meist nach Britannien, um sie dort zu studieren 14 (1) Die Druiden nehmen in der Regel nicht am Krieg teil und zahlen auch nicht wie die übrigen Steuern. Sie leisten keinen Kriegsdienst und sind auf jedem Gebiet von der Abgabepflicht ausgenommen. (2) Diese großen Vergünstigungen veranlassen viele, sich aus freien Stücken in ihre Lehre einweihen zu lassen, oder ihre Eltern und Verwandten schicken sie zu den Druiden. (3) Wie es heißt, lernen sie dort eine große Zahl von Versen auswendig. Daher bleiben einige 20 Jahre lang im Unterricht. Sie halten es für Frevel, diese Verse aufzuschreiben, während sie in fast allen übrigen Dingen im öffentlichen und privaten Bereich die griechische Schrift benutzen. (4) Wie mir scheint, haben sie das aus zwei Gründen so geregelt: Einmal wollen sie nicht, daß ihre Lehre allgemein bekannt wird, zum andern wollen sie verhindern, daß die Lernenden sich auf das Geschriebene verlassen und ihr Gedächtnis weniger üben. Denn in der Regel geschieht es, daß die meisten im Vertrauen auf Geschriebenes in der Genauigkeit beim Auswendiglernen und in ihrer Gedächtnisleistung nachlassen. (5) Der Kernpunkt ihrer Lehre ist, daß die Seele nach dem Tod nicht untergehe, sondern von einem Körper in den anderen wandere. Da so die Angst vor dem Tod bedeutungslos wird, spornt das ihrer Meinung nach die Tapferkeit ganz besonders an. (6) Sie stellen außerdem häufige Erörterungen an über die Gestirne und ihre Bahn, über die Größe dir Welt und des Erdkreises, über die Natur der Dinge, über die Macht und Gewalt der unsterblichen Götter und vermitteln dies alles der Jugend. 15 (1) Die andere erwähnte Klasse ist die der Ritter. Immer wenn irgendein Krieg ausbricht und es erforderlich macht, stehen sie alle an der Front. Vor Caesars Eintreffen pflegte fast jährlich der Fall einzutreten, daß sie entweder selbst andere überfielen oder Überfälle zurückschlugen. (2) Wer von ihnen die vornehmste Herkunft oder die meisten Mittel hat, der hat auch die meisten Clienten und Sklaven um sich. Sie kennen nur dies eine Kriterium für Ansehen und Macht. 16 (1) Alle gallischen Stämme sind sehr religiös, (2) und aus diesem Grund opfern die, die von schwerer Krankheit befallen sind oder sich in Krieg und Gefahr befinden, Menschen' anstelle von Opfertieren oder geloben solche Opfer. Die Druiden führen diese Opfer durch, (3) denn die Gallier glauben, der Wille der unsterblichen Götter könne nur besänftigt werden, wenn für das Leben eines Menschen ein anderes eingesetzt werde. Auch von Staats wegen haben sie Opferbräuche von der gleichen Art. (4) Andere Stämme besitzen Opferbilder von ungeheurer Größe, deren Glieder durch Ruten untereinander verbunden sind. Diese füllen sie mit lebenden Menschen aus. Dann werden die Götterbilder von unten angezündet, so daß die Menschen in den Flammen umkommen. Sie erlauben zwar. daß die Tötung von Menschen, die bei Diebstahl, Raub oder anderen Verbrechen gefaßt wurden, den unsterblichen Göttern angenehmer ist, wenn es ihnen jedoch an solchen fehlt, gehen sie auch dazu über, Unschuldige zu opfern. 17 (1) Unter den Göttern verehren sie Merkur am meisten. Von ihm besitzen sie besonders viele Götterbilder, ihn halten sie für den Erfinder aller Künste, für den Führer auf allen Straßen und Wegen, und von ihm 'glauben sie, er habe den größten Einfluß auf den Erwerb von Geld und auf den Handel. Auf Merkur folgen Apollo, Mars, Jupiter und Minerva. (2) Der Glaube an diese Götter hat etwa denselben Inhalt wie bei den übrigen Völkern: Apollo vertreibt Krankheiten, Minerva lehrt die Anfangsgründe des Handwerks und der Künste, Jupiter hat die Herrschaft über die Himmelsbewohner, und Mars lenkt die Kriege. (3) In der Regel weihen sie ihm das, was sie im Krieg erbeuten werden, wenn sie sich zu einer Schlacht entschlossen haben. Haben sie gesiegt, so opfern sie ihm alle erbeuteten Lebewesen, das übrige tragen sie an einer Stelle zusammen. (4) Bei vielen Stämmen kann man an geweihten Orten Hügel sehen, die sie aus diesen Beutestücken errichtet haben. (5) Es geschieht nur selten, daß einer sich gegen die Religion verehrt und Beute bei sich versteckt oder aber wagt, Weihge7schenke wegzunehmen, wenn sie schon niedergelegt worden sind. Auf dieser Tat steht als Strafe härteste Folter und Tod. 18 (1) Alle Gallier rühmen sich, von Vater Dis abzustammen, und sagen, das werde von den Druiden überliefert. (2) Daher begrenzen sie die Zeitabschnitte nicht nach der Zahl der Tage , sondern der Nächte. Bei der Berechnung von Geburtstagen und Jahres und Monatsanfängen gehen sie so vor, daß der Tag der Nacht folgt. (3) In den übrigen Lebensbereichen unterscheiden sie sich in der Regel do2urch von anderen Völkern, daß sie ihren Söhnen nicht erlauben, sich ihnen in der Öffentlichkeit zu nähern, bevor sie erwachsen und kriegstauglich sind. Sie halten es für eine Schande, wenn ein Sohn im Knabenalter in der Öffentlichkeit im Blickfeld seines Vaters steht. 19 (1) Die Männer lassen, wenn sie von ihren Frauen Vermögen als Mitgift erhalten haben, ihr eigenes Vermögen schätzen und legen einen gleich großen Wert mit der zusammen. (2) Ober dieses Gesamtvermögen führen sie gemeinsam Buch und sparen den Gewinn; wer von beiden länger lebt, erhält den beiderseitigen Anteil mit dem Gewinn, der mit der Zeit hinzugekommen ist. (3) Die Männer haben gegenüber ihren Frauen ebenso wie gegenüber ihren Kindern Gewalt über Leben und Tod. Wenn das Oberhaupt einer Familie aus hohem Stande gestorben ist, versammeln sich seine Verwandten und verhören die Ehefrauen wie die Sklaven, falls an dem Tod etwas Verdacht erregt. Stellt sich der Verdacht als begründet heraus, verbrennen sie die Frauen, nachdem sie sie auf alle mögliche Art gefoltert haben. (4) Die Begräbnisse sind im Verhältnis zur sonstigen gallischen Lebensweise sehr prächtig und aufwendig. Alles, was dem Toten vermutlich lieb war, werfen sie auf den Scheiterhaufen, auch Tiere und bis vor kurzem noch Sklaven und Clienten, von denen feststand, daß der Tote sie geliebt hatte. Nach den feierlichen Beerdigungsriten werden sie zusammen mit dem Verstorbenen verbrannt. 20 (1) Die Stämme, die in dem Ruf stehen, daß sie ihren Staat besonders gut lenken, haben ein gesetzlich geregeltes Gebot, daß jeder, dem von den Grenznachbarn ein den Staat angehendes Gerücht zu Ohren kommt, dies sofort den Beamten mitteilt und mit niemand anderem darüber spricht, (2) weil bekannt ist, daß unbesonnene und unerfahrene Menschen oft durch falsche Gerüchte in Schrecken versetzt werden, sich zu verfehlten Handlungen hinreißen lassen und damit Fragen von höchster politischer Bedeutung entscheiden. (3) Die Beamten verschweigen, was ihnen gut scheint, und geben der Menge nur bekannt, was sie für angebracht halten. Es ist verboten, außerhalb der Volksversammlung über Politik zu sprechen. 21 (1) Die Germanen haben ganz andere Bräuche. Denn sie haben weder Druiden, die den kultischen Dingen vorstehen, noch legen sie großen Wert auf Opfer. (2) Unter die Götter zählen sie nur die, die sie wahrnehmen und deren Wirken ihnen augenscheinlich zu Hilfe kommt, die Sonne, den Mond und Vulkan. Den Glauben an die übrigen kennen sie nicht einmal vom Hörensagen. (3) Ihr ganzes Leben besteht aus jagen und militärischen Übungen. Von klein auf streben sie danach, Härte und Anstrengung zu ertragen. (4) Diejenigen unter ihnen, die am spätesten mannbar werden, genießen bei ihnen das höchste Lob. Die einen glauben, dadurch werde das Wachstum angeregt, die anderen meinen, Kräfte und Muskeln würden dadurch gestärkt. (5) Es zählt bei ihnen zu der höchsten Schande, schon vor dem 20. Lebensjahr mit einer Frau verkehrt zu haben. Hierbei gibt es keine Heimlichkeit, denn beide Geschlechter baden zusammen in den Flüssen und tragen nur Felle oder dürftige Pelzüberwürfe, wobei der größte Teil des Körpers nackt bleibt. 22 (1) Ackerbau betreiben sie wenig, ihre Ernährung besteht zum größten Teil aus Milch, Käse und Fleisch. (2) Auch hat niemand bei ihnen ein bestimmtes Stück Land oder Grundbesitz. jeweils für ein Jahr weisen die Stammesleitung und die führenden Männer den Sippen, Großfamilien und anderen Genossenschaften ein Stück Land zu, wobei sie Größe und Lage nach ihrem Gutdünken festsetzen. Im Jahr darauf zwingen sie ihre Stammesgenossen weiterzuziehen. (3) Für dieses Verfahren führen sie viele Gründe an: Ihre Stammesgenossen sollen keinen Gefallen an der Seßhaftigkeit finden und dadurch ihre kriegerische Neigung zugunsten des Ackerbaues aufgeben. Es soll auch nicht dahin kommen, daß sie ihr Ackerland erweitern wollen und die Mächtigen die Schwächeren von ihrem Besitz vertreiben, auch sollen sie nicht zu sorgfältig Häuser errichten, um Hitze und Kälte zu entgehen. Auch die Geldgier soll dadurch im Keim erstickt werden, weil sie die Entstehung gegnerischer Parteien und Streit begünstigt. (4) Schließlich wollen sie die Zufriedenheit der unteren Schichten dadurch erhalten, daß jeder sieht, daß seine Mittel genauso groß sind wie die der Mächtigsten. 23 (1) Es gilt bei den Stämmen als höchster Ruhm, wenn sie um ihr Gebiet herum einen möglichst breiten Streifen brachliegendes Einöde besitzen. (2) Sie halten es für ein Kennzeichen von Tapferkeit, wenn die Anwohner ihrer Grenzen von ihrem Land vertrieben abziehen und niemand wagt, sich in ihrer Nachbarschaft niederzulassen. (3) Gleichzeitig wird damit die Furcht vor einem plötzlichen Einfall beseitigt. so daß sie glauben, sie seien dadurch sicherer. (4) Wenn sich ein Stamm in einem Krieg verteidigt oder einen Krieg beginnt, wählen sie Beamte, die den Oberbefehl übernehmen und Gewalt über Leben und Tod haben. (5) In Friedenszeiten gibt es keine gemeinsame Regierung, sondern die fahrenden Männer der einzelnen Gebiete und Gaue sprechen für die jeweilige Bevölkerung Recht und schlichten Streitfälle. (6) Raubzüge, die außerhalb der Stammesgrenzen unternommen werden, betrachten sie nicht als Schande. Sie vertreten den Standpunkt, daß sie erfolgen, um die Jugend zu üben und vorn Müßiggang abzuhalten. (7) Sobald in einer Versammlung einer der fahrenden Männer verkündet, er werde einen solchen Zug anführen, und wer ihm folgen wolle, solle sich melden, stehen die auf, denen das Unternehmen und sein Leiter gefallen, und versprechen ihre Unterstützung. Sie werden vom ganzen Volk gelobt. (8) Wer von ihnen dem Führer dann nicht folgt, der wird für einen Verräter und Deserteur gehalten, und in Zukunft wird ihm in allen Bereichen die Vertrauenswürdigkeit abgesprochen. (9) Sie halten es für Frevel, einen Gast zu verletzen. Wer aus welchem Grund auch immer zu ihnen kommt, den schätzen sie vor Unrecht und halten ihn für unverletzlich. Alle Häuser stehen ihm offen, und die Bewohner teilen ihre Nahrung mit ihm. 24 (1) Es gab eine Zeit, in der die Gallier den Germanen an Tapferkeit überlegen waren, ja sie mit Krieg überzögen und Kolonien jenseits des Rheins gründeten, weil die Bevölkerung zu groß war und sie nicht genügend Ackerland besaßen. (2) (Die fruchtbarsten Gebiete Germaniens in der Nähe des hercynischen Waldes, der, wie ich sehe, auch Eratosthenes und einigen anderen Griechen vom Hörensagen bekannt war, den sie aber Orcynien nennen, nahmen damals die tectosagischen Völker in Besitz und ließen sich dort nieder. (3) Dieses Volk hält sich bis zum heutigen Tag in diesem Gebiet und besitzt den Ruf höchster Gerechtigkeit und größten Kriegsruhms. (4) Da die Gertnanen noch jetzt unter denselben dürftigen, ärmlichen und entbehrungsreichen Verhältnissen leben wie damals, ist auch ihre Nahrung und ihre übrige Lebensweise noch die gleiche. (5) Den Galliern aber hat die Nähe der römischen Provinzen und die Kenntnis überseeischer Verhältnisse viel an Reichtum und Verfeinerung der Lebensweise gebracht, (6) so daß sie sich langsam daran gewöhnten, von der Germanen besiegt zu werden, und da sie in vielen Schlachten geschlagen wurden, vergleichen sie sich nicht einmal mehr selbst mit ihnen, was die Tapferkeit angeht. 25 (1) Die Ausdehnung des hercynischen Waldes, auf den wir oben hinwiesen, entspricht einem zügigen Fußmarsch ohne Gepäck von neun Tagen; anders kann sie nicht bestimmt werden, da die Einheimischen kein Wegemaß kennen. (2) Der Wald beginnt im Gebiet der Helvetier, Nerneter und Rauracer und erstreckt sich in gerader Richtung auf die Donau zu bis zum Gebiet der Dacer und Anartier. (3) Hier wendet er sich nach links und zieht sich in verschiedenen Gebieten abseits des Flusses hin; auf Grund seiner beträchtlichen Ausdehnung berührt er dabei die Gebiete vieler Völker. (4) In diesem Teil Germaniens gibt es niemanden, der von sich behaupten könnte, er sei bis zum östlichen oder nordöstlichen Rand des Waldes vorgestoßen, auch wenn er sechzig Tage marschiert wäre, noch weiß jemand, wo der Wald anfängt. (5) Gewiß ist, daß es dort viele Arten von wilden Tieren gibt, die man sonst nicht sieht. Diejenigen, die sich am meisten von den uns bekannten unterscheiden und besonders merkwürdig erscheinen, sollen jetzt folgen: 26 (1) Es gibt ein Rind in der Gestalt eines Hirsches; es hat in der Mitte seiner Stirn zwischen den Ohren ein Horn, das stärker hervorragt und gerader ist als die Hörner, die wir kennen. (2) In seiner Spitze teilt es sich in der Art von Blättern und Zweigen weit auseinander. (3) Männliches und weibliches Tier sehen gleich aus, auch ihre Hörner haben dieselbe Form und Größe. 27 (1) Daneben gibt es Tiere, die Elche genannt werden. Sie sehen ähnlich aus wie Ziegen und habe 'n auch ein buntes Fell. Sie sind jedoch etwas größer als Ziegen, haben stumpfe Hörner und Beine ohne Gelenkknöchel. (2) Sie legen sich zur Ruhe nicht nieder und können nicht wieder auf die Beine kommen oder sich wenigstens vom Boden erheben, wenn sie zufällig zu Fall kommen und stürzen. (3) Sie benutzen daher Bäume als Ruhestätten; daran lehnen sie sich und können so, etwas zur Seite geneigt, ausruhen. (4) Wenn Jäger aus ihren Spuren herausfinden, wohin sie sich gewöhnlich zur Ruhe zurückziehen, untergraben sie von den Wurzeln her alle Bäume an dieser Stelle oder schneiden sie nur so weit an, daß der Eindruck erhalten bleibt, als stünden die Bäume fest. (5) Wenn sich die Tiere nach ihrer Gewohnheit daranlehnen, bringen sie mit ihrem Gewicht die ihres Halts beraubten Bäume zu Fall und stürzen zusammen mit ihnen um. 28 (1) Eine dritte Art heißt Auerochsen. Diese sind etwas kleiner als Elefanten und haben das Aussehen, die Farbe und die Gestalt von Stieren. (2) Sie besitzen gewaltige Kräfte, sind sehr schnell und schonen weder Menschen noch wilde Tiere, wenn sie sie einmal erblickt haben. Die Einheimischen setzen allen Eifer daran, sie in Gruben zu fangen und zu töten. (3) Diese anstrengende Tätigkeit härtet die jungen Männer ab, die sich in dieser Art von Jagd üben. Wer die meisten Auerochsen getötet hat, trägt hohes Lob davon, wenn die Hörner als Beweis seiner Leistung öffentlich ausgestellt werden. (4) Selbst wenn man sie als ganz junge Tiere fängt, können sie sich nicht an den Menschen gewöhnen und gezähmt werden. (5) Die Spannweite ihrer Hörner sowie deren Aussehen und Gestalt unterscheiden sich sehr von den Hörnern unserer Rinder. (6) Die Einheimischen sammeln sie eifrig, fassen den Rand in Silber und gebrauchen sie bei feierlichen Gastmählern als Pokale. 29 (1) Nachdem Caesar durch die Späher der Ubier erfahren hatte, daß sich die Sueben in die Waldgebiete zurückgezogen hatten, entschloß er sich, nicht weiter vorzurücken. Er fürchtete nämlich, das Getreide werde ausgehen, da sich die Germanen insgesamt sehr wenig um Ackerbau kümmern, wie wir oben dargelegt haben. (2) Um den Barbaren jedoch nicht jegliche Furcht vor einer möglichen Rückkehr zu nehmen und um die Entsendung von Hilfstruppen zu erschweren, ließ er beim Rückzug des Heeres das Ende der Brücke, das an das Ufer der Ubier stieß, (3) auf 200 Fuß hin abreißen, errichtete aber da, wo die Brücke aufhörte, einen vier Stockwerke hohen Turm. Um die Brücke zu sichern, hinterließ er zwölf Cohorten als Wachmannschaft und schützte die Stelle durch starke Befestigungen. Das Kommando über diesen Standort und die Schutztruppe gab er dem jungen C. Volcacius Tullus. (4) Er selbst brach zum Krieg gegen Ambiorix auf, als das Getreide reif zu werden begann. L. Minucius Basilus sandte er mit der gesamten Reiterei durch den Ardenner Wald voraus. Dieser ist das größte Waldgebiet in ganz Gallien und erstreckt sich von den Ufern des Rheins und dem Land der Treverer und Nervier mehr als 500 Meilen weit in die Länge. Basilus sollte versuchen, durch schnelles Vorrücken und den dadurch gegebenen zeitlichen Vorteil etwas zu erreichen. (5) Er wies ihn an, im Lager das Anzünden von Wachtfeuern zu verbieten, damit man sein Eintreffen nicht schon von fern erkennen könne. Er selbst werde Basilus, so sagte er, sofort folgen. 30 (1) Basilus handelte wie befohlen. Nach einem für alle unerwartet schnellen Marsch konnte er viele Feinde, die ahnungslos auf ihren Feldern arbeiteten, gefangennehmen. Ihren Angaben folgend eilte er weiter dorthin, wo sich Ambiorix selbst mit wenigen Reitern angeblich aufhielt. (2) Das Glück ist in allen Dingen, besonders aber im Krieg, von Bedeutung. So war es ein großer Zufall, daß Basilus auf einen noch unvorbereiteten und sorglosen Ambiorix traf, und, ehe noch Gerüchte und Boten seine Ankunft melden konnten, vor aller Augen erschien. Doch hatte Ambiorix seinerseits solches Glück, daß er, obwohl er aller militärischen Mittel beraubt war, über die er verfügt hatte, und obwohl die Römer Karren und Pferde erbeutet hatten, dennoch selbst dem Tod entkommen konnte. (3) Dies gelang dadurch, daß seine Begleiter und Freunde in einem Haus mitten im Wald dem Ansturm unserer Reiter eine Zeitlang Widerstand leisten konnten, weil der Zugang zu dem Haus sehr schwierig war. Die Wohnhäuser de, Gallier liegen meist so, weil man die Hitze vermeiden will und daher in die Nähe von Flüssen und Baumgruppen strebt. (4) Während seine Freunde kämpften, setzte einer von ihnen Ambiorix auf ein Pferd, und die dichten Wälder deckten seine Flucht. So spielte das Glück eine große Rolle, als Ambiorix in Gefahr geriet und ihr wieder entkam. 31 (1) Es ist unklar, ob Ambiorix seine Truppen absichtlich nicht zusammengezogen hatte, weil er glaubte, es sei nicht der Augenblick für eine Schlacht, oder ob er durch die überraschende Ankunft unserer Reiter in Zeitdruck geriet und so daran gehindert wurde, zumal er glaubte, daß unser übriges Heer sofort nachfolgen werde. (2) Gewiß ist, daß er Boten mit dem Befehl durch das Land schickte, jeder solle für sich selbst sorgen. Daraufhin floh ein Teil der Feinde in den Ardenner Wald, andere in die endlosen Sumpfgebiete. (3) Wer sich in der Nähe der Küste befand, verbarg sich auf den Inseln, die der Wechsel von Ebbe und Flut gewöhnlich entstehen läßt. (4) Viele wanderten aus ihrer Heimat aus und vertrauten sich und ihre gesamte Habe wildfremden Menschen und einer gänzlich ungewissen Zukunft an. (5) Catuvolcus, der König des Teils der Eburonen, der gemeinsam mit Ambiorix den Aufstand geplant hatte, konnte die Anstrengungen des Krieges und der Flucht nicht ertragen, da er schon altersschwach war. Er endete sein Leben mit Taxus, das in Gallien und Germanien häufig vorkommt. Vor seinem Tod verfluchte er Ambiorix mit allen Verwünschungen, weil er den Aufstand ins Werk gesetzt habe. 32 (1) Die Segnet und Condrusen, die zu den germanischen Stämmen zählen und zwischen dem Land der Eburonen und dem der Treverer leben, schickten Gesandte an Caesar mit der Bitte, er möge sie nicht als Feinde ansehen und zu dem Schluß kommen, alle Germanen diesseits des Rheins verfolgten ein und dasselbe politische Ziel. Sie hätten keinerlei Kriegspläne gehabt und auch Ambiorix keine Hilfstruppen geschickt. (2) Caesar unterzog die Gefangenen einem Verhör und verschaffte sich Klarheit über die Angelegenheit. Dann befahl er, Eburonen, die sich nach der Flucht bei ihnen gesammelt hätten, zu ihm zurückzubringen. Er versicherte, er werde ihr Gebiet unbehelligt lassen, wenn sie seine Forderung erfüllten. (3) Darauf teilte er seine Truppen in drei Teile und ließ den Troß aller Legionen nach Atuatuca bringen; der Name bezeichnet ein Castell; (4) dieses lag fast im Zentrum des eburonischen Landes. Titurius und Antunculeius hatten sich dort festgesetzt, um zu überwintern. (5) Neben anderen Gründen hielt Caesar diesen Ort für besonders geeignet, weil die Befestigungen aus dem vergangenen fahr noch vollständig erhalten waren, so daß dadurch den Soldaten die Arbeit erleichtert wurde. Zum Schutz des Trosses ließ er die 14. Legion zurück, eine von den drei Legionen, die er kurz zuvor ausgehoben und aus Italien mitgebracht hatte. (6) Den Oberbefehl über die Legion und das Lager übertrug er Q. Tullius Cicero, dem er außerdem 200 Reiter zuteilte. 33 (1) Nach der Teilung des Heeres ließ Caesar T. Labienus mit drei Legionen nach dem Ozean zu in die Gegend marschieren, die an das Land der Menapier stößt. (2) C. Trebonius entsandte er mit ebenso vielen Legionen, um das Gebiet zu verwesten, das an das der Atuatucer grenzt. (3) Er selbst beschloß, mit den restlichen drei Legionen zum Fluß Scaldis, der in die Maas mündet, und bis zu den Ausläufern des Ardenner Waldes vorzurücken, da er gehört hatte, daß Ambiorix mit einigen wenigen Reitern dorthin aufgebrochen sei. (4) Beim Abmarsch versicherte er, nach sieben Tagen zurückzukehren, weil er wußte, daß zu diesem Termin die Legion, die er als Schutztruppe zurückließ, ihre Getreideration erhalten mußte. (5) Auch Labienus und Trebonius förderte er auf, zu diesem Termin zurückzukehren, wenn es die Wahrung der römischen Interessen zuließe. Er wollte sich dann noch einmal mit ihnen über ihr gemeinsames Vorgehen verständigen und gegebenenfalls einen neuen Plan für die Kriegführung entwickeln, wenn man mehr über das Vorgehen der Feinde erfahren hätte. 34 (1) Wie wir oben schon zeigten, gab es keine geordneten feindlichen Truppen, keine Stadt und keine Befestigung, von der aus der Feind sich verteidigt hätte, sondern allein eine Menge, die sich nach allen Richtungen zerstreut hatte. (2) jeder hatte sich da festgesetzt, wo ihm ein verborgenes Tal oder ein Waldstück oder ein unzugängliches Sumpfgebiet Hoffnung auf Schutz und Rettung bot. (3) Diese Stellen waren nur den Nachbarn bekannt; das erforderte rundliche Vorsichtsmaßnahmen, um für die Sicherheit der einzelnen Soldaten zu sorgen, sehr viel weniger dagegen, um das ganze Heer zu schützen, denn von den in Schrecken versetzten und zerstreuten Feinden konnte der Gesamtheit des Heeres keine Gefahr erwachsen. Doch betraf die Sorge um die einzelnen auch die Sicherheit des gesamten Heeres. (4) Denn einerseits trieb die Beutegier viele allzuweit fort, andererseits verhinderten die Wälder, daß geschlossene Abteilungen auf den unsicheren und verborgenen Wegen vordrangen. (5) Wenn die Römer ihr Vorhaben durchfuhren und die Verbrecher völlig vernichten wollten, hätten sie mehrere Einheiten ausschicken und die Soldaten in einzelne Gruppen aufteilen müssen. (6) Wenn man dagegen die Einheiten unter ihren Feldzeichen behalten wollte, wie es die hergebrachte militärische Regel und die Gewohnheit des römischen Heeres erforderten, bot den Barbaren ihr Aufenthaltsort selbst Schutz. Einzelne Grüppchen waren sogar so verwegen, aus dem Verborgenen Hinterhalte zu legen und vereinzelte Soldaten einzukreisen. (7) Caesar traf dagegen Vorsorge, soweit man dies in einer solch schwierigen Lage mit aller Umsicht tun konnte. Auch wenn die Soldaten alle mit Rachedurst erfüllt waren, ließ er darum lieber einige Möglichkeiten, dem Feind zu schaden, ungenutzt, als ihm nur mit Nachteil für die eigenen Soldaten nennenswerte Verluste beizufügen. (8) Er sandte Boten an die benachbarten Stämme und weckte die Hoffnung auf Beute, indem er alle dazu aufrief, die Eburonen auszuplündern, weil er in den Waldgebieten lieber das Leben von Galliern als das eines römischen Legionärs aufs Spiel setzte. Dadurch, daß sich eine gewaltige Menschenmenge in das Gebiet ergoß, sollte gleichzeitig der Stamm als Strafe für sein unerhörtes Verbrechen mit Stumpf und Stiel ausgerottet werden. Schnell kam von allen Seiten eine große Z.11 Gallier zusammen. 35 (1) Während sich dies überall im Gebiet der Eburonen abspielte, kam der 7. Tag heran, bis zu dem Caesar entschlossen gewesen war, zum Troß und den zurückgelassenen Legionen zurückzukehren. (2) Hier konnte man nun sehen, wieviel Bedeutung das Glück im Krieg hat und wie schwerwiegende Zufälle es mit sich bringt. (3) Da die Feinde, wie berichtet, in Panik geraten waren und sich völlig verstreut hatten, gab es nicht eine Handvoll von ihnen, die auch nur den geringsten Anlaß zu Besorgnis hätte geben können. (4) Das Gerücht, die Eburonen würden ausgeplündert und obendrein sei jedermann aufgerufen, Beute zu machen, drang bis zu den Germanen jenseits des Rheins vor. (5) Da zogen die Sugambrer, die unmittelbar am Rhein leben und, wie oben erwähnt, die Usipeter und Tencterer nach ihrer Flucht aufgenommen hatten, 2000 Reiter zusammen. (6) Sie überschritten den Rhein auf Schiffen und Flößen etwa 3 Meilen unterhalb der Stelle, wo Caesar die Brücke errichtet und eine Besatzung zurückgelassen hatte. Die Sugambrer zogen zuerst in das Gebiet der Eburonen. Dort griffen sie viele zerstreute Flüchtlinge auf und bemächtigten sich einer großen Anzahl von Vieh, wonach die Barbaren besonders begierig sind. Diese Beute verlockte sie, weiter vorzurücken. (7) Sümpfe und Waldgebiete konnten sie nicht aufhalten, da sie für Kriege und Raubzüge wie geschaffen sind. Sie fragten Gefangene aus, wo sich Caesar befinde, und erfuhren, er sei weitermarschiert und das gesamte Heer sei abgelegen. (8) Da sagte einer der Gefangenen: >>Was jagt ihr dieser armseligen und dürftigen Beute nach, wo ihr schon die reichsten Leute sein könntet? (9) In drei Stunden könnt ihr Atuatuca erreichen. Dort hat das römische Heer seine wertvollste Habe hingebracht. Die Schutzmannschaft ist so klein, daß sie nicht einmal die Mauer ringsum besetzen kann und daß sich niemand aus der Befestigung herauswagt. (10) Dieser Vorschlag lockte die Germanen sehr. Sie ließen das, was sie schon erbeutet hatten, in einem Versteck zurück und wandten sich schnell nach Atuatuca. Dabei benutzten sie den Gefangenen als Führer, dessen Aussage sie die Kenntnis der dortigen Lage verdankten. 36 (1) Obwohl Cicero auf Anweisung Caesars die Soldaten an allen vergangenen Tagen strikt im Lager zurückgehalten und nicht einmal einem Troßknecht erlaubt hatte, die Befestigung zu verlassen, beschlichen ihn am 7. Tag Zweifel, ob Caesar sich an den genannten Zeitraum von sieben Tagen halten werde. Er hatte gehört, daß Caesar weiter vorgestoßen sei, und es war noch nichts über seine Rückkehr zu ihm gedrungen. (2) Gleichzeitig stand er unter dem Eindruck der Vorwürfe der Soldaten, seine Beharrlichkeit wirke sich für sie fast wie eine Belagerung aus, weil er nicht erlaube, daß man die Befestigung verlasse. Da Cicero nicht mit dem Fall rechnete, daß er angegriffen würde, während neun Legionen und eine ungemein starke Reiterei in einer Reichweite von 3 Meilen dem Feind entgegenstanden, der sich zerstreut hatte und zudem fast aufgerieben war, schickte er fünf Cohorten auf die nächstgelegenen Kornfelder, um Getreide zu beschaffen. Zwischen ihnen und dem Lager befand sich nur eine Anhöhe. (3) Im Lager waren einige Verwundete aus den Legionen zurückgelassen worden. Etwa 300 von ihnen, die nach diesen Tagen wieder gesund geworden waren, stellte man zu einer Sondereinheit zusammen und schickte sie gleichfalls aus. Da die Erlaubnis dazu erteilt wurde, schloß sich eine große Anzahl von Troßknechten mit einer bedeutenden Menge Zugvieh an, das im Lager zurückgeblieben war. 37 (1) In eben diesem Augenblick trafen durch einen unglücklichen Zufall die germanischen Reiter ein. In derselben Richtung, in der sie angeritten kamen, versuchten sie geradewegs weiter durch die Porta Decurnana ins Lager einzudringen. (2) Da an dieser Seite Wald die Sicht versperrte, sah man sie erst, als sie in unmittelbarer Nähe waren, so daß sich sogar den Händlern, die vor dem Lagerwall ihre Zelte aufgeschlagen hatten, keine Möglichkeit mehr bot, s Lager zu entkommen. (3) Dieser unerwartete Angriff brachte unsere ahnungslosen Soldaten völlig in Verwirrung, so daß die wachhabende Cohorte dem ersten Ansturm fast nicht standhielt. (4) Die Feinde ritten nun auch an den übrigen Seiten rings um das Lager herum, um zu sehen, ob sie einen Zugang fänden. (5) Nur mit Mühe schätzten unsere Soldaten die Tore. An den übrigen Stellen verhinderten das Gelände selbst und die Lagerbefestigung das feindliche Eindringen. (6) Die ganze Lagerbesatzung zitterte vor Furcht, und einer fragte den anderen nach der Ursache des Lärms. Keiner kümmerte sich darum, wo man den Feind angreifen sollte, noch darum, daß sich jeder dort aufstellte, wohin er gehörte. (7) Der eine verkündete, das Lager sei schon erobert, der andere behauptete, die Barbaren seien nach einem vernichtenden Sieg über das Heer und den Oberbefehlshaber erschienen. (8) Den meisten flößte der Ort jetzt eine abergläubische Furcht ein. Der Untergang Cottas und Titurius', die in demselben Lager gefallen waren, stand ihnen lebhaft vor Augen. (9) Da diese merkwürdige Furcht eine allgemeine Panik auslöste, verstärkte sich bei den Barbaren der Glaube, im Lager befinde sich wirklich keine Schutzmannschaft, wie sie es ja von dem Gefangenen gehört hatten. (10) Sie versuchten daher mit allen Kräften durchzubrechen und feuerten sich gegenseitig an, eine so glückliche Gelegenheit nicht ungenutzt zu lassen. 38 (1) Unter der Besatzung befand sich P. Sextius Baculus, der krank zurückgelassen worden war und den wir schon oben bei früheren Kämpfen erwähnten. Damals war er unter Caesar ranghöchster Centurio seiner Legion gewesen. jetzt hatte er schon vier Tage nichts gegessen (2) und kam unbewaffnet aus seinem Zelt hervor, voll Zweifel, daß er oder alle anderen gerettet werden könnten. Er bemerkte, daß die Feinde heftig herandrängten und die Lage äußerst gefährlich wurde. Da nahm er den neben ihm Stehenden die Waffen weg und stellte sich am Tor auf. (3) Ihm folgten die Centurionen der Cohorte, die dort Wache hatte. Gemeinsam hielten sie kurze Zeit im Kampf aus. (4) Schwer verwundet verlor Sextius das Bewußtsein. Als er zusammenbrach, konnte man ihn nur mit Mühe retten, indem man ihn von Hand zu Hand zurückzog, (5) Dennoch faßten die übrigen während dieses Zwischenfalls so viel Mut, daß sie wagten, auf den Befestigungen in Stellung zu gehen und den Eindruck von Verteidigern zu erwecken. 39 (1) Inzwischen hatten unsere Soldaten genügend Getreide beschafft, als sie das Lärmen von fern vernahmen. Die Reiter galoppierten schnell voraus und erkannten, wie gefährlich die Lage war. (2) Hier draußen gab es keinerlei Schutz, der sich den verschreckten Soldaten geboten hätte. Da sie frisch ausgehoben und in militärischen Dingen völlig unerfahren waren, richteten sie daher ihre Blicke auf die Militärtribunen und Centurionen und warteten auf deren Anweisungen. Niemand war so tapfer, daß ihn nicht das überraschende Ereignis aus der Fassung gebracht hätte. (3) Als die Barbaren von fern die Feldzeichen erblickten, ließen sie vom Sturm auf das Lager ab, (4) weil sie zunächst glaubten, die Legionen kehrten zurück, die, wie sie von den Gefangenen erfahren hatten, weiter weggezogen waren. Als ihnen jedoch klar wurde, wie verächtlich klein die Zahl der Soldaten war, griffen sie sie von allen Seiten an. 40 (1) Die Troßknechte stürzten auf den nächsten Hügel. Von dort wurden sie jedoch schnell herabgetrieben. Sie warfen sich auf die Manipel, die unter ihren Feldzeichen Aufstellung genommen hatten, wodurch sie die schön verängstigten Soldaten in noch größere Panik versetzten. (2) Die einen waren dafür, einen Keil zu bilden, um auf diese Weise schnell durchzubrechen. Da das Lager so nah war, vertrauten sie darauf, so wenigstens einige retten zu können, auch wenn ein Teil von ihnen eingekreist und niedergemacht würde. (3) Andere waren dafür, sich auf ,der Spitze der Anhöhe festzusetzen und gemeinsam das gleiche Schicksal zu erleiden. (4) Dieser Plan mißfiel den alten Soldaten, die, wie wir berichteten, zu einer Einheit zusammengestellt, so abmarschiert waren. Sie sprachen sich gegenseitig Mut zu und brachen unter der Führung des römischen Ritters C. Trebonius, der an ihrer Spitze stand, mitten durch die Reihen der Feinde. Bis auf den letzten Mann kamen sie unversehrt ins Lager. (5) Da ihnen die Reiter gemeinsam mit den Troßknechten auf dem Fuß folgten, wurden sie mitgerissen und dank der Tapferkeit der Soldaten ebenfalls gerettet. (6) Die Soldaten jedoch, die auf der Anhöhe Stellung bezogen hatten, waren bis dahin noch völlig unerfahren in militärischen Dingen und unfähig, an dem einmal gefaßten Plan festzuhalten und sich von der Anhöhe aus zu verteidigen. Andererseits waren sie auch nicht in der Lage, dieselbe Schnelligkeit und Kraft zu zeigen, die den anderen offensichtlich von Nutzen gewesen waren. Denn als sie versuchten, sich zum Lager zu retten, gerieten sie unterhalb der Anhöhe auf ungünstiges Gelände. (7) Ihre Centurionen, von denen einige aus den unteren Rängen anderer Legionen für ihre Tapferkeit auf höhere Posten in dieser Legion befördert worden waren, kämpften heldenmütig, um nicht den vorher erworbenen Kriegsruhm einzubüßen, und fielen alle. Da die Feinde vor ihrer Tapferkeit zurückwichen, konnte ein Teil der Soldaten wider Erwarten unversehrt ins Lager entkommen. Die anderen wurden von den Barbaren umzingelt und fanden den Tod. 41 (1) Die Germanen gaben die Hoffnung auf, das Lager zu erobern, da sie sahen, daß unsere Soldaten mittlerweile auf den Befestigungen Stellung bezogen hatten. Daher zogen sie sich mit der Beute, die sie in den Wäldern verborgen hatten, wieder über den Rhein zurück. (2) Der Schrecken war jedoch auch nach dem Abzug der Feinde noch so groß, daß C. Volusenus, der mit der Reiterei vorausgeschickt worden war und in der Nacht eintraf, keinen Glauben fand, als er berichtete, Caesar sei bald mit einem unversehrten Heer da. (3) Die Furcht hielt alle so gefangen, daß sie fast wie von Sinnen erklärten, die Reiterei habe sich auf der Flucht ins Lager gerettet, während alle anderen Truppen vernichtet worden seien. Sie bestanden darauf, daß die Germanen nie das Lager bestürmt hätten, wenn das Heer Caesars noch unversehrt gewesen wäre. (4) Erst als Caesar eintraf, schwand die Furcht. 42 (1) Da Caesar die Zufälle im Krieg gut kannte, beklagte er sich bei seiner Rückkehr lediglich darüber, daß man die Cohorten von ihren Posten abgezogen und aus dem schätzenden Lager hinausgesandt hatte man hätte buchstäblich nichts dem Zufall überlassen sollen -, doch erkannte er, wieviel bei dem überraschenden Eintreffen der Feinde dem Zufall zuzuschreiben war, (2) wieviel mehr noch, als er die Barbaren fast unmittelbar vor dem Lagerwall und den Toren hatte umkehren müssen. (3) Was aber von all diesem am erstaunlichsten schien, war die Sache, daß die Germanen, die in der Absicht über den Rhein gekommen waren, das Gebiet des Ambiorix zu verwesten, zum Lager der Römer verschlagen worden waren und damit Ambiorix den größten Dienst erwiesen hatten. 43 (1) Caesar setzte sich wieder in Marsch, um das Land der Feinde zu verheeren, und sandte nach allen Richtungen Reiter aus, die er von den benachbarten Stämmen in großer Zahl hatte stellen lassen. (2) Alle Dörfer und Gehöfte, die auch nur in Sichtweite kamen, wurden in Brand gesteckt, das Vieh wurde getötet und von überall her Beute weggeschleppt. (3) Das Getreide wurde nicht nur von einer so großen Anzahl von Menschen und Vieh verbraucht, sondern lag auch infolge der Regenfälle in dieser Jahreszeit am Boden. Selbst wenn sich daher jemand für den Augenblick verborgen hätte, hätte er nach Abzug der Soldaten aus Mangel an allem Lebensnotwendigen wahrscheinlich umkommen müssen. (4) Da Caesar eine so große Zahl von Reitern in alle Richtungen ausgesandt hatte, geschah es wiederholt, daß man an einen Ort gelangte, wo die Gefangenen sich umsahen, als ob sie Ambiorix gerade noch auf der Flucht gesehen hätten, und sogar behaupteten, er sei noch nicht ganz aus ihrem Gesichtskreis entschwunden. (5) In der Hoffnung, ihn einholen zu können, setzten die Soldaten ihre Anstrengungen ununterbrochen fort, da sie glaubten, sie könnten Caesars höchstes Wohlwollen erlangen. In ihrem Eifer gingen sie dabei fast über ihre natürlichen Kräfte hinaus. Es schien jedoch immer ein wenig zum endgültigen Erfolg gefehlt zu haben, (6) denn Ambiorix brachte sich stets in Verstecken, in Wäldern oder Schluchten in Sicherheit und zog bei Nacht heimlich in andere Landesteile. Dabei umfaßte sein Schutz nicht mehr als vier Reiter. Diesen allein wagte er sein Leben anzuvertrauen. 44 (1) Nachdem das Land in dieser Weise verwüstet worden war, jedoch auch zwei Cohorten verloren waren, führte Caesar das Heer nach Durocortorum , einer Stadt der Remer. Er berief dorthin einen gallischen Landtag ein und begann, über die Verschwörung der Senonen und Carnuten eine Untersuchung anzustellen. Über den Anstifter des Plans, Acco, (2) fällte Caesar ein hartes Urteil und ließ ihn nach hergebrachter Sitte hinrichten. Einige flohen, weil sie Caesars Urteil fürchteten. (3) Nachdem er sie für vogelfrei erklärt hatte, legte er zwei Legionen im Land der Treverer ins Winterlager, zwei im lingonischen Gebiet und die sechs übrigen in Agedincum im Gebiet der Senonen. Sobald er für Getreidenachschub gesorgt hatte, brach er wie gewöhnlich nach Italien auf, um dort Gerichtstage abzuhalten.
 
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