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Bellum Gallicum Buch 1 Kapitel 30-54
II. Der Krieg mit Ariovist (Kap. 30-54) 30. Nachdem der Krieg mit den Helvetiern beendet war, fanden sich Gesandte fast ganz Galliens, die Fürsten der Stämme, bei Cäsar ein, um ihre Glückwünsche zu bringen. (2) Sie sähen ein, (sagten sie,) daß, obgleich er für die alten Übergriffe der Helvetier gegen das römische Volk von ihnen durch den Krieg Buße gefordert habe, (3) dies dennoch nicht weniger vorteilhaft für das Land Gallien als für das römische Volk sich ereignet habe, und zwar deshalb, weil die Helvetier trotz der blühendsten Verhältnisse ihre Heimat verlassen hätten, in der Absicht, ganz Gallien mit Krieg zu überziehen, sich der Herrschaft zu bemächtigen, aus dem großen Bereiche die Gegend als Wohnsitz auszuwählen, die sie von ganz Gallien für die günstigste und fruchtbarste hielten, und die übrigen Stämme alle als tributpflichtige zu haben. (4) Sie baten darum, es möchte ihnen erlaubt sein, einen Landtag ganz Galliens für einen bestimmten Termin anzusagen und das mit Cäsars Genehmigung zu tun; sie hätten etliches (gewisse Sachen), worum sie ihn auf Grund allgemeiner Zustimmung bitten wollten. (5) Nachdem dies erlaubt worden war, setzten sie einen Termin für den Landtag fest und bestimmten feierlich durch einen Eid untereinander, daß niemand eine Aussage machen sollte (über die Verhandlungen) außer denen, die auf gemeinsamen Beschluß den Auftrag dazu erhielten. 31. Nachdem dieser Landtag entlassen worden war, kehrten dieselben Stammesfürsten, die vorher dagewesen waren, zu Cäsar zurück und baten darum, daß es ihnen erlaubt sein möchte, mit ihm ohne Zeugen über ihr eigenes Heil und das aller zu verhandeln. (2) Als sie das erreicht hatten, warfen sie sich alle weinend Cäsar zu Füßen. Ihr Streben und ihre Sorge (erklärte, sie,) seien nicht weniger darauf gerichtet, daß das, was sie sagten, nicht verraten werde, als darauf, daß sie das, was sie wollten, erlangten. Deswegen weil sie sähen, daß sie, wenn ein Verrat stattfinde, der schlimmsten Marter entgegengehen würden. (3) Für sie führte der Häduer Diviciacus das Wort: Gesamtgallens Parteien seien an Zahl zwei; die Führung der einen hätten die Häduer inne, die der anderen die Aärnä. (4) Als diese so erbittert um die Vormachtsstellung unter sich viele Jene stritten, sei es dahin gekommen, daß von den Arvernern und Sequanern Germanen als Söldner herbeigeholt wurden (um 70 v. u. Z.). (5) Von diesen hätten zuerst etwa 15000 den Rhein überschritten; nachdem die wilden und barbarischen Gesellen an Land, Lebensweise und Wohlstand der Gallier Geschmack gefunden hätten, seien noch mehr herübergebracht worden; jetzt seien in Gallien an die 120000. (6) Mit diesen hätten sich die Häduer und ihre Klienten zu wiederholten Malen im Kampfe gemessen; geschlagen hätten sie eine schwere Niederlage erlitten; ihren gesamten Adel, ihren gesamten Rat und ihre gesamte Ritterschaft hätten sie eingebüßt. (7) Durch diese Kämpfe und Niederlagen gebrochen (geschwächt) seien sie, die sowohl durch ihre Tapferkeit als auch durch ihre Gast- und Staatsfreundschaft mit dem römischen Volke den größten Einfluß vorher in Gallien gehabt hätten, gezwungen worden, die Vornehmsten ihres Stammes den Sequanern als Geiseln zu geben und ihren Stamm durch einen Eid zu verpflichten, weder die Geiseln zurückzuverlangen noch das römische Volk um Hilfe anzuflehen noch sich zu weigern, unter der dauernden Botmäßigkeit und Herrschaft jener (der Sequaner) zu stehen. (8) Er (Diviciacus) sei der einzige aus dem gesamten Stamme der Häduer, der nicht habe veranlaßt werden können, den Eid zu leisten oder seine Kinder als Geiseln zu geben. (9) Deswegen sei er aus dem Stamme geflohen und nach Rom zum Senate gekommen, um Hilfe zu verlangen, weil er allein weder durch einen Eid noch durch Geiseln gebunden sei. (10) Aber schlimmer sei es den siegreichen Sequanern als den besiegten Häduern ergangen, deswegen weil sich Ariovist, der König der Germanen, in ihrem Gebiet festgesetzt und ein Drittel des Sequanerlandes, das das beste ganz Galliens sei, besetzt habe und jetzt den Sequanern befehle, das zweite Drittel zu räumen, deswegen weil wenige Monate zuvor 24000 Mann, Haruden zu ihm gekommen seien, denen Raum und Wohnsitze verschafft würden. (11) Innerhalb weniger Jahre würden sie alle aus dem Lande Gallien vertrieben werden und alle Germanen den Rhein überschreiten; denn weder dürfe man das gallische Land mit dem der Germanen vergleichen noch die Lebensweise hier mit der dort (noch diese Lebensweise mit jener). (12) Ariovist aber führe, nachdem er einmal die Scharen der Gallier im Kampfe besiegt habe - ein Treffen, das bei Magetobriga (Lage unbekannt) geliefert worden sei - ein stolzes und grausames Regiment, verlange die Kinder gerade des höchsten Adels als Geiseln und vollziehe an ihnen alle Arten von Strafen und Martern, wenn etwas nicht nach seinem Wink und Willen geschehen sei. (1 3) Er sei ein roher, jähzorniger und leidenschaftlicher Mensch; es sei unmöglich, sein Regiment noch länger zu ertragen. (14) Es sei denn, daß bei Cäsar und dem römischen Volke etwas Hilfe zu finden sei, sonst müßten alle Gallier dasselbe tun, was die Helvetier getan hätten: sie müßten von daheim auswandern, eine andere Heimat, andere Wohnsitze, fern von den Germanen, aufsuchen und ihr Glück, wie es auch ausfalle, versuchen. (15) Wenn dies Ariovist verraten worden sei, so zweifele er (Diviciacus) nicht, daß er (Ariovist) an allen Geiseln, die bei ihm seien, die martervollste Todesstrafe vollziehen werde. (16) Cäsar sei imstande, sei es durch sein und seines Heeres Ansehen oder sei es durch seinen jüngst errungenen Sieg oder sei es durch den Ruf des römischen Volkes, davon abzuschrecken, daß eine noch größere Menge Germanen, über den Rhein herübergebracht werde, und ganz Gallien vor der Gewalttätigkeit Ariovists zu schützen. 32. Nachdem diese Rede von Diviciacus gehalten worden war, begannen alle, die anwesend waren, unter lautem Weinen Cäsar um Hilfe zu bitten. (2) Cäsar bemerkte, daß als die einzigen von allen die Sequaner nichts von dem taten, was die übrigen taten, sondern traurig gesenkten Hauptes zu Boden blickten. (3) Was der Grund davon sei, fragte sie Cäsar verwundert. (4) Die Sequaner antworteten nichts, sondern verharrten schweigend in derselben Traurigkeit. Als er sie noch öfter fragte und überhaupt kein Wort herausbringen konnte, antwortete derselbe Häduer Diviciacus: (5) Dadurch sei das Geschick der Sequaner bedauernswerter und druckender als das der anderen, weil sie allein nicht einmal im geheimen zu klagen oder um Hilfe zu flehen wagten, und vor der Grausamkeit des abwesenden Ariovist schauderten, als wenn er persönlich da sei, (6) deswegen weil den anderen doch wenigstens die Gelegenheit zur Flucht sich biete, die Sequaner aber, die Ariovist innerhalb ihres Gebietes aufgenommen hätten und deren Städte alle in seiner Gewalt seien, alle Quälereien ertragen müßten. 33. Nachdem Cäsar, dies erfahren hatte, sprach er den Galliern Mut zu und versprach, er werde sich die Sache angelegen sein lassen: er hege große Hoffnung, daß Ariovist, durch seine Gunstbezeugung und sein Ansehen bewogen, seinen Gewalttätigkeiten ein Ende lachen werde. (2) Nachdem diese Rede gehalten worden war, entließ er die Versammlung. Und nächst dem bestimmte ihn vielerlei, weswegen er glaubte, daß er diese Sache in Erwägung ziehen und in die Hand nehmen müsse, besonders weil er sah, daß die Häduer, die zu wiederholten Malen vom Senate Brüder und Blutsverwandte genannt worden seien, in der Knechtschaft und unter der Botmäßigkeit der Germanen gehalten wurden, und weil er wahrnahm, daß Geiseln von ihnen bei Ariovist und den Sequanern waren; das, so glaubte er, sei bei der so großen Macht des römischen Volkes höchst schimpflich für ihn und den Staat. (3) Daß allmählich aber die Germanen sich daran gewöhnten, den Rhein zu überschreiten, und, daß eine große Menge von ihnen nach Gallien komme, betrachtete er als gefährlich für das römische Volk. (4) Auch war er der Meinung, die wilden und rohen Gesellen würden, wenn sie ganz Gallien in Besitz genommen hätten, sich nicht enthalten können, wie es ehedem die Cimbern und Teutonen getan hätten, in die Provinz auszurücken (einzufallen) und von dort in Eile nach Italien zu ziehen, zumal da die Sequaner von unserer Provinz nur die Rhone trenne; diesen Gefahren glaubte er so rasch wie möglich vorbeugen zu müssen, (5) Ariovist selbst aber hatte einen solchen Hochmut und eine solche Anmaßung angenommen, daß er unerträglich schien. 34. Deshalb beschloß Cäsar, Gesandte zu Ariovist zu schicken, die von ihm verlangen sollten, er möchte irgend einen Platz in der Mitte zwischen ihnen beiden zu einer Unterredung auswählen; er wolle mit ihm über eine staatliche Angelegenheit und über für beide höchst wichtige Fragen verhandeln. (2) Dieser Gesandtschaft antwortete Ariovist: Wenn er selbst etwas von Cäsar haben wolle, so wäre er zu ihm gekommen; wenn Cäsar etwas von ihm wolle, so müsse er zu ihm kommen. (3) Außerdem wage er es weder ohne ein Heer in diejenigen Teile Galliens zu kommen, die Cäsar in Besitz habe, noch könne er ein Heer ohne große Zufuhr und Anstrengung an einem Punkte zusammenziehen. (4) Ihm aber komme es merkwürdig vor, was in seinem Gallien, das er im Kriege besiegt habe, entweder Cäsar oder das römische Volk überhaupt zu schaffen habe. 35. Nachdem diese Antwort Cäsar hinterbracht worden war, schickt er nochmals Gesandte zu Ariovist mit folgenden Aufträgen: (2) Weil er denn, obgleich durch seine und des römischen Volkes so große Gunst ausgezeichnet, da er während seines Konsulates König und Freund vorn Senate genannt worden sei, ihm und dem römischen Volke diesen Dank abstattete, daß er, aufgefordert, zu einer Unterredung zu kommen sich weigere und nicht dar Ansicht sei, daß er über eine gemeinsame Angelegenheit sprechen und davon Kenntnis nehmen müsse, so sei es folgendes, was er von ihm fordere: (3) erstens, daß er keine Menge Menschen mehr über den Rhein nach Gallien führe, sodann, daß er die Geiseln, die er von den Häduern habe, zurückgebe und den Sequanern erlaube, daß es ihnen freistelle, diejenigen, welche sie hätten, mit seinem Einverständnis jenen zurückzugeben; auch solle er die Häduer nicht durch Gewalttätigkeit reizen und sie und ihre Bundesgenossen nicht mit Krieg überziehen. (4) Wenn er dies so tue, werde für ihn (Cäsar) und das römische Volk dauernde Gunst und Freundschaft mit ihm bestehen; wenn er (Cäsar) nichts erreiche, so werde er, da ja unter dem Konsulate des Marcus Messala und Marcus Piso der Senat beschlossen habe (61 v. u. Z.), daß, war auch immer die Provinz Gallien verwalte, die Häduer und die übrigen Freunde des römischen Volkes schützen solle, soweit er es ohne Gefährdung des Staates tun könne, die Gewalttätigkeiten gegen die Häduer nicht ungeahndet lassen. 36. Darauf antwortete Ariovist: Es sei Kriegsrecht, daß diejenigen, die gesiegt hätten, denjenigen, die sie besiegt hätten, geböten, wie sie wollten; ebenso pflege das römische Volk nicht nach der Vorschrift eines anderen, sondern nach seinem eigenen Gutdünken zu gebieten. (2) Wenn er selbst dem römischen Volke nicht vorschreibe, wie es sein Recht auszuüben habe, so dürfe er auch vom römischen Volke in seinem Rechte nicht gehindert werden. (3) Die Häduer seien ihm, da sie das Kriegsglück versucht und gekämpft hätten und überwunden worden seien, tributpflichtig geworden. (4) Cäsar begehe ein großes Unrecht, da er ihm wodurch seine Ankunft die Steuereinkünfte geringer mache (schmälere). (5) Den Häduern werde er die Geiseln nicht zurückgeben, doch werde er weder mit ihnen noch mit ihren Bundesgenossen zu Unrecht Krieg anfangen, wenn sie bei dem verharrten, worüber man sich geeinigt habe, und ihm jährlich ihren Tribut zahlten; täten sie das nicht, so werde ihnen der Brudertitel des römischen Volkes sehr wenig nützen. (6) Wenn Cäsar ihm ankündige, er werde Gewalttätigkeiten gegen die Häduer nicht ungeahndet lassen, (so möge er wissen,) noch niemand habe mit ihm ohne sein Verderben gekämpft. (7) Wenn er Lust habe, solle er nur kämpfen: er werde merken, was unbesiegte Germanen, überaus in den Waffen geübt, die vierzehn Jahre lang unter kein Dach gekommen seien, durch Tapferkeit zu leisten vermochten. 37. Zu ebenderselben Zeit wurde Cäsar dieser Bescheid (wörtl.: Plural) gebracht, und es kamen Gesandte von den Häduern und den Treverern: (2) die Häduer, um sich zu beklagen, daß die Haruden, die unlängst nach Gallien herübergebracht worden seien, ihr Land verwüsteten; sie hätten nicht einmal durch Stellung von Geiseln den Frieden mit Ariovist erkaufen können; (3) die Treverer aber (brachten die Kunde), daß sich hundert Gaue der Sueben an den Ufern des Rheines festgesetzt hätten, die den Versuch machten, den Rhein zu überschreiten; an der Spitze dieser ständen die Brüder Nasua und Cimberius. (4) Hierdurch stark beunruhigt, glaubte Cäsar sich beeilen zu müssen, damit nicht, wenn sich die neuen Scharen der Sueben mit den alten Streitkräften Ariovists vereinigt hätten, weniger leicht Widerstand geleistet werden könne. (5) Nachdem daher die Verpflegung möglichst schnell beschafft worden war, zog er in Eilmärschen Ariovist entgegen. 38. Als er einen Weg in drei Tagen vorgerückt war, wurde ihm gemeldet, Ariovist beeile ich mit alten seinen Truppen, um Vesentio zu besetzen, welches die größte Stadt der Sequaner ist, und sei drei Tagesmärsche von seinem Lande aus vorgerückt. (2) Daß das geschehe, glaubte Cäsar energisch verhüten zu müssen (3) Denn von allen Dingen, die für den Krieg von Nutzen sind, war in dieser Stadt der nächste Vorrat, (4) und durch ihre natürliche Lage war sie so fest, daß sie eine günstige Gelegenheit bot, den Krieg in die Länge zu ziehen, deswegen, weil der Doubs, wie mit einem Zirkel herumgezogen, fast die ganze Stadt umgibt; (5) die übrige Strecke, wo der Fluß aussetzt - sie ist nicht länger als 1 600 Fuß (480 m) - nimmt ein Berg von großer Höhe ein, und zwar in der Weise, daß den Fuß des Berge auf beiden Seiten die Flußufer berühren. (6) Diesen (Berg) macht eine umgeführte Mauer zu einer Burg und verbindet ihn mit der Stadt. (7) Hierher zieht Cäsar in Eilmärschen Nacht und bei Tage, und nachdem er die Stadt besetzt hat, legt er eine Besatzung hinein. 39. Während Cäsar wenige Tage bei Vesontio der Verpflegung und Zufuhr wegen verweilte, befiel infolge der Erkundigung der Unsrigen und der Aussagen der Gallier und Kaufleute, die von der ungeheuren Körpergröße der Germanen, der unglaublichen Tapferkeit und übung in den Waffen viel Rühmens machten wiederholten Malen seien sie, so sagten sie, mit ihnen zusammengestoßen und hätten nicht einmal ihre, Gesichtsausdruck und das Feuer ihrer Augen ertragen können - plötzlich eine so große Furcht das ganze Heer, daß sie in nicht geringem Grade aller Denken und Wollen in Verwirrung brachte. (2) Diese (Furcht) entstand zuerst bei den Kriegstribunen, den Präfekten und den übrigen, die aus der Stadt (aus Rom) freundschaftshalber Cäsar gefolgt waren, aber keine große Erfahrung im Kriegswesen besaßen: (3) von diesen bat der eine aus diesem, der andere aus jenem vor gebrachten Grunde, von dem er sagte, daß er für ihn zur Abreise zwingend sei, daß es ihm mit seinem Einverständnis erlaubt sein möge heimzukehren; nur einige wollten bleiben, durch Schamgefühl bewogen, um den Verdacht der Furcht zu vermeiden. (4) Diese konnten weder ihre Miene verstellen noch sich zuweilen der Tränen enthalten. Verborgen in ihren Zelten klagten sie entweder über ihr persönliches Geschick, oder zusammen mit ihren vertrauten Freunden jammerten sie über die gemeinsame Gefahr. (5) Allenthalben im ganzen Lager versiegelte man Testamente. Durch deren Gerede und Furcht gerieten allmählich auch diejenigen, die große Erfahrung im Kriegsdienste hatten, Soldaten, Zenturionen sowie die die Reiterei befehligten, in Verwirrung. (6) Diejenigen von ihnen, die für weniger furchtsam gehalten werden wollten, sagten, sie fürchteten nicht den Feind, sondern die Enge der Wege und die Größe der Wälder, die zwischen ihnen und Ariovist lägen, oder (äußerten ihre Befürchtung), daß der Proviant nicht leicht genug herangebracht werden könne. (7) Einige hatten Cäsar auch gemeldet, daß, wenn er den Befehl gebe aufzubrechen und weiterzumarschieren, die Soldaten dem Befehle nicht Folge leisten und aus Furcht nicht weiterziehen würden. 40. Als Cäsar dies wahrgenommen hatte, berief er eine Heeresversammlung ein unter Hinzuziehung der Zenturionen aller Rangstufen zu dieser Versammlung und machte ihnen (den Versammelten) heftige Vorwürfe: zuerst darüber, daß sie fragen oder darüber nachdenken zu müssen glaubten, wohin oder in welcher Absicht sie geführt wurden. (2) Ariovist habe unter seinem Konsulat sehr begierig nach der Freundschaft des römischen Volkes gestrebt; warum jemand meinen sollte, daß er so ohne Grund seiner Pflicht werde untreu werden? (3) Er für seine Person gewinne die überzeugung, daß Ariovist, wenn er von seinen Forderungen Kenntnis genommen und die Billigkeit seiner Bedingungen erkannt habe, weder seine noch des römischen Volkes Gunst zurückweisen werde. (4) Wenn er aber, von Raserei und Verblendung getrieben, Krieg anfange, was in aller Welt hätten sie zu fürchten. Oder warum sie an ihrer eigenen Tapferkeit oder an seiner Umsicht verzweifelten. (5) Bestanden sei mit diesem Feinde die Probe zur Zeit der Väter, damals, als Gajus Marius die Cimbem und Teutonen geschlagen und das Heer sich offenbar nicht geringeren Ruhm als der Feldherr erworben hat; bestanden sei sie auch unlängst (73 - 71 v. u. Z.) in Italien zur Zeit des Aufstandes der Sklaven, die doch die übung und Kriegszucht, die sie bei uns gelernt, einigermaßen unterstützten. (6) Danach könne man beurteilen, wieviel Gutes Unerschrockenheit in sich habe, deshalb, weil sie diejenigen, die sie eine Zeitlang ohne Grund als ungenügend Bewaffnete gefürchtet hätten, später als vollständig Bewaffnete und als Sieger überwunden hätten. (7) Endlich sei dies derselbe Feind, mit dem die Helvetier zu wiederholten Malen gekämpft und den sie nicht nur in ihrem eigenen, sondern auch in seinem Lande meistenteils überwunden hätten, der doch unserem Heere nicht habe gewachsen sein können. (8) Wenn manche das ungünstige Treffen und die Flucht der Gallier beunruhige, so könnten sie, wenn sie nachforschten, finden, daß diese (die Gallier), als sie durch die lange Dauer des Krieges erschöpft wren, Ariovist, nachdem er viele Monate lang im Lager und hinter Sümpfen geblieben sei und nicht Gelegenheit gegeben habe, ihn zu fassen, plötzlich angegriffen habe, sie, die schon nicht mehr mit einem Kampfe rechneten und sich (deshalb schon) zerstreut hatten, und so mehr durch kluge Berechnung und Kriegslist als durch Tapferkeit gesiegt habe. (9) Daß durch diese Methode, die wilden und unerfahrenen Menschen gegenüber am Platze sei, unsere Heere getäuscht werden könnten, glaube er (Ariovist) auch selbst nicht. (10) Diejenigen ferner, die ihre Furcht auf den Vorwand der Getreidebeschaffung und der Engen des Weges schöben, handelten anmaßend, da sie entweder nicht an die Pflichterfüllung des Feldherrn (Cäsars) zu glauben oder Vorschriften zu machen schienen. (11) Das sei seine Angelegenheit. Getreide lieferten die Sequaner, Leuker und Lingoner, und schon sei das Getreide auf den Feldern reif. über den Weg würden sie selbst in kurzer Zeit urteilen (können). (12) Wenn man von ihnen sage, daß sie den Gehorsam verweigern und nicht weiter mitziehen würden, so mache das auf ihn gar keinen Eindruck; er wisse nämlich, wenn auch immer ein Heer den Gehorsam verweigert habe, der betreffende habe entweder einen Mißerfolg erlitten und kein Glück mehr gehabt oder durch Bekanntwerden einer schlimmen Tat der Habsucht überführt worden sei, (13) seine Uneigennützigkeit aber sei sein ganzes Leben hindurch, sein Glück im Kriege mit den Helvetiern erkannt worden. (14) Daher werde er, was er auf einen späteren Termin habe aufschieben wollen, sofort ausfahren und in der nächsten Nacht, noch während der vierten Nachtwache (3 - 6 Uhr) aufbrechen, damit er so bald wie möglich erkennen könne, ob, bei ihnen Scham- und Pflichtgefühl oder Furcht überwiege. (15) Sollte ihm nun auch sonst niemand folgen, so werde er dennoch mit der zehnten Legion allein, an welcher er nicht zweifle, marschieren, und sie werde ihm seine Leibgarde sein. - Dieser Legion hatte Cäsar eine ganz besondere Gunst erwiesen, und wegen ihrer Tapferkeit vertraute er ihr ammeisten. 41. Nachdem er diese Rede gehalten hatte, wurden auf wunderbare Weise die Gemüter aller umgestimmt, und die höchste Begeisterung und Begierde, Krieg zu führen, entstanden, (2) und zuerst dankte die zehnte Legion durch ihre Kriegstribunen Cäsar, daß er ein so günstiges Urteil über sie gefällt habe, und versichert, sie sei völlig bereit zum Kriegführen. (3) Danach verhandelten die übrigen Legionen mit ihren Kriegstribunen und den Zenturionen der obersten Rangstufen, um sich bei Cäsar zu entschuldigen; weder hätten sie jemals Zweifel oder Furcht gehegt noch angenommen, daß die Entscheidung in der Kriegsleitung ihnen, sondern dem Feldherrn zustehe. (4) Nachdem Cäsar ihre Entschuldigung angenommen und durch Diviciacus, dem er von den Galliern das größte Vertrauen schenkte, den Weg hatte ausfindig machen lassen, so daß er das Heer auf einem Umwege von mehr als fünfzig Meilen (75 km) durch offenes Gelände führte (führen konnte), brach er noch während der vierten Nachtwache, wie er gesagt hatte, auf. (5) Am 7. Tage, während er den Marsch nicht unterbrach, wurde ihm von Aufklärern mitgeteilt, daß Ariovists Truppen von den unsrigen (nur noch) 24 000 Doppelschritte (36 km) entfernt seien. 42. Als Ariovist die Ankunft Cäsars erfahren hat, schickt er Gesandte zu ihm: Was er (Cäsar) früher in betreff einer Unterredung gefordert habe, das könne seinetwegen setzt) geschehen, da er näher herangekommen sei und er das ohne Gefahr tun zu können glaube. (2) Cäsar wies den Vorschlag nicht zurück und meinte, Ariovist kehre schon zur Vernunft zurück, da er das, was er früher auf seine Bitte abgeschlagen habe, aus freien Stücken verspreche, (3) und er machte sich große Hoffnung, daß er (Ariovist) zum Danke für seine und des römischen Volkes so großen Gunstbeweise ihm gegenüber, wenn er von seinen Forderungen Kenntnis genommen habe, von seinem Starrsinne abstehen werde. Als Tag wurde für die Unterredung der fünfte von diesem Tage aus bestimmt. (4) Als inzwischen wiederholt hin und her Gesandte zwischen ihnen geschickt wurden, verlangte Ariovist, Cäsar solle keinen Mann zu Fuß zur Unterredung mitbringen; er fürchte, er werde von ihm hinterlistigerweise umzingelt werden. Beide sollten nur mit Reiterei kommen; auf andere Weise werde er nicht kommen. (5) Weil Cäsar weder wollte, daß die Unterredung durch einen vorgeschobenen Grund (Vorwand) zustande komme noch seine Sicherheit gallischer Reiterei anzuvertrauen wagte, sagte er sich, es sei das zweckmäßigste, allen gallischen Reitern die Pferde zu nehmen und darauf Legionssoldaten der zehnten Legion, der er am meisten vertraute, zu setzen, damit er, wenn etwas zu tun nötig sei, einen möglichst ergebenen Schutz habe. (6) Als das geschah, sagte nicht unwitzig einer von den Soldaten der zehnten Legion, mehr als er versprochen habe, tue Cäsar; versprochen habe er nur, er werde die zehnte Legion als Leibgarde betrachten, (und nun) erhebe er sie in den Ritterstand. 43. Die Ebene war weit, und auf ihr erhob sich ein ziemlich großer Erdhügel. Dieser Platz war fast gleichweit vom Lager beider entfernt. Dort, wie man verabredet hatte, kamen sie zur Unterredung zusammen. (2) Die Legion, die er zu Pferde mitgebracht hatte, stellte Cäsar 200 Doppelschritte (300 m) von diesem Hügel entfernt auf. (3) Ebenso bezogen die Reiter Ariovists in gleicher Entfernung Stellung. Ariovist verlangte, daß sie sich von den Pferden aus (zu Pferde) unterreden und daß sie außer sich je Zehn (Mann) zur Unterredung mitbrächten (beide sollten also mit je zehn Mann kommen), (4) Sobald man dorthin gekommen war, gedachte Cäsar zu Beginn seiner Rede seiner und des Senats Gunstbezeugungen ihm (Ariovist) gegenüber, daß er vom Senat den Titel König, daß er den Titel Freund erhalten habe, daß (ihm) in reichstem Maße Geschenke geschickt worden seien; daß dies sowohl nur wenigen zuteil geworden sei als auch nur für wichtige Dienste von Menschen verliehen zu werden pflege, legte er dar. (5) Ariovist habe, da er weder Anlaß noch einen triftigen Grund zu fordern habe, nur durch seine und des Senats Gunst und Freigiebigkeit das erlangt. (6) Er tat auch dar, wie alte und berechtigte Gründe des engen Verhältnisses mit den Häduern für sie bestanden, (7) weiche Senatsbeschlüsse, wie zahlreiche (wörtl.: wie oft) und wie ehrenvolle in bezug auf sie gefaßt worden seien und wie zu jeder Zeit die Vormachtstellung in ganz Gallien die Häduer innegehabt hätten, eher sogar, als, sie unsere Freundschaft begehrt hätten. (8) Das -1 die Gewohnheit des römischen Volkes, daß es wolle, daß seine Bundesgenossen und Freunde nicht nur nichts von dem ihrigen einbüßten, sondern an Einfluß, Würde und Ehre zunähmen. Was sie vollends zur Freundschaft mit dem römischen Volke mitgebracht hätten (d. h. was sie schon vor ihrem Freundschaftsbunde mit Rom besessen hätten), daß das ihnen entrissen werde, wer könne das dulden? (9) Er forderte darauf dasselbe, was er den Gesandten aufgetragen hatte: Ariovist solle die Geiseln zurückgeben; wenn er keinen Teil der Germanen in die Heimat zurückschicken könne, so solle er (wenigstens) nicht dulden, daß noch hr über den Rhein herüberkämen. 44. Ariovist antwortete auf die Forderungen Cäsars nur weniges, von seinen eigenen Heldentaten machte er viel Rühmens. (2) Ober den Rhein sei ä gegangen nicht aus freien Stücken, sondern gebeten und zu Hilfe gerufen von den Galliern. Nicht ohne große Hoffnung und große Belohnungen habe er Heimat und Verwandte verlassen, Wohnsitze in Gallien habe er, die ihm von den Galliern selbst eingeräumt worden seien, die Geiseln seien Mit ihrer eigenen Zustimmung gegeben worden; Tribut nehme er nach Kriegsrecht, wie ihn die Sieger den Besiegten aufzuerlegen pflegten. (3) Nicht er habe mit den Galliern, sondern die Gallier hätten mit ihm Krieg angefangen; alle Stämme Galliens seien zu seiner Bekämpfung gekommen und hätten gegen ihn im Felde gestanden; dies, Truppen seien alle von ihm in einer einzigen Schlacht in die Flucht geschlagen und überwunden worden. (4) Wenn sie es ein zweites Mal versuchen wollten, sei er ein zweites Mal bereit, entscheidend zu kämpfen; wen, sie Frieden haben wollten, sei es unbillig, in betreff des Tributes zu verweigern, was sie bis zu dieser Zeit freiwillig gezahlt hätten. (5) Die Freundschaft des römischen Volkes müsse ihm zur Ehre und zum Schutze, nicht zum Schaden gereichen und nur in dieser Erwartung habe er sich darum bemüht. Wenn durch Vermittlung des römischen Volkes (den Galliern) der Tribut erlassen und die Unterworfenen entzogen (abspenstig gemacht) würden, so würde er nicht weniger gern die Freundschaft mit dem römischen Volke zurückweisen, als er sie begehrt habe. (6) Wenn er eine Menge Germanen nach Gallien herüberführe, so tue er das, um sich zu sichern, nicht um Gallier zu bekämpfen. Beweis dafür sei, daß er (nur) gebeten (auf Bitten) gekommen sei und daß er den Krieg nicht begonnen, sondern sich nur verteidigt habe (keinen Angriffs-, sondern nur einen Verteidigungskrieg geführt habe). (7) Er sei früher nach Gallien gekommen als das römische Volk. Niemals vor dieser Zeit sei ein Heer des römischen Volkes über die Grenzen der Provinz Gallien hinausgekommen (d. h. in das eigeniche Gallien gekommen). (8) Was er ihm wolle? Warum er in seine Besitzungen komme? Dieses Gallien hier sei seine Provinz wie jenes dort die unsrige. Wie es ihm nicht erlaubt werden dürfe, wenn er auf unser Gebiet einen Angriff mache, so sei es von uns unbillig, daß wir ihn in seinem Rechte (d. h, in der Ausübung seines guten Rechtes) hinderten. (9) Wenn er (Cäsar) anführe, daß die Häduer vom Senat Brüder genannt worden seien, so sei er (Ariovist) doch nicht so ungebildet und so unkundig der Sachlage, daß er nicht wüßte daß weder im letzten Kriege mit den Allobrogern die Häduer den Römern Hilfe gebracht noch selbst in diesen Handeln, die die Häduer mit ihm und den Sequanern gehabt hätten, sich der Hilfe des römischen Volkes erfreut hätten. (10) Er müsse argwöhnen, daß Cäsar, weil er ein Heer in Gallien habe, es auf Grund erheuchelter Freundschaft (mit den Häduern) es habe, um ihn zu vernichten. (11) Wenn er (Cäsar) nicht abziehend sein Heer aus diesen Bezirken nicht wegführe, werde er ihn nicht als Freund, sondern als Feind ansehen. (12) Wenn er ihn täte, werde er vielen Adligen und ersten Männern des römischen Volkes einen Gefallen tun; das wisse er von ihnen selbst durch ihre Boten, und ihrer aller Dank und Freundschaft könne er mit seinem (Cäsars) Tode erkaufen. (13) Wenn er (Cäsar,) nun abziehe und ihm (Ariovist) den freien Besitz Galliens überlasse, werde er es ihm mit reichern Lohne vergelten, und welche Kriege auch immer er geführt wissen wolle, werde er ohne irgendwelche Anstrengung und Gefahr für ihn (Cäsar) erledigen. 45. Vieles wurde von Cäsar in diesem Sinne gesagt, weswegen er von seinem Vorhaben nicht abstehen könne; weder seine noch des römischen Volkes Gewohnheit lasse es zu, daß er die Bundesgenossen, die sich am meisten verdient machten, im Stiche lasse; auch glaube er nicht, daß Gallien eher Ariovist als dem römischen Volke gehöre (daß Ariovist mehr Anspruch auf Gallien habe als Cäsar). (2) Im Kriege überwunden von Quintus Fabius Maximus seien die Arverrier und Rutener (121 v. u. Z.; die Rutener sa6en in Südgallien; Hauptstadt Segodunum, das heutige Rhodez); ihnen habe das römische Volk verziehen und es habe weder (ihr Land) zu einer Provinz gemacht noch ihnen einen Tribut auferlegt. (3) Wenn also gerade die älteste Zeit (die Länge der Zeit) in Betracht gezogen werden müsse, so sei die Herrschaft des römischen Volkes in Gallien die rechtmäßigste; wenn (dagegen) die Entscheidung des Senats befolgt werden müsse, so habe Gallien frei zu sein, von dem er gewollt habe, daß es wenn auch im Kriege besiegt, seine eigenen Gesetze habe (seine Unabhängigkeit behalte). 46. Während dies in der Unterredung verhandelt wurde, meldete man Cäsar, daß die Reiter Ariovists näher an den Hügel herankämen, auf die Unsrigen zuritten und Steine und Geschosse auf die Unsrigen würfen. (2) Cäsar machte der Unterredung ein Ende, zog sich zu den Seinigen zurück und befahl den Seinigen, überhaupt kein Geschoß ihrerseits auf die Feinde zu schleudern. (3) Denn wenn er auch einsah, daß ein Kampf mit der (feindlichen) Reiterei ohne jede Gefahr für die erlesene Legion sein werden so glaubte er doch, keine Veranlassung geben zu dürfen, daß man, wenn die Feinde geschlagen seien, sagen könne, sie seien von ihm, indem sie dem gegebenen Worte geglaubt hätten, während der Unterredung überfallen worden. (4) Nachdem unter der Menge der Soldaten bekannt geworden war, mit weicher Anmaßung (weiche Anmaßung verwendend) in der Unterredung Ariovist ganz Gallien den Römern abgesprochen habe und wie seine Reiter auf die Unsrigen einen Angriff gemacht hätten und wie dies zum Abbruch der Unterredung geführt hätte, wurden dem Heere ein noch viel größerer Mut und ein noch viel größerer Kampfeseifer eingeflößt. 47. Zwei Tage später schickte Ariovist zu Cäsar Gesandte: Er wolle mit ihm über die Angelegenheiten, deren Behandlung zwischen ihnen begonnen, aber nicht beendet worden sei, verhandeln; er solle daher entweder wiederum einen Tag für die Unterredung festsetzen oder, wenn er das weniger wolle, von seinen Leuten jemanden zu ihm schicken. (2) Zu einer Unterredung schien Cäsar kein Grund vorzuliegen, und zwar um so mehr, weil tags zuvor die Germanen nicht konnten zurückgehalten werden, auf die Unsrigen zu schießen. (3) Er glaubte, daß er einen Gesandten aus der Zahl seiner Leute nur unter großer Gefahr zu ihm schicken und den wilden Gesellen preisgeben werde. (4) Als das Zweckmäßigste erschien es, den Gajus Valerius Procillus, des Gajus Valerius Caburus Sohn, einen höchst tapferer und gebildeten jungen Mann, dessen Vater von Gajus Valerius Flaccus mit dem Bürgerrechte beschenkt worden war, sowohl wegen seiner Zuverlässigkeit als auch wegen seiner Kenntnis der gallischen Sprache, deren sich Ariovist infolge seines langen Verkehrs schon vielfach bediente, und weil an ihm sich zu vergehen, die Germanen keinen Grund hatten, zu Ariovist zu schicken und Marcus Metius, der mit Ariovist in Gastfreundschaft stand. (5) Diesen trug er auf, das, was Ariovist sagen werde, zur Kenntnis zu nehmen und ihm zu berichten. (6) Als Ariovist diese bei sich im Lager erblickt hatte, schrie er in Gegenwart seines Heeres, warum sie zu ihm kämen. Etwa um zu spionieren? Als sie zu sprechen versuchten, hinderte er sie (daran) und ließ sie in Ketten legen. 48. Am selben Tage rückte Ariovist vor und lagerte sich 6 000 Doppelschritte (9 km) vom Lager Cäsars entfernt um Fuße eines Berges. (2) Tags darauf führte er seine Truppen an Cäsars Lager vorbei und schlug 2000 Doppelschritte (3 km) jenseits von ihm ein Lager auf in der Absicht, Cäsar vom Getreide (von der Getreidezufuhr) und der Zufuhr Oberhaupt), die aus dem Sequaner- und Häduerlande herbeigebracht werden sollte, abzuschneiden. (3) Von diesem Tage an ließ Cäsar fünf Tage nacheinander seine Truppen aus dem Lager ausrücken und hielt die Schlachtreihe (hielt sie in Schlachtreihe) aufgestellt, damit, wenn Ariovist in einer Schlacht kämpfen wolle, ihm die Gelegenheit nicht fehle. (4) Ariovist behielt an allen diesen Tagen sein Fußvolk im Lager, in einem Reitertreffen kämpfte er täglich. Folgendes war die Art des Kampfes, in der sich die Germanen geübt hatten. (5) Reiter waren es 6000 an der Zahl, ebenso viele, überaus schnelle und tapfere Leute zu Fuß, die sie aus der gesamten Masse jeder einen, zu seinem persönlichen Schutze ausgewählt hatten; mit diesen zusammen waren sie in den Kämpfen. (6) Zu ihnen zogen sich die Reiter zurück; sie eilten herbei, wenn es etwas härter zuging; wenn etwa einer, schwerer verwundet, vom Pferde gestürzt war, stellten sie sich um ihn herum; (7) wenn man irgendwohin weiter vorrücken oder sich schneller zurückziehen mußte, war dieser Leute Schnelligkeit durch übung so groß, daß sie durch die Mähnen ernporgehoben (an den Mähnen sich festhaltend), dem Laufe der Pferde gleichkommen (mit den Pferden Schritt hielten). 49. Sobald Cäsar einsah, daß er (Ariovist) im Lager blieb, wählte er, um nicht länger von der Zufuhr abgeschnitten zu werden, jenseits (oberhalb) des Ortes, an dem sich die Germanen gelagert hatten, ungefähr 600 Doppelschritte (900 m) von ihnen entfernt, einen für ein (zweites) Lager geeigneten Platz aus und kam in dreifach aufgestellter Schlachtreihe (mit dem in drei Treffen zur Schlacht aufgestellten Heere) an diesen Platz. (2) Dem ersten und zweiten Treffen befahl er, unter den Waffen zu bleiben, dem dritten das Lager zu schlagen. (3) Dieser Platz war vom Feinde ungefähr 600 Doppelschritte (900 m), wie gesagt, entfernt. Dorthin schickte Ariovist an Zahl etwa 16 000 kampfbereite Leute zu Fuß mit der gesamten Reiterei. Diese Truppen sollten den Unsrigen Schrecken einflößen und am Lagerbau hindern. (4) Nichtsdestoweniger befahl Cäsar, daß, wie er es vorher angeordnet hatte, zwei Treffen den Feind abwehren, das dritte die Schanzarbeit beenden sollten. (5) Als das Lager befestigt (fertig) war, ließ Cäsar dort zwei Legionen und einen Teil der Hilfstruppen zurück, die vier übrigen führte er in das größere Lager zurück. 50. Am folgenden Tage ließ Cäsar seiner Gewohnheit gemäß seine Truppen aus beiden Lagern ausrücken und stellte sie, nachdem er ein Stück vom größeren Lager vorgerückt war, in Schlachtordnung auf und bot den Feinden Gelegenheit zum Kämpfen. (2) Sobald er sah, daß sie auch jetzt nicht vorrückten, führte er gegen Mittag die Truppen in die Lager zurück. Jetzt erst schickte Ariovist einen Teil seiner Truppen vor, der das kleinere Lager angreifen sollte. Auf beiden Seiten kämpfte man erbittert bis zum Abend. Bei Sonnenuntergang führte Ariovist, nachdem viele Wunden beigebracht und erlitten worden waren, seine Streitkräfte ins Lager zurück. (4) Als Cäsar die Gefangenen fragte, weshalb Ariovist keine Entscheidungsschlacht liefere, erfuhr er das als Grund, daß bei den Germanen der Brauch herrsche, daß ihre Familienmütter durch Losstäbchen und Weissagungen kund täten, ob es von Vorteil sei, eine Schlacht zu liefern oder nicht; diese sprächen folgendermaßen; es sei nicht göttliches Recht (der Wille der Götter), daß die Germanen siegten, wenn sie sich vor dem Neumonds in einen Kampf einließen. 51. Am folgenden Tage ließ Cäsar in beiden Lagern eine Besatzung zurück, die ausreichend zu sein schien, und stellte alle Hilfstruppen angesichts des Feindes vor dem kleineren Lager auf, weil er an der Zahl der Legionssoldaten im Verhältnis zu der Zahl der Feinde schwächer war, damit er sich der Hilfstruppen zum Scheine bediente (d. h. um Legionssoldaten vorzutäuschen); er selbst rückte in Schlachtstellung von drei Treffen bis ans Lager der Feinde heran. (2) Jetzt erst führten die Germanen ihre Scharen notgedrungen aus dem Lager und stellten sie nach Völkerschaften in gleichen Abständen auf; Haruden, Markomarinnen, Tribocer, Vangionen, Nemeter, Sedusier und Sueben, und ihre ganze Aufstellung umgaben sie mit ihren Wagen und Karren, damit keine Hoffnung in der Flucht bleibe. (3) Dorthin (auf diese Wagenburg) brachten sie die Frauen, die die in die Schlacht Ziehenden mit ausgebreiteten Armen (Gebärde der flehenden) unter Tränen anflehten, sie nicht in die Knechtschaft der Römer fallen zu lassen(wörtl.: zu übergeben). 52. Cäsar stellte an die Spitze der einzelnen Legionen je einen Legaten (Generaladjutant) und Quästor (Generalintendent), damit sie jeder als Zeugen seiner Tapferkeit habe; (2) er selbst begann auf seinem rechten Flügel den Kampf, weil er bemerkt hatte, daß dieser Teil der Feinde am wenigsten stark war. (3) So hitzig griffen die Unsrigen die Feinde an, als das Signal gegeben war, und so plötzlich und schnell stürmten die Feinde vor, daß keine Zeit blieb, die Wurfspeere auf die Feinde zu schleudern. So warf man die Speere beiseite und kämpfte Mann gegen Mann mit den Schwertern. (4) Aber die Germanen bildeten schnell nach ihrer Gewohnheit eine Phalanx und fingen die Schwerterangriffe auf. (5) Es fanden sich mehrere Soldaten von uns, die auf die Phalangen lossprangen, die Schilde mit den Händen herunterrissen und (die Gegner) von oben herab verwundeten. (6) Während nun die Schlachtlinie der Feinde auf dem linken Flügel geworfen und in die Flucht geschlagen war, bedrängten sie auf ihrem rechten Flügel infolge der Menge der Ihrigen unsere Schlachtlinie heftig. (7) Als das der junge Publius Crasaus, der die Reiterei befehligte, bemerkte, weil er weniger behindert war (beweglicher war und die Lage besser überschauen konnte) als diejenigen, die im Kampfe standen, schickte er das dritte Treffen den bedrängten Unsrigen zu Hilfe. 53. So wurde der Kampf wiederhergestellt (wiederbegonnen), und die Feinde ergriffen alle die Flucht und härten nicht eher auf zu fliehen, als bis sie an den Rheinstrom gelangten, ungefähr 5 000 Doppelschritte (7,5 km) von dieser Stelle (d. h. von dem wohl im Oberelsaß zu suchenden Schlachtfelde) entfernt (2) Hier bemühten sich entweder nur sehr wenige, im Vertrauen auf ihre Kräfte hinüberzuschwimmen, oder sie fanden auf aufgefundenen Kähnen für ihre Person Rettung. (3) Zu diesen gehörte Ariovist, der einen am Ufer angebundenen Nachen zufällig erlangte und auf ihm entkam; alle übrigen holten die Unsrigen mit der Reiterei ein und töteten sie. (4) Darunter waren die zwei Frauen Ariovists, die eine suebischer Nation, die er von daheim mit sich geführt hatte, die andere aus Noricum gebürtig, des Königs Voccis Schwester, die er in Gallien geheiratet hatte, vom Bruder zugeschickt; beide kamen auf dieser Flucht um. Es waren auch zwei Töchter vorhanden; von diesen wurde die eine getötet, die andere gefangengenommen. (5) Als Gajus Valerius Procillus, mit drei Ketten gefesselt, von seinen Wächtern auf der Flucht mitgeschleppt wurde, stieß er auf Cäsar selbst, der die Feinde mit der Reiterei verfolgte. (6) Dieser Umstand bereitete Cäsar nicht geringeres Vergnügen als der Sieg selbst, weil er den hochangesehenen Mann der Provinz Gallien, seinen persönlichen Vertrauten und Gastfreund, den Händen der Feinde entrissen und sich wiedergegeben sah und weil das Geschick seine so große Freude und seinen (so großen) Jubel nicht in irgendetwas durch dessen Tod vermindert hatte. (7) Dieser erzählte, daß in seiner Gegenwart dreimal mit Losstäbchen beraten worden sei, ob er sogleich durch Feuer getötet oder für eine andere Zeit aufgespart werden solle; durch die Gunst der Lose sei er noch wohlbehalten. Ebenso fand man Marcus Metius auf und führte ihn zu Cäsar zurück. 54. Als diese Schlacht jenseits des Rheines gemeldet worden war, fingen die Sueben, die an die Ufer des Rheines gekommen waren, sofort an heimzukehren; die Uber, die dem Rheins zunächst wohnen, setzten ihnen, die in Schrecken geraten waren, nach und machten eine große Zahl von ihnen nieder. (2) Nachdem Cäsar in einem Sommer zwei sehr große Kriege beendet hatte, führte er etwas zeitiger, als es die Jahreszeit erforderte, sein Heer zu den Sequanern in die Winterquartiere. (3) Den Befehl über die Winterquartiere übertrug er Labienus; er selbst brach nach dem diesseitigen Gallien auf, um Gerichtstage abzuhalten (eine der Obliegenheiten des Provinzstatthalters).
 
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