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Bellum Gallicum Buch 2 Kapitel 1-35
1. (1) Während Caesar sich im diesseitigen Gallien aufhielt und, wie wir oben berichteten, das Heer im Winterlager lag, drangen immer häufiger Gerüchte zu ihm, die durch Briefe des Labienus bestätigt wurden, daß sich alle Belger, die, wie erwähnt, einen der drei Teile Gallien bewohnen, gegen das römische Volk zusammenschlössen und untereinander Geiseln austauschten. (2) Die Gründe für die Verschwörung waren folgende: Erstens fürchteten sie, daß nach der Unterwerfung des gesamten übrigen Galliens unser Heer gegen sie geführt würde, (3) zweitens wurden sie von einigen Galliern in Unruhe versetzt, teils weil diese zwar dagegen gewesen waren, daß die Germanen länger in Gallien blieben, jedoch auch schlecht ertrugen, daß das Heer des römischen Volkes in Gallien überwinterte und auf die Dauer dort blieb, teils weil sie einen Umsturz herbeizuführen suchten, da sie von Natur aus unbeständig, und leichtfertig sind. (4) Da in Gallien oft mächtige Männer, die die Möglichkeit hatten, eine Gefolgschaft zu bilden, die Führung eines Stammes an sich rissen, versuchten einige auch deshalb Unruhe zu erregen, weil dies unter unserer Herrschaft nicht mehr so leicht möglich wäre. 2. (1) Die Berichte und triefe veranlaßten Caesar, zwei neue Legionen im diesseitigen Gallien auszuheben und zu Beginn des Sommers dem Legaten Q. Pedius den Auftrag zu geben, sie in das Innere Galliens zu führen. (2) Er selbst kam zum Heer, sobald die Versorgung mit Futter in Gang gekommen war. (3) Die Senonen und die übrigen Gallier an der Grenze zu den Belgern erhielten von Caesar den Auftrag auszukundschaften, was bei den Belgern geschehe, und ihm darüber zu berichten. (4) Aus allen ihren Nachrichten ging immer wieder hervor, daß die Belger Truppen zusammenzögen und das Heer an einem Ort versammelten. (5) Da nun glaubte Caesar, mit dem Aufbruch gegen die Belger nicht länger zögern zu dürfen. (6) Nachdem er für den Getreidenachschub vorgesorgt hatte, brach er nach elf Tagen auf und gelangte in etwa 15 Tagen an die Grenzen des belgischen Gebietes. 3. (1) Als Caesar dort überraschend und schneller als erwartet eintraf, schickte der belgische Stamm der Remer, der an der Grenze zu Gallien lebt, Iccius und Andecumborius, die Führer ihres Stammes, als Gesandte zu Caesar, (2) um ihm zu sagen, die Angehörigen ihres Stammes unterstellten sich und ihren ganzen Besitz dem Schutz und der Herrschaft des römischen Volkes; sie stimmten mit den übrigen Belgern nicht überein und seien auch in keiner Weise an der Verschwörung gegen das römische Volk beteiligt. (3) Sie seien bereit, ihm Geiseln zu stellen und seine Aufträge auszuführen, ebenso auch sein Heer in ihre Städte aufzunehmen und mit Getreide und anderem Notwendigem zu versorgen. (4) Alle übrigen Belger stünden unter Waffen, und die Germanen, die diesseits des Rheins lebten, hätten sich mit ihnen vereinigt. (5) Die Erregung sei so groß, daß sie, die Remer, nicht einmal die Suessionen von einer Verständigung mit den Belgern hätten abschrecken können, obwohl sie Brüder und Verwandte der Remer seien, die dieselbe Rechtsordnung wie sie und im Krieg einen gemeinsamen Oberbefehl, im Frieden eine gemeinsame Regierung hätten. 4. (1) Als Caesar sich bei ihnen nach den einzelnen Stämmen, der zahlenmäßigen Stärke ihres Heeres und nach ihrer Kampfkraft erkundigte, erfuhr er, (2) daß die meisten Belger von den Germanen abstammten und in der Vergangenheit über den Rhein gekommen waren. Sie hätten sich wegen der Fruchtbarkeit des Bodens dort angesiedelt und die Gallier, die dort lebten, vertrieben. Zur Zeit unserer Väter seien sie die einzigen gewesen, die die Cimbern und Teutonen daran gehindert hätten, in ihr Gebiet einzudringen, als diese das gesamte übrige Gallien verheert hätten. (3) Die Erinnerung daran habe dazu geführt, daß sie großen Einfluß für sich in Anspruch nähmen und sich im Krieg sehr viel zutrauten. (4) Die Remer berichteten, sie hätten alles über ihre Stärke erfahren, weil sie auf Grund enger verwandtsihaftlicher und freundschaftlicher Beziehungen wüßten, wie viele Leute jeder bei der allgemeinen Versammlung der Belger für diesen Krieg in Aussicht gestellt habe. (5) Die Bellovacer seien die kriegstüchtigsten unter ihnen und den anderen an Bevölkerungszahl und Einfluß überlegen: Sie könnten 100000 Bewaffnete stellen und hätten davon 60000 besonders ausgewählte zugesagt. Dafür forderten sie die Führung im ganzen Krieg. (6) Die Suessionen seien ihre Grenznachbarn und hätten das größte und fruchtbarste Gebiet in Besitz. (7) Noch zu unseren Zeiten sei Diviciacus ihr König gewesen, der mächtigste Mann in ganz Gallien, der nicht nur über einen großen Teil des gallischen Gebietes, sondern auch über Britannien geherrscht habe. Nun sei Galba ihr König. Auf Grund seiner Gerechtigkeit und Klugheit sei ihm mit allgemeiner Zustimmung die Leitung des ganzen Krieges übertragen worden. (8) Die Suessionen besäßen zwölf Städte und sagten die Stellung von 50000 Soldaten zu, ebenso viele wie die Nervier, die bei ihnen selbst als besonders wild gälten und am weitesten entfernt lebten. (9) Die Atrebaten wollten 15000 Mann stellen, die Ambianer 10000, die Moriner 25000, die Menapier 9000, die Caleten, Veliocasser und Viromanduer je 10000, die Atuatucer 19000; (10) die Condrusen, Eburonen, Caeroser und Caemanen - sie alle heißen Germanen - stellten vermutlich 40000 Mann. 5. (1) Caesar bestärkte die Remer in ihrer Haltung, erwiderte ihnen sehr entgegenkommend und forderte ihren samten Senat auf, sich bei ihm einzufinden und die Kinder der vornehmsten Adligen als Geiseln zu ihm zu bringen. Die Remer erfüllten seine Aufträge sorgfältig und zum festgesetzten Termin. (2) Caesar selbst stellte dem Haeduer Diviciacus eindringlich vor Augen, wie große Bedeutung für den römischen Staat und das Schicksal ihrer beider Völker habe, daß die feindlichen Gruppen getrennt blieben, damit man nicht auf einmal mit einer so großen Zahl kämpfen müßte. (3) Man könne das erreichen, wenn die Haeduer ihre Truppen in das Gebiet der Bellovacer eindringen ließen, um deren Felder zu verwüsten. Mit diesen Aufträgen entließ er ihn. (4) In der Zwischenzeit war die Gesamtmacht der Belger, wie Caesar erfuhr, an einem Ort konzentriert und gegen ihn in Marsch gesetzt worden. Da zudem vorausgesandte Späher und die Remer meldeten, die Feinde seien nicht mehr weit entfernt, ließ Caesar eiligst das Heer über den Fluß Axona setzen, der durch das Grenzgebiet der Remer fließt, und errichtete dort sein Lager. (5) Dadurch schützten die Flußufer die eine Seite des Lagers, und es entstand im Rücken Caesars ein Raum, der vor den Feinden sicher war. Außerdem erreichte Caesar dadurch, daß der Nachschub von den Remern und den übrigen Stämmen ungefährdet zu ihm gelangen konnte. Über den Fluß führte eine Brücke. (6) Dorthin verlegte Caesar eine Wachmannschaft und ließ auf dem anderen Ufer den Legaten Q. Titurius Sabinus 156 mit sechs Cohorten zurück. Schließlich ließ er das Lager mit einem 12 Fuß hohen Wall und einem 18 Fuß breiten Graben befestigen. 6. (1) Bibrax, eine Ortschaft der Remer, war etwa 8 Meilen von diesem Lager entfernt. In einem Sturmangriff gingen die Belger unmittelbar aus dem Marsch heraus dazu über, den Ort zu belagern. Nur mit Mühe konnten sie an diesem Tag aufgehalten werden. (2) Die Belger gehen bei der Belagerung genauso vor wie die Gallier: Sobald sie die Mauern völlig mit einer starken Streitmacht eingeschlossen haben, fangen sie an, von allen Seiten Steine auf die Mauern zu schleudern. Sobald die Mauern von Verteidigern entblößt sind, bilden sie ein Schilddach, rücken gegen die Tore vor und versuchen, die Mauern zum Einsturz zu bringen. (3) Eben dies gelang damals mühelos. Denn als eine so gewaltige Anzahl von Gegnern Steine und Wurfgeschosse schleuderte, konnte sich niemand mehr auf den Mauern halten. (4) Als die Nacht dem Ansturm ein Ende setzte, schickte der Remer Iccius, der in der Stadt das Kommando hatte, Boten zu Caesar; als Angehöriger des höchsten Adels besaß er in seinem Volk großes Ansehen und war einer der Gesandten gewesen, die zu Caesar gekommen waren, um über den Frieden zu verhandeln. Er ließ Caesar melden, er könne dem Feind nicht länger standhalten, wenn ihm keine Verstärkung geschickt werde. 7. (1) Um Mitternacht sandte Caesar den Bewohnern der Stadt Numider, kretische Bogenschützen und balearische Schleuderer zu Hilfe. Sie wurden von den Boten geführt, die von Iccius gekommen waren, (2) und ihre Ankunft ließ die Remer auf wirksame Verteidigung ihrer Stadt hoffen. Dadurch erhöhte sich ihr Kampfeseifer; während die Feinde aus dem gleichen Grund die Hoffnung aufgaben, sich der Stadt mit Gewalt bemächtigen zu können. (3) Daher blieben sie nur noch kurze Zeit in der Nähe der Stadt, verwüsteten das Land der Remer und zündeten alle Dörfer und Gehöfte an, zu denen sie sich Zugang verschaffen konnten. Dann aber zogen sie schnell mit ihrem gesamten Heer in Richtung auf das Lager Caesars und errichteten in einer Entfernung von weniger als 2 Meilen ihr eigenes Lager. (4) Wie man aus dem Rauch und den Lagerfeuern entnehmen konnte, war dieses Lager mehr als 8 Meilen breit. 8. (1) Caesar beschloß zunächst mit Rücksicht auf die gewaltige Zahl der Feinde und den Ruf, der ihrer außerordentlichen Tapferkeit vorausging, eine Schlacht hinauszuzögern. (2) Er prüfte jedoch in täglichen Reitergefechten, wie groß einerseits die Tapferkeit der Feinde, andererseits der Wagemut unserer Soldaten waren. (3) Bald hatte er erkannt, daß unsere Soldaten nicht unterlegen waren. Auch eignete sich die natürliche Beschaffenheit des Geländes vor dem Lager besonders gut dazu, ein Heer in Schlachtordnung aufmarschieren zu lassen, denn die Anhöhe, auf der das Lager stand, erhob sich nur wenig über die Ebene, und ihre Vorderseite entsprach genau dem Raum, den man mit einem zur Schlacht aufgestellten Heer ausfüllen konnte. Auf beiden Seiten fiel sie steil ab, während sie auf der Vorderseite sanft geneigt in die Ebene überging. (4) Auf den beiden Seiten ließ Caesar Quergräben von etwa 400 Fuß ziehen und am Ende dieser Gräben Castelle errichten. Dort stellte er Schleudermaschinen 160 auf, damit die Feinde, deren Stärke vor allem in ihrer Zahl lag, nicht durch einen Angriff auf die Flanken sein Heer einkesseln könnten, nachdem es sich zur Schlacht formiert hatte. (5) Nach Ausführung dieser Maßnamen ließ er die zwei Legionen, die er gerade ausgehoben hatte, im Lager zurück, um sie einsetzen zu können, wenn er irgendwo Unterstützung brauchte. Die übrigen sechs Legionen ließ er vor dem Lager in Schlachtordnung aufmarschieren. Auch die Feinde hatten ihre Truppen aus dem Lager herausgeführt und zur Schlacht aufgestellt. 9. (1) Zwischen unserem und dein feindlichen Heer lag ein kleiner Sumpf. Die Feinde warteten darauf, daß unsere Soldaten ihn überquerten; diese jedoch waren gerüstet, den Gegner anzugreifen, wenn dieser daranging, den Sumpf zu überschreiten, und daher kampfunfähig wäre. (2) Unterdessen fand zwischen beiden Fronten ein Reitergefecht statt. Da keines der beiden Heere Anstalten machte, über den Sumpf zu gehen, das Reitergefecht jedoch zu unseren Gunsten ausgegangen war, führte Caesar seine Soldaten ins Lager zurück. (3) Die Feinde rückten von hier aus weiter zum Fluß Axona vor, der, wie erwähnt, hinter unserem Lager vorbeifloß. (4) Dort fanden sie Furten und versuchten, einen Teil ihrer Truppen über den Fluß zu setzen, um, wenn es möglich wäre, den Brückenkopf, den der Legat Q. Titurius kommandierte, zu besetzen und die Brücke abzureißen. (5) Sollte sich das als undurchführbar erweisen, hatten sie die Absicht, die Felder der Remer zu verwüsten und dadurch die Versorgung des Heeres unmöglich zu machen, die in diesem Krieg vor allem von der Landwirtschaft der Remer abhing. 10. (1) Von Titurius benachrichtigt, führte Caesar die gesamte Reiterei, die leicht bewaffneten Numider, Schleuderer und Bogenschützen über die Brücke und rückte schnell gegen die Feinde vor. Am Fluß kam es zu einem heftigen Gefecht. (2) Unsere Soldaten griffen die Gegner an, die beim Übergang über den Fluß keinen Widerstand leisten konnten, und töteten eine große Anzahl von ihnen. (3) Als die übrigen über ihre Leichen hinweg mit großer Unerschrockenheit versuchten, über den Fluß zu kommen, trieb sie der Hagel der Wurf Geschosse zurück. Unsere Reiterei kreiste zudem die ein, die als erste ans Ufer gelangt waren, und tötete sie. (4) Als die Feinde begriffen, daß sie vergeblich gehofft hatten, die Ortschaft zu erobern und den Fluß zu überschreiten, und sahen, daß unsere Soldaten nicht auf ungünstiges Gelände vorrücken würden, um zu kämpfen, während ihnen schon das Getreide auszugehen drohte, beriefen sie eine Versammlung ein, auf der sie beschlossen, es sei das beste, wenn jeder in seine Heimat zurückkehre. Sie wollten sich erst dann wieder treffen, wenn das Land, in das die Römer als nächstes einrückten, verteidigt werden müsse. Da sie in der Heimat auf die dort lagernden Kornvorräte zurückgreifen konnten,wollten sie die Entscheidung lieber im eigenen als im fremden Land herbeiführen. (5) Neben den genannten Gründen wurde ihre Entscheidung auch dadurch beeinflußt, daß sie erfahren hatten, Diviciacus nähere sich mit den Haeduern dem Gebiet der Bellovacer. Sie konnten daher die Bellovacer nicht überreden, länger zu bleiben und es zu unterlassen, ihren Stammesgenossen beizuspringen. 11. (1) Nach diesem Beschluß verließen sie um die zweite Nachtwache mit viel Lärm und Geschrei ihr Lager, ohne feste Ordnung und Führung, da jeder als erster auf dem Marsch sein wollte und sich beeilte, in die Heimat zu kommen. Dadurch sah ihr Aufbruch ganz wie eine Flucht aus. (2) Als Caesar sofort durch Späher davon erfuhr, fürchtete er einen Hinterhalt, weil er noch nicht durchschaut hatte, warum sie aufbrachen. Er hielt daher das Heer und die Reiterei im Lager zurück. (3) Als er jedoch von Kundschaftern bei Tagesanbruch über die wahre Sachlage in Kenntnis gesetzt wurde, schickte er die gesamte Reiterei voraus, um die feindliche Nachhut aufzuhalten. An ihre Spitze stellte er die Legaten Q. Pedius und L. Aurunculeus Cotta. Dem Legaten T. Labienus befahl er, ihr sofort mit drei Legionen zu folgen. (4) Als die Reiter die letzten des feindlichen Zuges angriffen und auf einer meilenweiten Verfolgung eine große Zahl der Flüchtigen töteten, machte der Schluß des Zuges, zu dem auch unsere Fußsoldaten inzwischen vorgedrungen waren, plötzlich halt und leistete unserem Angriff tapfer Widerstand. (5) Die Feinde, die sich weiter vorn im Zug befanden, glaubten jedoch, ihnen drohe noch keine Gefahr, und da sie sich durch nichts verpflichtet fühlten und an kein Kommando gebunden waren, suchten sie alle in völliger Auflösung ihr Heil in der Flucht, als sie das Kampfgeschrei hörten. (6) Unsere Soldaten töteten daher ungefährdet den ganzen Tag über eine große Anzahl von ihnen. Erst bei Sonnenuntergang ließen sie davon ab und kehrten wie befohlen ins Lager zurück. 12. (1) Bevor sich der Feind nach der panischen Flucht wieder sammeln könnte, führte Caesar am folgenden Tag das Herr in das Gebiet der Suessionen, das dem der Remer benachbart ist. In einem Gewaltmarsch eilte er sofort zur Stadt Noviodunum. (2) Da er hörte, daß sie von Verteidigern entblößt sei, versuchte er, sie aus dem Marsch heraus im Sturm zu nehmen. Obwohl sie nur schwach verteidigt wurde, hinderten ihn jedoch der breite Graben und die hohe Mauer daran, sie einzunehmen. (3) Nachdem er ein befestigtes Lager hatte errichten lassen, ließ er Laufgänge vertreiben und alles bereitstellen, was für einen Sturm notwendig war. (4) Währenddessen sammelte sich in der folgenden Nacht die gesamte Menge der flüchtenden Suessionen in der Stadt. (5) Als aber die Laufgänge rasch an die Stadt herangeführt, ein Damm aufgeworfen und Türme errichtet wurden, beeindruckte der gewaltige Belagerungsapparat, von dem die Gallier bisher nichts gesehen noch gehört hatten, und die Schnelligkeit der Römer die Suessionen so, daß sie Gesandte an Caesar schickten, um über eine Kapitulation zu verhandeln. Auf Grund der Bitten der Remer erreichten sie, daß sie verschont wurden. 13. (1) Nachdem Caesar die Ersten des Stammes und sogar zwei Söhne des Königs Galba als Geiseln in Empfang genommen hatte und ihm alle Waffen aus der Stadt ausgeliefert worden waren, nahm er die Kapitulation der Suessionen an und zog mit seinem Heer gegen die Bellovacer. (2) Diese hatten sich mit ihrer gesamten Habe in die Stadt Bratuspantium geflüchtet. Als Caesar mit seinem Heer noch etwa 5 Meilen von Bratuspantium entfernt war, kamen alle erwachsenen Männer aus der Stadt, streckten ihm die Hände entgegen und bedeuteten mit Rufen, daß sie sich ihm auf Gnade oder Ungnade ergäben und nicht gegen das römische Volk kämpfen wollten. (3) Als er bei der Stadt angelangt war und dort sein Lager aufschlagen ließ, flehten von der Mauer herab auch die Knaben und Frauen nach ihrem Brauch mit ausgebreiteten Armen die Römer um Frieden an. 14. (1) Diviciacus, der nach dein Abzug der Belger die Truppen der Haeduer entlassen hatte und zu Caesar zurückgekehrt war, machte sich zu ihrem Fürsprecher: (2) Seit jeher seien die Bellovacer die Schutzbefohlenen und Freunde der Haeduer gewesen. (3) Nur unter dem Druck ihrer führenden Männer seien sie von den Haeduern abgefallen und hätten das römische Volk angegriffen. Diese Adligen hätten behauptet, Caesar habe die Haeduer derartig geknechtet, daß sie gezwungen seien, jede nur denkbare entwürdigende Behandlung und Schmach zu ertragen. (4) Die Hauptvertreter dieser Politik seien nach Britannien geflohen,als sie erkannten, wieviel Unglück sie über ihren Stamm gebracht hätten. (5) Nicht nur die Bellovacer selbst, sondern auch stellvertretend für sie die Haeduer bäten ihn, Milde und Mäßigung gegen sie walten zu lassen. (6) Wenn er so verfahre, werde gleichzeitig das Ansehen der Haeduer bei allen Belgern steigen, mit deren Hilfstruppen und materieller Unterstützung sie im Kriegsfall bisher regelmäßig durchhielten. 15. (1) Mit Rücksicht auf das große Ansehen des Diviciacus und der Haeduer sagte Caesar zu, ihre freiwillige Kapitulation anzunehmen und sie zu verschonen. Da es ein Stamm war, der bei den Belgern großen Einfluß besaß und an Zahl alle übertraf, forderte er 600 Geiseln. (2) Nach ihrer Übergabe und nach Auslieferung aller in der Stadt vorhandenen Waffen zog er von dort weiter in das Gebiet der Ambianer, die sich ihm mit ihrer gesamten Habe sofort ergaben. (3) An ihr Gebiet stieß das der Nervier. Als Caesar sich nach ihrer Natur und ihrer Lebensweise erkundigte, erfuhr er folgendes: (4) Kein Handelsmann erlange Zutritt zu ihnen. Es sei bei ihnen verboten, Wein und andere Luxusgüter einzufahren, weil sie glaubten, daß sie dies verweichliche und ihre Tapferkeit vermindere. 161 (5) Sie seien wild und außerordentlich tapfer. Sie machten den übrigen Belgern erbitterte Vorwürfe und klagten sie an, daß sie durch die Kapitulation vor dem römischen Volk ihre von den Ahnen ererbte Tapferkeit aufgegeben hätten. (6) Sie erklärten mit Entschiedenheit, keine Gesandten schicken und kein Friedensangebot annehmen zu wollen. 16. (1) Als Caesar drei Tage durch ihr Gebiet gezogen war, erfuhr er von Gefangenen, daß sich jenseits des Flusses Sabis, der nicht weiter als 10 Meilen von seinem Lager entfernt war, (2) alle Nervier gelagert hätten und dort zusammen mit den Atrebaten und Viromanduern, ihren Grenznachbarn, die Ankunft der Römer erwarteten. (3) Die Nervier hatten nämlich die Atrebaten und Viromanduer überredet, mit ihnen im Kampf gegen die Römer ihr Kriegsglück zu versuchen. (4) Caesar erfuhr ferner, daß sie die Truppen der Atuatucer erwarteten, die sich bereits auf dem Marsch befänden. (5) Die Frauen und die auf Grund ihres Alters kampfuntauglichen Männer hätten sie eilends an einen Ort gebracht, zu dem es wegen der Sümpfe in der Nähe für ein Heer keinen Zugang gebe. 17. (1) Als Caesar davon erfuhr, sandte er Späher und Centurionen voraus, um eine geeignete Stelle für ein Lager auszuwählen. (2) Da sich eine Anzahl von Belgern und anderen Galliern, die vor Caesar kapituliert hatten, in seinem Gefolge befanden und ihn auf dem Marsch begleiteten, wurden sie mit der Ordnung vertraut, die unser Heer in diesen Tagen gewöhnlich auf dem Marsch einhielt. Wie man später von Kriegsgefangenen erfuhr, kamen einige von bei Nacht zu den Nerviern und erklärten ihnen, nach jeder einzelnen Legion komme jeweils ein langer Zug Troß und Kriegsgerät, so daß es nicht schwierig sei, die erste Legion bei ihrem Eintreffen im Lager anzugreifen, bevor sie ihr Gepäck abgelegt hätte, da die übrigen Legionen dann noch weit entfernt seien. (3) Sei sie geschlagen und der Troß geplündert, würden die übrigen Legionen nicht wagen, weiteren Widerstand zu leisten. (4) Die Männer, die diesen Vorschlag unterbreiteten, erhielten Unterstützung durch folgenden Umstand: Da die Nervier nicht in der Lage waren, Reiterei einzusetzen bis heute kümmern sie sich nicht darum; ihre ganze Schlagkraft liegt bei den Fußtruppen -, hatten sie von alters er eine Methode entwickelt, die Reiterei ihrer Grenznachbarn abzuwehren, wenn sie bei ihnen eingefallen waren, um Beute zu machen: Sie schnitten junge Bäume ein und bogen sie. Zwischen ihre zahlreichen in die Breite wachsenden Zweige pflanzten sie Brombeer- und Dornbüsche und stellten so einen Schutzverhau her, der an die Stelle einer Mauer trat und undurchdringlich war, ja sogar jede Sicht versperrte. Weil unser Zug dadurch aufgehalten werde, glaubten die Nervier, man dürfe den Vorschlag nicht beiseiteschieben. 18. (1) Das Gelände, das unsere Soldaten für ein Lager ausgesucht hatten, sah folgendermaßen aus: Eine Anhöhe fiel in gleichmäßiger Neigung zum Fluß Sabis ab, den wir oben erwähnten. (2) Vom Fuß aus stieg ein weiterer Hügel mit gleicher Neigung an, der dem ersten gegenüberlag und sein Gegenstück bildete. Sein unterer Teil war etwa auf 200 Schritt hin unbewaldet, während er in der Höhe mit Bäumen bestanden war, die die Sicht erschwerten. (3) In diesen Wäldern hielten sich die Feinde verborgen, Im freien Gelände, am Fluß entlang, wurden nur einzelne Reiterposten beobachtet. Der Fluß war ungefähr drei Fuß tief. 19. (1) Caesar folgte der Reiterei, die er vorausgeschickt hatte, mit allen Truppen sofort nach. Die Organisation und Ordnung des Marsches sahen jedoch anders aus, als es die Belger den Nerviern hinterbracht hatten. (2) Denn weil das Heer in die Nähe des Feindes kam, setzte sich Caesar an die Spitze von sechs Legionen, die er nach seiner Gewohnheit kampfbereit marschieren ließ. (3) Ihnen schloß sich der Troß des gesamten Heeres an. Den Schluß des Zuges bildeten die zwei Legionen, die zuletzt ausgehoben worden waren und jetzt die Bewachung des Trosses übernahmen. (4) Unsere Reiter überquerten mit Schleuderern und Bogenschützen den Fluß und eröffneten den Kampf mit der feindlichen Reiterei. (5) Wiederholt zog sich diese in die Wälder zu ihrem Heer zurück, um von dort aus erneut unsere Reiter anzugreifen. Unsere Reiterei rückte zwar bis dahin vor, wo das offene Gelände aufhörte, wagte jedoch nicht, die zurückweichenden Feinde weiter als bis zum Rand des offenen Geländes zu verfolgen. Inzwischen maßen die sechs Legionen, die als erste eingetroffen waren, die Abschnitte für den Bau des Lagers aus und gingen daran, es zu befestigen. (6) Sobald die Feinde, die sich in den Wäldern versteckt hielten, die ersten Abteilungen unseres Trosses erblickten - sie hatten vorher diesen Augenblick für die Eröffnung des Kampfes vereinbart und schon in den Wäldern ihr Heer und dessen einzelne Einheiten in Schlachtordnung aufgestellt -, feuerten sie sich gegenseitig an, brachen plötzlich mit allen Truppen hervor und griffen unsere Reiter an. (7) Nachdem sie diese mühelos geschlagen und vertrieben hatten, wandten sie sich in unglaublicher Geschwindigkeit zum Fluß, so daß es aussah, als ob sie sich fast gleichzeitig bei den Wäldern, am Fluß und sogar schon im Handgemenge mit unseren Soldaten befänden. (8) Mit derselben Geschwindigkeit stürmten sie den Hügel hinauf, auf unser Lager und die Soldaten zu, die an diesem arbeiteten. 20. (1) Caesar hätte alle Maßnahmen gleichzeitig treffen müssen: Die Fahne hissen, die signalisierte, daß man zu den Waffen greifen müsse, mit der Tuba Alarm geben, die Soldaten, die sich etwas weiter entfernt hatten, um Material für den Lagerwall zu beschaffen, von der Arbeit abrufen und herbeiholen, das Heer zur Schlacht aufstellen, die Soldaten anfeuern und das Zeichen zum Angriff geben. (2) Die Ausführung dieser Maßnahmen wurde zum großen Teil durch die kurze Zeit und durch den Angriff der Feinde erschwert. (3) Zwei Umstände verringerten diese Schwierigkeiten: einmal die praktische Erfahrung der Soldaten, die in den vergangenen Kämpfen so viel Übung erlangt hatten, daß sie imstande waren, die notwendigen Maßnahmen ebenso richtig auf sich selbst gestellt zu treffen, als wenn sie ihnen von anderer Seite vor geschrieben würden. Dazu kam, daß Caesar den einzelner Legaten verboten hatte, sich von ihren Legionen oder de Arbeit am Lager zu entfernen, solange die Befestigung nicht vollendet war. (4) Da der Feind so schnell und in nächster Nähe erschien, warteten sie nicht erst Befehl( Caesars ab, sondern trafen allein die Maßnahmen, die ihnen gut erschienen. 21. (1) Caesar gab daher nur die notwendigsten Anordnungen und eilte herab, um seine Soldaten anzufeuern, wo immer er sie antraf. Dabei stieß er auf die 10. Legion. (2) Um sie anzufeuern, sagte er nicht vielmehr, als daß sie an ihre bewährte Tapferkeit denken, sich nicht verwirren lassen und dem Angriff der Feinde tapfer standhalten solle. (3) Da die Feinde schon in Wurfweite eines Geschosses standen, gab er das Zeichen zum Angriff. (4) Als er sich auf die andere Seite wandte, um auch hier die Soldaten anzufeuern, begegnete er schon Kämpfenden. (5) Die Zeit war so knapp bemessen und der Feind so auf Kampf eingestellt, daß die Soldaten nicht mehr dazu kamen, die Helme aufzusetzen oder die Hüllen von den Schilden zu ziehen, geschweige denn die Kampfabzeichen anzulegen. (6) Jeder stellte sich da auf, wohin er gerade von der Schanzarbeit kam und wo er das nächstbeste Feldzeichen erblickte, so daß niemand Zeit damit verlor, nach seiner Einheit zu suchen. 22. (1) Da sich das Heer mehr nach den Gegebenheiten des Geländes, nach der Steigung der Anhöhe und den augenblicklichen Erfordernissen aufstellte als nach militärischer Regel, waren die Legionen voneinander getrennt und leisteten dem Feind an verschiedenen Stellen Widerstand. Sie wurden zudem durch die eben erwähnten dichten Verhaue behindert, die, auf dem Gelände verteilt, die Sicht versperrten. Daher konnten weder bestimmte Hilfstruppen zum Einsatz bereitgestellt werden, noch konnte man überblicken, was die Lage an den einzelnen Kampf abschnitten erforderte. Deshalb war es unmöglich, daß einer allein alle Befehle erteilte. (2) In dieser außerordentlich ungünstigen Lage nahm der Kampf einen unterschiedlichen Verlauf. 23. (1) Auf dem linken Flügel der Front standen die Soldaten der 9. und 10. Legion den Atrebaten gegenüber, denen dieser Frontabschnitt zugefallen war. Unsere Soldaten schleuderten ihre Wurfspieße, und da die Atrebaten durch den schnellen Lauf erschöpft und durch Verwundungen geschwächt waren, gelang es unseren Soldaten, die Feinde schnell von der Anhöhe herab in den Fluß zu treiben. Als sie versuchten, über den Fluß zu entkommen, töteten unsere Soldaten bei der Verfolgung einen großen Teil der Kampfunfähigen mit dem Schwert. (2) Sie zögerten nicht, auch selbst den Fluß zu überschreiten, und obwohl sie dabei in ungünstiges Gelände gerieten und der Feind daraufhin den Kampf erneut aufnahm und Widerstand leistete, schlugen sie ihn in die Flucht. (3) Genauso hatten an einer anderen Stelle die 8. und 11. Legion, jeweils auf sich gestellt, die Viromanduer, auf die sie gestoßen waren, von der Höhe herab überwältigt und kämpften mit ihnen nun unmittelbar an den Ufern des Flusses. (4) Auf dem rechten Flügel hatte sich die 12. Legion und nicht weit davon die 7. festgesetzt. Dagegen war das Lager von vorn und auf der linken Seite ganz ungedeckt, so daß alle Nervier unter der Führung des Oberbefehlshabers Boduognatus in dichtgeschlossenen Reihen dorthin stürmten. (5) Ein Teil von ihnen ging daran, die Legionen von der ungeschützten Flanke her einzukreisen, ein Teil wandte sich unmittelbar gegen die Höhe, auf der das Lager stand. 24. (1) Im selben Augenblick trafen unsere Reiter und die leichtbewaffneten Fußsoldaten, die zu den Heeresteilen gehörten, die der Feind, wie erwähnt, beim ersten Angriff in die Flucht geschlagen hatte, während des Rückzugs ins Lager wieder auf die Feinde und flohen erneut in anderer Richtung. (2) Die Troßknechte, die von der Porta Decumana und von der höchsten Stelle der Anhöhe aus zugesehen hatten, wie unsere siegreichen Soldaten über den Fluß gingen, verließen das Lager, um Beute zu machen. Als sie jedoch zurückblickten und bemerkten, daß der Feind schon in unserem Lager stand, flohen sie kopflos. (3) Zugleich erhob sich Lärm und Geschrei unter den Leuten, die mit dem Troß ankamen und sich jetzt, von Panik ergriffen, nach allen Seiten zerstreuten. (4) Der Stamm der Treverer, der bei den Galliern wegen seiner Tapferkeit einen einzigartigen Ruf genießt, hatte Caesar Reiter zur Unterstützung geschickt. Als diese jetzt sahen, wie sich unser Lager mit unzähligen Feinden füllte, daß die Legionen schwer bedrängt wurden und völlig eingekesselt waren, als sie zudem bemerkten, daß die Troß_ knechte, Reiter, Schleuderer und Numider aufgelöst und zerstreut in alle Richtungen flohen, gaben sie unsere Sache unter dem Eindruck all dieser Ereignisse verloren und wandten sich heimwärts. Zu Hause angelangt, meldeten sie ihrem Stamm, die Römer seien völlig geschlagen, der Feind sei im Besitz des Lagers und des Trosses. 25. (1) Gleich nach den anfeuernden Worten an die 10. Legion wandte sich Caesar zum rechten Flügel, da er bemerkte, daß seine Soldaten dort hart bedrängt wurden. Die Soldaten der 12. Legion hatten die Feldzeichen an eine Stelle gebracht, und da sie sich dort eng zusammendrängten, behinderten sie sich gegenseitig beim Kampf. Die Centurionen der 4. Cohorte waren alle gefallen; auch der Feldzeichenträger war umgekommen, das Feldzeichen verloren und die Centurionen der übrigen Cohorten waren fast alle verwundet oder tot. Unter diesen befand sich auch der ranghöchste Centurio, P. Sextius Baculus, ein überaus tapferer Mann, der so oft und schwer verwundet worden war, daß er sich nicht mehr aufrecht halten konnte. Caesar bemerkte, daß auch die übrigen langsamer wurden, daß sich in den hintersten Reihen einige versprengte Soldaten aus dem Kampfgetümmel zurückzogen und versuchten, den Wurfgeschossen auszuweichen, während die Feinde, die von vorn die Hügel hinaufkamen, den Kampf ununterbrochen fortsetzten und uns auch von beiden Seiten her bedrohten. Caesar sah, daß die Lage dort höchst gefährlich war, er hatte jedoch keinerlei Truppen zur Verfügung, die er hätte zu Hilfe schicken können: (2) Da nahm er einem Soldaten aus den hinteren Reihen den Schild weg, da er selbst ohne Schild gekommen war, drang bis zur ersten Reihe vor, rief die Centurionen alle beim Namen und feuerte die übrigen Soldaten an, während er ihnen befahl, zum Angriff überzugehen und die Manipel auseinanderzuziehen, damit sie ihre Schwerter leichter gebrauchen könnten. (3) Sein Erscheinen erfüllte die Soldaten mit neuer Hoffnung und frischem Mut. Da sich jeder vor den Augen des Feldherrn und in dieser besonders gefährlichen Situation anstrengen wollte, gelang es, dem Angriff der Feinde für eine Weile etwas von seiner Stoßkraft zu nehmen. 26. (1) Als Caesar sah, daß die 7. Legion, die daneben stand, ebenso vom Feind bedrängt wurde, befahl er den Militärtribunen, die Legionen allmählich zu vereinigen und den Feind nach beiden Seiten hin anzugreifen. (2) Da sie sich hierdurch gegenseitig unterstützen konnten und nicht fürchten mußten, daß sie der Feind von hinten her einkreiste, begannen sie, härteren Widerstand zu leisten und tapferer zu kämpfen. (3) Inzwischen kamen für die Feinde auf der Höhe die Soldaten der zwei Legionen in Sicht, die als Nachhut den Troß gesichert und auf die Nachricht von der Schlacht hin ihren Marsch beschleunigt hatten. (4) Labienus, der das Lager der Feinde erobert hatte und von oben her beobachtete, was in unserem Lager vorging, schickte unseren Soldaten die 10. Legion zu Hilfe. (5) Sobald diese aus der Flucht der Reiter und Troßknechte entnahm, wo die Lage kritisch war und in welch bedrohlicher Situation sich das Lager und der Feldherr befanden, gab sie das Äußerste an Schnelligkeit her. 27. (1) Mit ihrem Erscheinen änderte sich die Lage völlig, so daß unsere Soldaten den Kampf wieder aufnahmen, auch die, die schon verwundet zu Boden gesunken waren und sich jetzt auf ihre Schilde stützten. (2) Als die Troßknechte bemerkten, daß Panik die Feinde ergriff, gingen sie sogar unbewaffnet auf ihre bewaffneten Gegner los. Die Reiter, die nun mit Tapferkeit ihre schändliche Flucht wiedergutmachen wollten, kämpften überall mit und übertrafen die Legionäre noch an Eifer. (3) Die Feinde zeigten jedoch eine derartige Tapferkeit, auch als kaum noch Hoffnung auf Rettung bestand, daß sich, wenn die erste Reihe gefallen war, die folgende auf die am Boden liegenden Soldaten stellte und auf ihren Leichen stehend weiterkämpfte. (4) Als auch diese Soldaten fielen und die Leichen sich türmten, warfen die überlebenden von diesem Grabhügel aus Wurfgeschosse auf unsere Soldaten und schleuderten die Speere zurück, die sie von uns auffingen. (5) Man mußte zu dem Schluß kommen, daß Menschen von derart außergewöhnlicher Kampfkraft nicht unbegründet gewagt hatten, einen so breiten Fluß zu überqueren, so steile Ufer zu erklimmen und sich in so ungünstiges Gelände zu begeben: Die Größe ihres Mutes hatte die schwierigsten Unternehmungen mühelos aussehen lassen. 28. (1) In dieser Schlacht wurde fast der gesamte Stamm der Nervier ausgelöscht. Daher waren die älteren Männer, die, wie erwähnt, mit den Knaben und Frauen überstürzt ins Watt und in die Sumpfgegenden gebracht worden waren, auf die Nachricht von der Schlacht hin der Überzeugung, daß der Sieger jetzt völlige Handlungsfreiheit habe, während die Besiegten alles zu gewärtigen hätten. (2) Sie schickten deshalb mit Zustimmung aller Überlebenden Gesandte an Caesar, um die Kapitulation anzubieten. Um das Unglück ihres Stammes deutlich zu machen, berichteten sie, daß von ihren 600 Senatoren noch drei, von 60 000 Stammesangehörigen knapp 500 übriggeblieben seien, die noch Waffen tragen könnten. (3) Damit deutlich würde, daß er gegen Unglückliche und Demütige Barmherzigkeit walten lasse, wandte Caesar seine ganze Aufmerksamkeit auf ihre Schonung. Er forderte die Nervier auf, weiterhin in ihrem Land und ihren Städten zu leben, und befahl ihren Grenznachbarn, ihren gesamten Stamm von jedem unrechtmäßigen und böswilligen Vorgehen gegen die Nervier abzuhalten. 29. (1) Die oben erwähnten Atuatucer, die unterwegs waren, um den Nerviern zu Hilfe zu kommen, machten auf die Nachricht von der Schlacht hin kehrt und zogen in die Heimat zurück. (2) Sie verließen alle Städte und kleineren befestigten Orte und brachten ihre gesamte Habe in eine einzige Stadt"", die durch ihre Lage hervorragend geschützt war. (3) Ringsum fielen die Felsen auf allen Seiten steil ab und boten eine gute Fernsicht. Nur an einer Stelle ließen sie einen Zugang frei, der sanft abfiel und nicht mehr als 200 Fuß breit war. Diesen Ort hatten die Atuatucer mit einer überaus hohen doppelten Mauer befestigt. jetzt verstärkten sie die Mauer mit Felsblöcken von gewaltigem Gewicht und mit zugespitzten Pfählen. (4) Die Atuatucer stammten von den Cimbern und Teutonen ab. Diese hatten bei ihrem Zug in unsere Provinz und nach Italien alles Hinderliche, was sie nicht mit sich nehmen konnten, diesseits des Rheins untergebracht und eine Abteilung von 6000 Mann dort zur Bewachung und zum Schutz zurückgelassen. (5) Nach ihrem Untergang wurde dieser Teil des Stammes viele Jahre lang von den in der Nähe lebenden Stämmen umhergetrieben. Nachdem sie jedoch immer wieder selbst Angriffe unternommen oder sich gegen fremde verteidigt hatten, kamen alle Parteien überein, in Frieden miteinander zu leben. Die Cimbern und Teutonen hatten sich dann diesen Ort zum Wohnsitz ausgewählt. 30. (1) In der ersten Zeit nach Erscheinen unseres Heers machten sie immer wieder Ausfälle aus der Stadt und verwickelten uns in kleinere Gefechte. (2) Später mußten sie in der Stadt bleiben,daCaesarsiedurcheinenWallvon15 Meilen Länge und einen dichten Ring von Wachposten eingeschlossen hatte. (3) Als sie bemerkten, daß in der Ferne die Laufgänge vorgetrieben, dann der Belagerungsdamm aufgeworfen und ein Belagerungsturm errichtet wurden, erhoben sie zuerst von der Mauer herab ein Gelächter und spotteten darüber, daß diese gewaltigen Vorbereitungen in so weiter Entfernung getroffen wurden: (4) Mit welchen Händen und mit welchen Kräften trauten wir uns wohl zu, einen Turm von derartigem Gewicht auf die Mauer schaffen zu können, besonders da wir doch von so kleiner Gestalt seien? Da sie selbst alle so groß sind, verachten uns die Gallier meistens wegen unseres kleinen Wuchses. 31. (1) Als sie jedoch sahen, daß sich die Belagerungsmaschinen in Bewegung setzten und sich den Mauern näherten, erschütterte sie der neue und ungewohnte Anblick so, daß sie Gesandte an Caesar schickten, die über den Frieden verhandeln sollten und folgendes ausführten: (2) Sie glaubten, daß die Römer den Krieg nicht ohne göttliche Hilf e führten, da sie die Belagerungsmaschinen trotz ihrer großen Höhe mit derartiger Geschwindigkeit fortbewegten und dann aus der Nähe Mann gegen Mann kämpfen könnten. (3) Daher seien sie entschlossen, sich und ihre gesamte Habe Caesar auszuliefern. (4) Sie bäten nur inständig um eins: Wenn er sich vielleicht auf Grund seiner Milde und Güte, wovon sie über andere gehört hätten, entschließe, die Atuatucer zu schonen, möge er sie nicht ihrer Waffen berauben. (5) Fast alle umliegenden Stämme seien ihre Feinde und haßten sie wegen ihrer Tapferkeit. Wenn sie die Waffen auslieferten, könnten sie sich jedoch nicht mehr gegen sie verteidigen. (6) Falls sie in diese Lage gerieten, zögen sie es vor, jedes erdenkliche Unglück durch die Römer zu erleiden, als qualvoll von denen umgebracht zu werden, bei denen sie vorher stets die führende Rolle gespielt hätten. 32. (1) Caesar erwiderte darauf: Er werde ihren Stamm verschonen, mehr seiner Gewohnheit folgend, als weil sie es verdient hätten, wenn sie kapitulierten, ehe der Sturmbock die Mauer berannt habe. Es gebe für sie aber keine Kapitulation ohne Auslieferung der Waffen. (2) Er werde das tun, was er auch bei den Nerviern getan habe, nämlich den angrenzenden Stämmen befehlen, nichts Unrechtmäßiges gegen Menschen zu unternehmen, die sich dem römischen Volk unterworfen hätten. (3) Als die Atuatucer von den Forderungen in Kenntnis gesetzt worden waren, erklärten sie sich über ihre Gesandten bereit, sie zu erfüllen. (4) Sie warfen so viele Waffen von der Mauer in den Graben, den Caesar vor der Stadt hatte 2hiehen lassen, daß die Berge von Waffen fast die Höhe der Mauer und des Belagerungsdammes erreichten. Dennoch hatten sie, wie sich später herausstellte, etwa ein Drittel davon in der Stadt zurückbehalten und versteckt. Am selben Tag wurden die Tore geöffnet und der Kriegszustand beendet. 33. (1) Gegen Abend befahl Caesar, die Tore zu schließen und die Soldaten aus der Stadt abzuziehen, damit es nicht zu Ausschreitungen gegenüber den Einwohnern käme. (2) Wie sich herausstellte, hatten diese schon vorher Verrat geplant. Da sie glaubten, daß unsere Wachtposten nach der Kapitulation abgezogen würden oder wenigstens ihren Dienst nachlässiger erfüllten, machten sie plötzlich um die 3. Nachtwache an der Stelle, wo der Zugang zu unseren Befestigungswerken am wenigsten steil schien, mit allen Truppen einen Ausfall aus der Stadt. Teils benutzten sie dazu die Waffen, die sie zurückbehalten und verborgen hatten, teils hatten sie auch Schilde aus Baumrinde oder aus Rutengeflecht hergestellt und mit Fellen bezogen, wie es im Augenblick die kurze Vorbereitungszeit erforderte. (3) Durch Feuerzeichen wurde jedoch schnell Gefahr signalisiert, wie Caesar es vorher für einen solchen Fall befohlen hatte, so daß von den nächsten Wachtposten aus alles dorthin eilte. (4) Die Feinde kämpften so verbissen, wie man es von, tapferen Männern erwarten mußte, die auf ungünstigem Gelände mit dem Mut der Verzweiflung gegen Soldaten antraten, die vom Wall und von den Belagerungstürmen Wurfgeschosse schleuderten. Ihre einzige Hoffnung lag in ihrer Tapferkeit. (5) Nachdem etwa 4000 Mann gefallen waren, wurden die übrigen in die Stadt zurückgedrängt. (6) Am folgenden Tag wurden die Tore aufgebrochen, doch verteidigte sich niemand mehr. Caesar überließ unseren Soldaten die Stadt und verkaufte die gesamte Beute. (7) Die Einkäufer gaben ihm eine Zahl von 53 000 Menschen an. 34. (1) Um dieselbe Zeit erhielt Caesar von P. Crassus, den er mit einer Legion zu den Venetern, Unellern, Osismern, Coriosoliten, Essuviern, Aulercern und Redonen geschickt hatte, die Nachricht, daß er alle diese Stämme in die Abhängigkeit und unter die Herrschaft des römischen Volkes gebracht habe. Sie sind Seevölker und leben an den Küsten des Ozeans. 35. (1) Nach diesen kriegerischen Erfolgen herrschte in ganz Gallien Ruhe. Von dem Krieg drangen jedoch so eindrucksvolle Berichte zu den Barbaren, daß auch die Stämme, die jenseits des Rheins lebten, Gesandte an Caesar schickten mit der Zusage, Geiseln zu stellen und seine Aufträge auszuführen. (2) Da Caesar schnell nach Italien und Illyrien aufbrechen wollte, befahl er den Gesandtschaften, zu Beginn des nächsten Sommers zu ihm zurückzukehren. (3) Er ließ die Legionen im Land der Carnuten, Anden und Turonen und anderer Stämme, die in der Nähe des Kriegsschauplatzes lebten, ins Winterlager führen und reiste nach Italien ab. (4) Auf die Berichte Caesars hin beschloß der Senat für diese Erfolge ein Dankfest von 15 Tagen, was nie jemand zuvor erreicht hatte.
 
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