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Bellum Gallicum Buch 5 Kapitel 30-54
0 (1) Als im Verlauf des Streites die Meinungen im Kriegsrat aufeinanderprallten und Cotta und die ranghöchsten Offiziere weiter harten Widerstand leisteten, sagte Sabinus so laut, daß es ein großer Teil der Soldaten deutlich hören konnte: (2) Setzt euch durch, wenn ihr es so wollt; ich bin unter euch nicht derjenige, der am meisten Angst um sein Leben hat. Die hier werden es schon merken. Wenn ein Unglück geschieht, werden sie von dir Rechenschaft fordern. (3) Wenn du es zuließest, würden sie sich übermorgen mit den Soldaten der nächsten Winterlager vereinen und gemeinsam mit den anderen den Krieg überstehen, nicht dagegen verstoßen und verbannt, weit entfernt von den übrigen, durch Hunger oder Schwert umkommen. 31 (1) Da erhob sich der Kriegsrat, seine Mitglieder ergriffen die Kontrahenten bei den Händen und bäten sie inständig, nicht durch ihre hartnäckige Zwietracht höchste Gefahr heraufzubeschwören. (2) Die Lage sei leicht zu bewältigen, ob man nun bleibe oder aufbreche, wenn nur alle einer Meinung seien und ein gemeinsames Vorgehen billigten. Wenn sie dagegen uneinig seien, sehe man keine Hof7fnung auf Rettung. So wurde die Auseinandersetzung bis Mitternacht weitergeführt. (3) Endlich gab Cotta,' zutiefst beunruhigt, nach, und die Ansicht d7es Sabinus gewann die Oberhand. Es wurde verkündet, daß man bei Tagesanbruch aufbreche. (4) Für den Rest der Nacht blieben alle wach, weil jeder Soldat seine Sachen daraufhin durchsah, was er mitnehmen könne und was von der Winterausrüstung zurückbleiben müsse. (5) Alle Argumente wurden noch einmal gründlich bedacht, warum man einerseits nicht ohne Gefahr bleiben könne, andererseits, daß die Gefahr durch die Erschöpfung und den verlorenen Schlaf der Soldaten nur größer würde. (6) So brach man bei Tagesanbruch aus dem Lager auf und marschierte in einem überaus langen Zug mit beträchtlichem Gepäck ab. Die Römer erweckten den Eindruck, als seien sie überzeugt, daß der Rat nicht von ihrem Feind, sondern ihrem besten Freund Ambiorix erteilt worden sei. 32 (1) Die Feinde hatten an dem nächtlichen Lärm und daran, daß die Soldaten wachblieben, gemerkt, daß der Aufbruch bevorstand. Daraufhin stellten sie den Römern eine Falle, indem sie sich in zwei Gruppen teilten und in den Wäldern in einem günstig gelegenen Versteck, das etwa 2 Meilen vom römischen Lager entfernt war, das Eintreffen der Römer erwarteten. (2) Als der größere Teil des Heereszuges in ein weites Tal hinabgestiegen war, erschienen sie plötzlich von beiden Enden des Tals und begannen, die Nachhut unseres Zuges zu bedrängen, während sie der Vorhut den Aufstieg versperrten, so daß sie unsere Soldaten auf äußerst ungünstigem Gelände zum Kampf zwangen. 33 (1) Weil Titurius vorher keinerlei Vorsichtsmaßregeln getroffen hatte, verlor er in dieser Lage schließlich den Kopf, lief ängstlich von einem zum andern und wies den Cohorten ihre Stellungen an, doch wirkten alle seine Anordnungen so furchtsam, daß man sah, wie er die Kontrolle über die Situation verlor. Dies geschieht den Menschen in der Regel, wenn sie gezwungen sind, in einer augenblicklichen Notlage Entscheidungen zu treffen. (2) Cotta jedoch, der sich gedacht hatte, daß dies auf dem Marsch geschehen könne, und der daher gegen den Abzug gewesen war, versäumte jetzt nichts, um für die Rettung aller zu sorgen. Er erfüllte seine Pflicht als Feldherr, indem er die Soldaten durch Zurufe anfeuerte, und kämpfte in der Schlacht, wie es einem Soldaten zukommt. (3) Da der Heereszug so lang war, konnten die beiden Legaten nur schwer selbst überall hingelangen und an jeder einzelnen Stelle für die entsprechenden Maßnahmen sorgen. Sie ließen daher durchgeben, das Gepäck im Stich zu lassen und einen Kreis zu bilden, (4) Obwohl dieser Entschluß in einem solchen Fall nicht zu tadeln war, erwies er sich dennoch als unvorteilhaft. (5) Er bewirkte, daß die Hoffnung auf Rettung bei den Soldaten schwand, während er den Kampfeseifer der Feinde wachsen ließ, weil es den Anschein hatte, daß nur höchste Panik und Verzweiflung zu diesem Schritt geführt hatten. (6) Außerdem trat ein, was geschehen mußte, daß die Soldaten scharenweise ihre Feldzeichen verließen und sich beeilten, aus dem Gepäck das herauszuziehen und an sich zu reißen, woran sie am meisten hingen. Der ganze Schauplatz war von jammern und Geschrei erfüllt. 34 (1) Die Feinde aber bewiesen Umsicht. Ihre Führer ließen an der ganzen Front durchsagen, daß sich niemand von der Stelle rühren solle; die Beute sei ihnen sicher, und was auch immer die Römer zurückließen, bleibe ihnen. Sie sollten daher in der Überzeugung handeln, daß alles von einem Sieg abhänge. (2) An Zahl und Tapferkeit im Kampf waren die Feinde unseren Soldaten gleich. Obwohl diese von ihrem Führer und dem Glück im Stich gelassen wurden, setzten sie ihre ganze Hoffnung auf Rettung in ihre Tapferkeit, so daß, wann immer eine Cohorte zum Kampf vorstürmte, an dieser Stelle eine große Zahl von Feinden fiel. (3) Als Ambiorix dies bemerkte, ließ er weitergeben, man solle nur von fern Wurfgeschosse auf die Römer schleudern und nicht näher heranrücken, sondern zurückweichen, wo die Römer angriffen. Da die eigenen Waffen zu leicht und die Römer durch tägliche Übung gut diszipliniert seien, könne man ihnen da keinen Schaden zufügen; (4) wenn die Römer sich jedoch wieder zu ihren Feldzeichen zurückzögen, solle man ihnen folgen. 35 (1) Die Feinde hielten sich genau an diese Vorschrift, so daß sie eilends zurückwichen, wann immer eine Cohorte aus dem Kreis hervorbrach und zum Angriff überging. (2) Da währenddessen die Abteilung ungedeckt war, gingen notwendigerweise von der offenen Flanke her Wurfgeschosse auf sie nieder; (3) sobald sie sich aber wieder an den Ort zurückziehen wollte, von dem aus sie losgestürmt war, wurde sie von den Feinden, die vor ihr ausgewichen waren, aber auch von denen, die in der Nähe standen, umzingelt. (4) Wenn sie ihre Stellung im Kreis jedoch halten wollten, blieb ihnen weder die Möglichkeit, ihre Tapferkeit zu beweisen, noch konnten sie auf dem engen Raum den Wurfgeschossen ausweichen, die die feindliche Übermacht auf sie schleuderte. (5) Dennoch leisteten sie Widerstand, auch wenn sie mit so vielen Nachteilen kämpfen mußten und zudem viele Verwundete hatten. Obwohl sich der Kampf über einen großen Teil des Tages hinzog er dauerte von Tagesanbruch bis zur 8. Stunde, verhielten sie sich in jeder Hinsicht ehrenhaft: (6) Da wurden T. Balventius, der im vergangenen Jahr der ranghöchste Centurio einer Legion gewesen war und als tapferer Mann großes Ansehen genoß, beide Oberschenkel von einem Spieß durchbohrt; (7) Q. Lucanius, der denselben Rang innehatte, fiel nach außerordentlich tapferem Kampf, als er seinem Sohn zu Hilfe kam, der von den Feinden eingekreist worden war. (8) Während der Legat C. Cotta alle Cohorten und Centurien anfeuerte, wurde er durch einen Schleuderstein im Gesicht verwundet. 36 (1) Dies alles bewog Q. Titurius, als er Ambiorix in der Ferne erblickte, wie er seine Soldaten anfeuerte, seinen Dolmetscher Cn. Pompeius zu ihm zu schicken, um ihn um Schonung für sich und seine Soldaten zu bitten. (2) Als Cn. Pompeius Ambiorix ansprach, antwortete dieser, wenn Titurius mit ihm reden wolle, so sei es ihm gestattet; was die Rettung der Soldaten angehe, so hoffe er, dies von seinem Volk erreichen zu können. Titurius selbst werde auf jeden Fall nichts geschehen, dafür verbürge er sich mit seinem Wort. (3) Titurius versuchte, sich mit dem verwundeten Cotta darüber zu verständigen, daß es geraten sei, den Kampf abzubrechen und gemeinsam mit Ambiorix zu verhandeln; er hoffe, von Ambiorix ihre eigene Rettung und die der Soldaten erreichen zu können. Cotta weigerte sich jedoch, zu einem bewaffneten Feind zu gehen, und beharrte auf diesem Standpunkt. 37 (1) Sabinus gab daraufhin den Militärtribunen, die sich gerade in seiner Umgebung befanden, und den ranghöchsten Centurionen den Befehl, ihm zu folgen. Als er in die Nähe des Ambiorix gekommen war, wurde er aufgefordert, die Waffen niederzulegen. Er kam diesem Befehl nach und ließ seine Begleitung das gleiche tun. (2) Während über die Waffenstillstandsbedingungen verhandelt wurde, zog Ambiorix das Gespräch absichtlich in die Länge. Inzwischen kreisten die Feinde Sabinus allmählich ein und töteten ihn. (3) Darauf erhoben sie nach ihrer Gewohnheit ein wildes, lautes Siegesgeschrei und griff en unsere Soldaten an, deren Reihen sie völlig in Verwirrung brachten. (4) Dabei wurde C. Cotta mit dem größten Teil der Soldaten im Kampf getötet. Der Rest zog sich ins Lager zurück, von dem sie ausgezogen waren. (5) Unter diesen Soldaten befand sich auch der Adlerträger L. Petrosidius, der den Adler über den Wall ins Lager warf, als er von einer großen Zahl von Feinden bedrängt wurde; er selbst fiel vor dem Lager in tapferstem Kampf. Die Soldaten hielten der Bestürmung nur mit Mühe bis zum Einbruch der Nacht stand . (6) In der Nacht brachten sie sich alle selbst um, weil sie an ihrer Rettung verzweifelten. (7) Nur wenige konnten aus der Schlacht entkommen. Sie gelangten auf Irrwegen durch die Wälder zu dem Legaten T. Labienus ins Winterlager und benachrichtigten ihn über das Vorgefallene. 38 (1) In seiner Begeisterung über den Sieg brach Ambiorix sofort mit seinen Reitern zu den Atuatucern auf, die an den Grenzen seines Gebietes lebten. Er unterbrach den Ritt weder bei Tag noch bei Nacht und befahl dem Fußvolk, ihm sofort zu folgen. (2) Nachdem er den Atuatucern seinen Sieg geschildert und sie zum Kampf aufgestachelt hatte, zog er am nächsten Tag zu den Nerviern weiter und forderte sie auf, sich die Gelegenheit nicht entgehen zu lassen, ihre Freiheit für immer wiederzuerlangen und sich an den Römern für das zu rächen, was sie ihnen angetan hätten. (3) Er legte dar, daß zwei Legaten tot und ein großer Teil des Heeres untergegangen sei. (4) Es sei leicht, die Legion, die unter Cicero im Winterlager stehe, überraschend zu schlagen und niederzumachen. Ambiorix erklärte öffentlich, die Nervier dabei unterstützen zu wollen. Es gelang ihm mühelos, sie zu überreden. 39 (1) Sie schickten daher umgehend Gesandte zu den Ceutronen, Grudiern, Levacern, Pleumoxiern und Geidumnern, die alle unter ihrer Herrschaft standen, sammelten so viele Truppen wie nur möglich und marschierten rasch und unbemerkt zum Lager Ciceros, zu dem das Gerücht vom Untergang des Titurius noch nicht gedrungen war. (2) Wie nicht anders zu erwarten, traf Cicero auch noch das Unglück, daß einige Soldaten, die in die Wälder ausgerückt waren, um Brennholz und Material für die Lagerbefestigung zu beschaffen, durch das plötzliche Erscheinen der feindlichen Reiterei abgeschnitten und von den Feinden eingekreist wurden. (3) Dann gingen diese in Scharen daran, die Legion im Winterlager zu bestürmen. Es waren die Eburonen, Nervier, Atuatucer zusammen mit den Bundesgenossen und Schutzbefohlenen aller dieser Stämme. Unsere Soldaten eilten schnell zu den Waffen und besetzten den Lagerwall. (4) Nur mit Mühe hielten sie an diesem Tag dem Feind stand, da dieser seine ganze Hoffnung auf seine überraschende Schnelligkeit setzte und fest darauf vertraute, er werde für immer Sieger bleiben, wenn er an diesem Tag den Sieg erringe. 40 (1) Cicero schickte umgehend Briefe an Caesar und versprach den Überbringern hohe Belohnung, wenn sie die Briefe durch die feindlichen Linien brächten. Da jedoch alle Wege besetzt waren, wurden die ausgesandten Boten abgefangen. (2) In der Nacht errichteten die Römer aus dem Bauholz, das sie zur Lagerbefestigung herbeigeschafft hatten, mindestens 120 Verteidigungstürme. Mit unerhörter Geschwindigkeit führten sie alles zu Ende, was an der Befestigung noch zu fehlen schien. (3) Am folgenden Tag gingen die Feinde, die jetzt noch viel mehr Truppen zusammengezogen hatten, zum Sturmangriff auf das Lager über und füllten den Graben auf. Unsere Soldaten leisteten auf dieselbe Art wie am Vortag Widerstand. (4) Dasselbe geschah an den darauffolgenden Tagen. (5) Auch in der Nacht wurde die Arbeit ununterbrochen fortgesetzt, weder den Kranken noch den Verwundeten gönnte man Ruhe. (6) Alles, was für die Abwehr des feindlichen Angriffs am folgenden Tag erforderlich war, wurde nachts vorbereitet. Man stellte eine große Zahl von Pfählen bereit, deren Spitzen im Feuer gehärtet waren, und ebenso eine große Zahl von schweren Wurfspeeren für den Kampf vom Lagerwall aus. Die Schutztürme wurden mit Brettern bedeckt und Schießscharten und Brustwehren aus Reisiggeflecht angebracht. (7) Obwohl Cicero von äußerst schwacher Gesundheit war, gönnte er sich nicht einmal nachts einen Augenblick der Ruhe, so daß die Soldaten von selbst bei ihm zusammenliefen und ihn durch Zurufe zwangen, sich zu schonen. 41 (1) Da erklärten die Führer und andere vornehme Männer der Nervier, die mit Cicero in einem freundschaftlichen Verhältnis standen und daher leichter ein Gespräch mit ihm führen konnten, sie wollten sich mit ihm unterreden. (2) Als ihnen Gelegenheit dazu gegeben wurde. leeren sie ihm dasselbe dar, was Ambiorix in seinen Verhandlungen mit Titurius ausgeführt hatte: Gallien stehe unter Waffen, die Germanen hätten den Rhein überschritten, Caesars Winterlager, ebenso die anderen, werde belagert. (4) Sie fügten auch die Nachricht über den Tod des Sabinus hinzu. Um Glauben zu erwecken, wiesen sie auf die Anwesenheit des Ambiorix hin. (5) Weiter erklärten sie, man befinde sich in einem Irrtum, wenn man von denen Schutz erwarte, die an ihrer Rettung zweifelten. Sie, die Nervier, hätten trotzdem nur dies eine gegen Cicero und das römische Volk einzuwenden, daß bei ihnen Winterlager eingerichtet würden. Sie wollten nicht, daß dies zu einer Gewohnheit werde. (6) Sie erlaubten den Römern, unversehrt aus dem Winterlager abzuziehen und ohne jede Furcht zu marschieren, wohin sie wollten. (7) Cicero erwiderte darauf nur eins: Es sei nicht die Gewohnheit des römischen Volkes, sich von einem bewaffneten Feind Bedingungen stellen zu lassen; (8) wenn die Nervier den Kriegszustand beenden wollten, sollten sie Gesandte an Caesar schicken und könnten dabei mit seiner Unters rechnen. Bei Caesars Sinn für Gerechtigkeit hoffe er, daß sie die Erfüllung ihrer Bitten erreichen könnten. 42 (1) Da die Nervier sich so in ihrer Hoffnung getäuscht sahen, kesselten sie das Winterlager mit einem Wall von 10 Fuß und einem Graben von 15 Fuß ein. (2) Durch die Erfahrungen der letzten Jahre hatten sie das von uns gelernt. Zudem lehrten sie es einige Gefangene aus unserem Heer, die sie in ihrer Gewalt hatten. (3) Da sie jedoch keine eisernen Werkzeuge besaßen, die für diese Arbeit geeignet waren, sahen sie sich gezwungen, Rasenstücke mit dem Schwert auszustechen und mit den Händen die Erde zu schaufeln und in Mänteln wegzutragen.(4) Daran konnte man allerdings erkennen, um wie viele Menschen es sich handelte; in weniger als drei Stunden hatten sie ein Belagerungswerk von 15 Meilen Umfang vollendet. (5) In den folgenden Tagen gingen sie daran, Belagerungstürme entsprechend der Höhe unseres Walles aufzurichten und Mauersicheln und Schutzdächer' 12 herzustellen, deren Bau sie ebenfalls die Gefangenen gelehrt hatten. 43 (1) Als sich am 7. Tag der Belagerung ein heftiger Sturm erhob, begannen die Feinde, mit Schleudern glühende Tongeschosse und glühende Wurfspieße auf die Baracken zu schießen, die nach gallischer Sitte mit Stroh gedeckt waren. (2) Diese fingen schnell Feuer, das sich durch die Gewalt des Windes über das ganze Lager ausbreitete. (3) Darauf erhoben die Feinde ein lautes Geschrei, als ob sie den Sieg schon sicher in Händen hätten, und begannen, die Belagerungstürme und Schilddächer heranzuschieben und den Lagerwall mit Leitern zu ersteigen. (4) Obwohl die Hitze unsere Soldaten überall versengte und ein Hagel von Wurfgeschossen auf sie niederging, während sie gleichzeitig merkten, daß das ganze Gepäck und ihre gesamte Habe verbrannte, waren sie so tapfer und unerschrocken, daß nicht nur keiner den Lagerwall verließ, um zu entkommen, sondern auch kaum einer zurückblickte. Im Gegenteil, sie kämpften in dieser Lage alle besonders hitzig und tapfer. (5) Dieser Tag war bei weitem der härteste für unsere Soldaten, Dennoch war das Ergebnis, daß an diesem Tag die größte Zahl von Feinden verwundet oder getötet wurde, da sie sich unmittelbar unterhalb des Walles zusammengedrängt hatten und die hinten stehenden Soldaten den vorderen keine Möglichkeit ließen, zurückzuweichen. (6) Als das Feuer etwas nachließ und an einer Stelle ein Belagerungsturm herangeschoben wurde, der den Lagerwall schon berührte, gaben die Centurionen der 3. Cohorte ihre Stellung auf und ließen auch alle ihre Soldaten zurückweichen. Dann begannen sie, die Feinde mit Winken und Zurufen aufzufordern hereinzukommen, wenn sie wollten, (7) Niemand wagte einen Schritt nach vorn. Da schleuderten die Römer von allen Seiten Steine und vertrieben die Feinde. Den Turm ließen sie in Flammen aufgehen. 44 (1) In dieser Legion dienten zwei außerordentlich tapfere Centurionen, die schon vor der Beförderung zum höchsten Rang standen, Titus Pullo und Lucius Vorenus. (2) Diese standen in ständigem Streit miteinander, wer den anderen übertreffe. In all jenen Jahren hatten sie als erbitterte Rivalen miteinander um ihren Rang gekämpft. (3) Von diesen beiden sagte Pullo, als bei der Lagerbefestigung aufs härteste gekämpft wurde: »Was zögerst du noch, Vorenus? Auf welche Gelegenheit wartest du noch, deine Tapferkeit zu beweisen? Dieser Tag wird unseren Wettstreit entscheiden.« (4) Mit diesen Worten ging er über die Lagerbefestigung und stürzte sich auf den Feind dort, wo er am dichtesten zu stehen schien. (5) Da hielt es auch Vorenus nicht auf dem Lagerwall, er folgte Pullo auf dem Fuß, weil er um sein Ansehen bei allen anderen fürchtete. (6) Aus einer gewissen Entfernung schleuderte Pullo seinen Wurfspieß die Feinde und durchbohrte einen, der gerade aus der feindlichen Menge nach vorn stürmte. Als dieser schwer getroffen starb, bedeckten ihn die Feinde mit ihren Schilden, schleuderten alle ihre Wurfgeschosse auf Pullo und machten ihm so ein weiteres Vorrücken unmöglich. (7) Pullos Schild wurde durchbohrt, und ein Wurfgeschoß blieb in seinem Wehrgehänge stecken, (8) so daß sich seine Schwertscheide durch den Treffer verschob. Als er versuchte, sein Schwert zu ziehen, war daher seine rechte Hand behindert, so daß er wehrlos war, als die Feinde ihn umzingelten. (9) Da kam ihm sein Feind Vorenus zu Hilfe und stand dem Bedrängten bei. (10) Sofort wandte sich daraufhin die feindliche Menge von Pullo ab und Vorenus zu, (11) da sie glaubten, der Speer habe Pullo durchbohrt. Vorenus kämpfte im Handgemenge mit dem Schwert, tötete einen Feind und trieb die übrigen ein Stück zurück. (12) Während er jedoch allzu stürmisch vordrang, stolperte er in eine Bodenvertiefung und stürzte. (13) Als die Feinde ihn einkreisten, brachte ihm wiederum Pullo Unterstützung, so daß sich beide, nachdem sie mehrere Feinde niedergemacht hatten, unversehrt und mit höchstem Ruhm bedeckt in die Befestigung zurückziehen konnten. (14) So trieb das Schicksal mit der heftigen Rivalität der beiden sein Spiel, daß nämlich jeder dem Rivalen zu Hilfe kam und ihn rettete und daß nicht zu entscheiden war, wen von beiden man als den tapfereren ansehen mußte. 45 (1) Je schwieriger und bedruckender die Belagerung von Tag zu Tag wurde, vor allem deshalb, weil ein großer Teil der Soldaten schwer verwundet war, so daß allmählich nur noch wenige Verteidiger übrigblieben, desto häufiger wurden Boten mit Briefen zu Caesar geschickt. Von diesen wurde ein Teil sofort ergriffen und vor den Augen unserer Soldaten unter Foltern getötet. (2) Im römischen Lager befand sich ein einziger Nervier mit Namen Vertico, ein Mann von anständiger Herkunft, der zu Beginn der Belagerung zu Cicero übergegangen war und sich ihm als zuverlässig erwiesen hatte. (3) Dieser stellte einem seiner Sklaven die Freiheit und große Belohnungen in Aussicht und überredete ihn dadurch, einen Brief zu Caesar zu bringen. (4) Der Sklave befestigte den Brief an seinem Spieß und brachte ihn so hinaus, und da er sich als Gallier unter Galliern bewegen konnte, ohne Verdacht zu erregen, gelangte er zu Caesar. (5) So erfuhr dieser durch den Sklaven von der Gefahr, in der sich Cicero und seine Legion befanden. 46 (1) Auf diese Nachricht hin sandte Caesar sofort, etwa um die 11. Stunde, einen Boten in das Gebiet der Bellovacer zu dein Quaestor M. Crassus, dessen Winterlager etwa 25 Meilen von ihm entfernt lag. (2) Er befahl ihm, um Mitternacht mit seiner Legion aufzubrechen und rasch zu ihm zu stoßen. (3) Crassus marschierte sofort nach Eintreffen des Boten ab. Einen zweiten Boten sandte Caesar an den Legaten C. Fabius mit der Aufforderung, seine Legion in das Gebiet der Atrebaten zu führen, da er wußte, daß er selbst durch diese Gegend ziehen müßte. (4) Labienus schrieb er, er möge mit seiner Legion in Richtung auf das Gebiet der Nervier marschieren, wenn es die militärische Lage erlaube. Da der übrige Teil des Heeres etwas zu weit entfernt stand, glaubte Caesar, er könne nicht auf dessen Anrücken warten. Er zog allerdings noch etwa 400 Reiter aus den nächstgelegenen Winterlagern zusammen. 47 (1) Etwa um die dritte Stunde erhielt Caesar von Vorreitern die Nachricht von Crassus' Ankunft. Er selbst rückte an diesem Tag 20 Meilen vor. (2) Crassus übertrug er das Kommando in Samarobriva und wies ihm eine ganze Legion zu, weil dort das gesamte schwere Kriegsgerät des Heeres und die Geiseln der einzelnen Stämme blieben; auch sein Archiv und das gesamte Getreide, das er hatte dorthin schaffen lassen, um den Winter überstehen zu können, ließ er zurück. (3) Fabius, der noch weniger Zeit gebraucht hatte, als Caesar ihm in seinem Befehl zugestanden hatte, kam ihm mit seiner Legion auf dem Marsch entgegen. (4) Inzwischen hatte Labienus vom Untergang des Sabinus und der Niedermetzelung der Cohorten erfahren. Gleichzeitig waren alle Truppen der Treverer gegen ihn vorgerückt, so daß er fürchtete, es werde wie eine Flucht aussehen, wenn er jetzt aus dem Lager abmarschierte; (5) infolgedessen werde er einem Angriff der Feinde nicht standhalten können, zumal er wußte, daß die Feinde auf Grund des kürzlichen Sieges an Selbstsicherheit gewonnen hatten. Er antwortete Caesar daher in einem Brief, in dem er beschrieb, welche Gefahr drohe, wenn er die Legion aus dem Winterlager abziehen lasse, und stellte die Ereignisse bei den Eburonen dar. Gleichzeitig unterrichtete er Caesar davon, daß das gesamte Heer der Treverer, Fußvolk und Reiterei 3 Meilen von seinem Lager entfernt in Stellung gegangen sei. 48 (1) Caesar billigte den Entschluß des Labienus. Wenn er auch mit drei Legionen gerechnet hatte, beschränkte er sich nun auf zwei, da er überzeugt war, daß die einzige Hoffnung, alle Legionen zu retten, in schnellem Handeln bestand. In Eilmärschen gelangte er in das Gebiet der Nervier. (2) Dort erfuhr er von Gefangenen, was sich bei Cicero ereignete und wie gefährlich dort die Lage war. (3) Da gewann er einen der gallischen Reiter mit hohen Belohnungen, Cicero einen Brief zu überbringen. (4) Er schickte ihn in griechischer Sprache, damit die Feinde nichts von unseren Plänen erführen, wenn sie den Brief abfingen. (5) Dem Reiter trug er auf, den Brief an den Riemen seines Speeres zu binden und in die römische Lagerbefestigung zu schleudern, wenn er nicht näher herankommen könne. (6) In dem Brief teilte er mit er sei mit den Legionen im Anmarsch und werde in Kürze eintreffen. Zugleich forderte er Cicero auf, sich weiter so tapfer zu halten wie bisher. (7) Der Gallier, der sich vor der gefährlichen Situation fürchtete, warf befehlsgemäß seinen Speer ins Lager. (8) Zufällig blieb dieser aber in einem Wachtturm stecken und wurde zwei Tage lang von unseren Soldaten nicht bemerkt, ehe ihn am dritten Tag ein Soldat erblickte, abnahm und zu Cicero brachte. (9) Dieser las den Brief durch, gab seinen Inhalt in einer Versammlung der Soldaten bekannt und erfüllte alle mit größter Freude. (10) Da erblickte man auch schon von ferne den Rauch von Bränden, so daß jeder Zweifel an der Ankunft der Legionen schwand. 49 (1) Als die Gallier durch ihre Kundschaftet davon erfuhren, gaben sie die Belagerung auf und rückten mit allen Truppen schnell gegen Caesar vor. Ihr Heer bestand aus etwa 60000 Bewaffneten. (2) Cicero bot sich dadurch die Gelegenheit, über denselben Vertico, den wir oben erwähnten, einen Gallier zu finden, der Caesar einen Brief überbringen sollte. Cicero ermahnte ihn, sich auf seinem Botengang besonders vorsichtig zu verhalten. (3) In dem Brief teilte er Caesar mit, die Feinde seien von seinem Lager abgezogen und hätten sich mit ihrer gesamten Streitmacht gegen Caesar gewandt. (4) Als dieser etwa um Mitternacht das Schreiben erhielt, unterrichtete er seine Soldaten davon und sprach ihnen für den kommenden Kampf Mut zu. (5) Am folgenden Tag brach er im Morgengrauen das Lager ab und war etwa 4 Meilen vorgerückt, als er jenseits eines Baches in einem Tal die Menge der Feinde erblickte. (6) Es wäre sehr gefährlich gewesen, auf diesem ungünstigen Gelände mit so wenigen Truppen zum Kampf anzutreten. Da er zudem wußte, daß Cicero von der Belagerung befreit war, gelangte er zu der Ansicht, er könne ohne Bedenken langsamer vorgehen. (7) Er hielt daher an und ließ an der günstigsten Stelle, die er finden konnte, ein befestigtes Lager errichten. Obwohl das Lager schon an sich klein angelegt wurde, weil es für kaum 7000 Menschen gedacht war, die noch dazu kein Kriegsgerät mit sich führten, schränkte Caesar den Platz dafür durch Verengung der Lagerstraßen noch so weit wie möglich ein. Er verfolgte dabei die Absicht, den Feinden möglichst verächtlich zu erscheinen. (8) In der Zwischenzeit sandte er Späher nach allen Richtungen aus, um auszukundschaften, wo man das Tal am bequemsten durchqueren könne. 50 (1) Von kleinen Reitergefechten abgesehen, die sich am Bach abspielten, blieb an diesem Tag jede Seite in ihrer Stellung: (2) Die Gallier wollten weitere Truppen erwarten, die noch nicht eingetroffen waren, (3) Caesar wollte versuchen, die Schlacht diesseits des Tales vor dem Lager stattfinden zu lassen, falls es ihm gelingen sollte, durch Vortäuschung von Furcht die Feinde auf für ihn günstiges Gelände zu locken. (4) Für den Fall, daß er damit keinen Erfolg hätte, wollte er erst die Wege auskundschaften, um dann mit geringerer Gefahr das Tal und den Bach zu überqueren. Bei Tagesanbruch rückte die Reiterei des Feindes gegen unser Lager vor und lieferte unseren Reitern ein Gefecht. (5) Caesar gab den Reitern mit Absicht die Weisung, zu weichen und sich ins Lager zurückzuziehen. Gleichzeitig ließ er das Lager an allen Seiten mit einem höheren Wall befestigen und die Tore versperren. Er befahl den Soldaten, bei der Arbeit daran möglichst viel hin und her zu rennen, als ob sie die Furcht antreibe. 51 (1) Dies alles bewog die Feinde, ihre Truppen über den Bach zu führen und in einem für sie ungünstigen Gelände aufzustellen. Da unsere Soldaten sogar auch vom Wall abgezogen wurden, rückten die Feinde noch näher heran und warfen von allen Seiten ihre Wurfgeschosse über die Befestigung ins Lager. (2) Dann ließen sie durch Ausrufer, die sie rings um das Lager schickten, bekanntgeben, wenn ein Gallier oder ein Römer vor der dritten Stunde zu ihnen übergehen wolle, könne er das gefahrlos tun; nach diesem Zeitpunkt sei dies nicht mehr möglich. (3) Sie legten eine solche Verachtung für uns an den Tag, daß die einen den Lagerwall mit bloßer Hand einzureißen, die anderen den Graben aufzufüllen begannen, da sie den Eindruck hatten, sie könnten nicht durch die Tore ins Lager eindringen. Diese waren nämlich zum Schein durch eine einfache Schicht von Rasenstücken versperrt. (4) Da ließ Caesar aus allen Toren einen Ausfall machen und die Reiterei ausrücken, so daß die Feinde so schnell in die Flucht geschlagen wurden, daß keiner auch nur einen Augenblick stehenblieb, um zu kämpfen. Unsere Soldaten machten eine große Anzahl von ihnen nieder und nahmen allen ihre Waffen ab. 52 (1) Caesar hatte Bedenken, die Feinde allzuweit zu verfolgen, da bald Wald und Sumpfgebiete kamen und er sah, daß es nur unter großen Verlusten möglich sei, seinen jetzigen Standort zu verlassen, um die Feinde zu verfolgen. Daher gelangte er an diesem Tag mit völlig unversehrtem Heer zu Cicero. (2) Er warb beeindruckt von den Türmen, die die Feinde errichtet hatten, ebenso von ihren Schilddächern und Belagerungswerken. Als Ciceros Legion vorgeführt wurde, stellte Caesar fest, daß nicht einmal jeder zehnte ohne Verwundung davongekommen war. (3) Er schloß aus all diesem, unter welcher Gefahr und mit welcher Tapferkeit man der Belagerung standgehalten hatte, (4) und bedachte die Verdienste Ciceros und seiner Legion mit hohem Lob. Die Centurionen sprach er einzeln an, ebenso die Militärtribunen, deren Tapferkeit besonders groß war, wie er aus Ciceros Bericht erfahren hatte. Von Gefangenen erfuhr er Genaueres über Sabinus und Cottas Untergang. (5) Am folgenden Tag schilderte er in einer Heeresversammlung die Kämpfe und richtete den Mut der Soldaten durch seinen Zuspruch wieder auf. (6) Er erklärte, daß man den Verlust, den er auf das leichtsinnige Verhalten des Legaten Sabinus zurückführte, um so gelassener tragen könne, als die Gunst der unsterblichen Götter und ihre eigene Tapferkeit den Schaden wiedergutgemacht hätten, so daß die Freude der Feinde nicht von langer Dauer sein werde und sie selbst ihre Erbitterung aufgeben könnten. 53 (1) Inzwischen drang das Gerücht von Caesars Sieg mit unglaublicher Schnelligkeit durch das Gebiet der Remer zu Labienus. Obwohl er sich etwa 60 Meilen von Ciceros Lager entfernt befand und Caesar dort erst nach der 9. Stunde eingetroffen war, erhob sich noch vor Mitternacht vor den Lagertoren ein Geschrei, mit dem die Remer Caesars Sieg verkünden und Labienus Glück wünschen wollten. (2) Als die Siegesnachricht weiter zu den Treverern gelangte, floh Indutiomarus, der für den folgenden Tag einen Sturm auf das Lager des Labienus angesetzt hatte, bei Nacht und führte seine gesamten Truppen in das Land der Treverer zurück. (3) Caesar sandte Fabius mit seiner Legion ins Winterlager zurück, während er selbst beschloß, mit drei Legionen in der Umgebung Samarobrivas in drei Lagern zu überwintern. Da in Gallien so große Unruhen entstanden waren, entschied er sich dafür, selbst den ganzen Winter über beim Heer zu bleiben. (4) Denn auf die Nachricht von der römischen Niederlage und vom Tod des Sabinus hin hatten fast alle gallischen Stämme Pläne für einen Krieg gefaßt, schickten Boten und Gesandtschaften nach allen Richtungen aus und zogen Erkundigungen darüber ein, was die anderen Stämme planten und wer mit dem Krieg beginnen sollte. An verlassenen Orten hielten sie nächtliche Versammlungen ab. (5) Während des gesamten Winters gab es für Caesar fast keinen Augenblick ohne irgendeine beunruhigende Nachricht, da er ständig Meldungen über Aufstandspläne oder Unruhen bei den Galliern empfing. (6) Dazu gehörte auch, daß der Quaestor L. Roscius, dem Caesar das Kommando über die 13. Legion übertragen hatte, die Nachricht sandte, daß sich starke gallische Truppen aus den Stämmen, die die aremorikischen genannt werden, vereinigt hätten, um sein Lager zu bestürmen. (7) Sie seien nicht mehr weiter als 8 Meilen davon entfernt gewesen, als sie auf die Kunde von Caesars Sieg hin wieder abgezogen seien, und zwar so eilig, daß ihr Abmarsch einer Flucht glich. 54 (1) Caesar berief die führenden Männer jeden Stammes zu sich und erreichte, daß sich ein großer Teil Galliens an seine Verpflichtungen hielt, indem er den einen Stämmen klarmachte, daß er wußte, was vor sich ging, und sie dadurch in höchsten Schrecken versetzte, den anderen dagegen ernstlich zuredete. (2) Dennoch planten die Senonen, ein sehr bedeutender Stamm mit großem Einfluß in Gallien, auf Beschluß ihres Senats einen Mordversuch an Cavarinus, den Caesar als König bei ihnen eingesetzt hatte. Zur Zeit, als Caesar nach Gallien kam, hatten Cavarinus Bruder Moritasgus und davor stets ihrer beider Vorfahren die Königswürde besessen. Da Cavarinus das Attentat vorausgeahnt hatte, war er geflohen, die Senonen hatten ihn jedoch bis an die Grenzen des Landes verfolgt, abgesetzt und aus der Heimat vertrieben. (3) Als eine Gesandtschaft bei Caesar erschienen war, um sich dafür zu rechtfertigen, hatte dieser dem gesamten Adel befohlen, sich bei ihm einzufinden; die Senonen waren der Aufforderung jedoch nicht gefolgt. (4) Bei den barbarischen Menschen wog die Tatsache, daß es einige Leute gab, die mit dem Krieg anfingen, so schwer und führte zu einem derart durchgreifenden Gesinnungswandel, daß uns fast jeder Stamm verdächtig wurde. Eine Ausnahme bildeten die Haeduer und Remer, die Caesar immer besonders ehrenvoll behandelte, die Haeduer auf Grund ihrer alten und beständigen Treue zum römischen Volk, die Remer wegen der Verdienste, die sie sich kürzlich im gallischen Krieg erworben hatten. (5) Ich weiß nicht, ob das Verhalten der anderen so sehr verwunderlich ist, und zwar aus verschiedenen Gründen, 325 vor allem aber, weil die Stämme, die wegen ihrer Tapferkeit im Krieg alle anderen übertrafen, aufs höchste darüber erbittert waren, so viel von dieser allgemeinen Geltung eingebüßt zu haben, daß sie sich der römischen Herrschaft beugen mußten. 55 (1) Die Treverer aber und Indutiomarus ließen in diesem ganzen Winter keine Zeit verstreichen, Gesandte über den Rhein zu schicken und dort die Stämme aufzuwiegeln und ihnen Geld zu versprechen. Da ein großer Teil unseres Heeres umgekommen sei, behaupteten sie, sei der restliche Teil nur noch sehr klein. (2) Dennoch konnten sie keinen germanischen Stamm dazu überreden, den Rhein zu überschreiten, denn die Germanen erklärten, sie hätten es zweimal versucht, einmal in Ariovists Krieg und einmal beim Obergang der Tencterer; ein weiteres Mal wollten sie das Schicksal nicht auf die Probe stellen. (3) Obwohl sie damit die Hoffnung des Indutiomarus erschütterten, begann dieser nichtsdestoweniger, Truppen zusammenzuziehen, sie auszubilden, von den benachbarten Stämmen Pferde zu beschaffen und aus ganz Gallien Verbannte und Verurteilte mit großen Geldgeschenken an sich zu locken. (4) Dadurch hatte er sich in Gallien schon so viel Einfluß verschafft, daß von allen Seiten Gesandtschaften bei ihm eintrafen und ihn im Namen ihrer Stämme, aber auch in eigenem Namen um sein Wohlwollen und seine Freundschaft angingen. 56 (1) Sobald er erkannte, daß die Stämme aus freien Stücken zu ihm kamen, daß auf der einen Seite die Senonen und Carnuten das Bewußtsein ihres Verbrechens antrieb, auf der anderen Seite die Nervier und Atuatucer sich zum Krieg gegen die Römer rüsteten und es ihm nicht an freiwilligen Truppenverbänden fehlen würde, wenn er den Vormarsch über seine Grenzen hinweg begonnen hätte, berief er einen bewaffneten Landtag ein. Nach gallischer Sitte bedeutet das den Kriegsausbruch. (2) Alle erwachsenen Wehrfähigen sind nach allgemein verbindlichem Volksbeschluß gezwungen, sich bewaffnet einzufinden, Wer von ihnen als letzter eintrifft, wird vor den Augen der Menge auf jede mögliche Art gefoltert und anschließend getötet. (3) Auf dieser Versammlung erklärte Indutiomarus den Führer der anderen Partei, seinen Schwiegersohn Cingetorix, der, wie wir oben schilderten, sich Caesar angeschlossen hatte, zum Landesfeind und zog sein Verm'0@gen ein. (4) Anschließend verkündete er in der Versammlung, die Senonen, Carnuten und mehrere andere Stämme Galliens hätten ihn zu Hilfe gerufen; (5) er werde seinen Weg dorthin durch das Gebiet der Remer nehmen, ihre Felder verwüsten, vorher aber noch das Lager des Labienus bestürmen. Hierfür traf er seine Anordnungen. 57 (1) Da Labienus in seinem Lager blieb, das durch seine natürliche Beschaffenheit und die gute Befestigung hervorragend geschätzt war, fürchtete er keine Gefahr für sich und die Legionen und dachte nur daran, sich keine Gelegenheit zu einem siegreichen Gefecht entgehen zu lassen. (2) Als er daher von Cingetorix und seinen Verwandten den Inhalt der Rede erfuhr, die Indutiomarus auf der Heeresversammlung gehalten hatte, schickte er Boten an die benachbarten Stämme und ließ von überall her Reiter stellen. (3) Diesen nannte er einen bestimmten Tag, an dem sie sich einfinden sollten. In der Zwischenzeit streifte Indutiomarus fast täglich mit seiner gesamten Reiterei dicht unter den Lagerwällen entlang, einmal, um die Befestigungsanlagen zu erkunden, zum andern, um mit der Besatzung zu sprechen und sie in Schrecken zu versetzen. Meist schleuderten dabei alle seine Reiter von fern ihre Spieße über den Lagerwall. (4) Labienus hielt seine Soldaten in der Befestigung zurück und bemühte sich mit allen Mitteln, mehr und mehr den Anschein von Furcht zu erwecken. 58 (1) Während Indutiomarus mit täglich steigender Verachtung an das Lager herankam, ließ Labienus in einer einzigen Nacht die Reiter aus allen benachbarten Stämmen ein, die er hatte herbeiholen lassen, und wachte so sorgfältig darüber, daß die Truppen im Lager blieben, daß dies Ereignis auf keine Weise verraten werden oder die Kunde davon zu den Treverern durchdringen konnte. (2) Inzwischen rückte Indutiomarus wie gewöhnlich vor das Lager und verbrachte dort einen großen Teil des Tages. Seine Reiter warfen ihre Speere und forderten unter vielen Schmähungen unsere Soldaten zum Kampf heraus. (3) Als diese keine Antwort gaben, zogen die Feinde, als es ihnen angebracht schien, gegen Abend vereinzelt und ohne Ordnung ab. (4) Plötzlich schickte Labienus aus zwei Toren zugleich die gesamte Reiterei hinaus. Da er voraussah, wie es dann auch eintrat, daß die Feinde in Panik versetzt und in die Flucht geschlagen werden würden, gab er Anweisung, daß alle Indutiomarus nachsetzen sollten, und verbot, daß jemand einen anderen Feind verwundete, ehe er gesehen habe, daß Indutiomarus tot sei. Labienus wollte vermeiden, daß Indutiomarus dadurch, daß die Reiter sich bei den übrigen aufhielten, Zeit gewänne und fliehen könnte. Er setzte eine große Belohnung für die aus, die ihn töteten. (5) Als Unterstützung schickte er den Reitern noch Cohorten zu Hilfe. (6) Das Glück verhalf Labienus Plan zum Erfolg, denn da alle einen einzigen verfolgten, wurde Indutiomarus in einer Furt des Flusses gefangengenommen und getötet. Sein Kopf wurde ins Lager gebracht. Auf dem Rückweg verfolgten die Reiter die Feinde, die sie noch erreichen konnten, und machten sie nieder. (7) Als dies Ereignis bekannt wurde, lösten sich die gesamten Truppen der Eburonen und Nervier auf, die sich schon versammelt hatten. Nach diesem Erfolg hatte Caesar etwas mehr Ruhe in Gallien.
 
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