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Bellum Gallicum Buch 5 Kapitel 1-29
1 (1) Als Caesar unter dem Consulat des L. Domitius und Ap. Claudius vom Winterlager nach Italien aufbrach, wie er es gewöhnlich jedes Jahr tat, gab er den Legaten, denen er die Legionen unterstellt hatte, den Auftrag, dafür zu sorgen, daß im Winter möglichst viele Schiffe gebaut und die alten wiederhergestellt würden. Er erklärte ihnen ihre Maße und ihre Form. (2) Um sie schneller beladen und an Land ziehen zu können, ließ er sie etwas niedriger bauen als die Schiffe, die wir auf unserem Meer gewöhnlich verwenden. Das war um so eher möglich, als er wußte, daß der Wellengang wegen der häufigen Gezeitenwechsel dort weniger hoch war. Um Lasten und eine Menge von Zugvieh transportieren zu können, sollten sie auch etwas breiter als die auf den anderen Meeren eingesetzten Schiffe gebaut werden. (3) Zudem befahl er, sie alle als leichte Ruderschiffe zu bauen, wozu sie ihre geringe Höhe besonders geeignet machte. (4) Was zur Ausrüstung der Schiffe notwendig war, ließ Caesar aus Spanien herbeischaffen. (5) Dann brach er nach Illyrien auf, sobald er die Gerichtstage im diesseitigen Gallien abgehalten hatte. Er hatte nämlich gehört, daß das an unsere Provinz grenzende Gebiet durch Einfälle der Pirusten verwüstet würde. (6) Als er in Illyrien eintraf, befahl er den dortigen Stämmen, Soldaten zu stellen und sie an einem bestimmten Ort zu sammeln. (7) Als dies bekannt wurde, schickten die Pirusten Gesandte zu ihm, die darlegten, daß nichts von den Vorfällen auf öffentlichen Beschluß hin geschehen sei. Sie erklärten, sie seien bereit, auf jede Weise für die widerrechtlich verursachten Schäden aufzukommen. (8) Caesar nahm ihre Erklärung an und forderte die Stellung von Geiseln, die er zu einem bestimmten Zeitpunkt auszuliefern befahl. Sollten sie dies nicht tun, so erklärte er, werde er den Stamm mit Krieg strafen. (9) Als die Geiseln befehlsgemäß ausgeliefert worden waren, bestellte er für die betroffenen Stämme Schiedsleute, die den angerichteten Schaden schätzen und die Höhe der Strafe feststellen sollten. 2 (1) Nachdem Caesar diese Angelegenheiten geregelt und Gerichtstage abgehalten hatte, kehrte er in das diesseitige Gallien zurück und brach von dort zum Heer auf. (2) Als er hier eingetroffen war, besichtigte er alle Winterlager. Obwohl es an allem Notwendigen mangelte, hatten die Soldaten einen so einzigartigen Eifer bewiesen, daß Caesar etwa 600 Schiffe der oben beschriebenen Art und 28 Kriegsschiffe ausgerüstet vorfand. Es fehlte nicht mehr viel, daß man sie in wenigen Tagen auslaufen lassen konnte. (3) Caesar sprach den Soldaten seine Anerkennung aus und legte den Leitern des Unternehmens seinen Plan dar. Dann befahl er allen, im Hafen Itius zusammenzukommen, da er wußte, daß die Überfahrt nach Britannien von diesem Hafen aus die geringsten Schwierigkeiten bot. Die Strecke zwischen Britannien und dem Festland betrug hier etwa 30 Meilen. Er ließ eine ihm ausreichend erscheinende Zahl von Soldaten zurück, um die Überfahrt vorzubereiten, (4) und brach selbst mit vier kampfbereiten Legionen und 800 Reitern in das Gebiet der Treverer auf. Diese erschienen nämlich nie zu den Landtagen und führten ebensowenig seine Befehle aus. Dagegen hieß es, daß sie die Germanen und die rechtsrheinischen Stämme aufwiegelten .211 3 (1) Der Stamm der Treverer hat die bei weitem stärkste Reiterei in ganz Gallien und verfügt über zahlreiche Fußtruppen. Sein Gebiet grenzt, wie oben beschrieben, an den Rhein. (2) Zwei Männer stritten in diesem Stamm um die politische Führung: Indutiomarus und Cingetorix. (3) Sobald bekannt wurde, daß Caesar mit seinen Legionen eingetroffen sei, kam der eine der beiden, Cingetorix, zu Caesar und versicherte ihm, daß er mit seinem Anhang alle Verpflichtungen Caesar gegenüber einhalten und den Freundschaftsvertrag mit dem römischen Volk nicht brechen werde. Gleichzeitig erklärte er Caesar, was bei den Treverern vor sich ging. (4) Dagegen schickte sich Indutiomarus an, Reiterei und Fußvolk zu sammeln und Vorbereitungen für einen Krieg zu treffen. Die Männer, die auf Grund ihres Alters keinen Kriegsdienst leisten konnten, sollten im Ardenner Wald versteckt werden. Dieses Waldgebiet erstreckt sich unendlich weit vom Rhein mitten durch das Gebiet der Treverer bis zum Anfang des Gebiets der Remer. (5) Einige führende Männer aus dem Stamm der Treverer jedoch, die durch das Ansehen des Cingetorix beeinflußt und durch die Ankunft unseres Heeres in Furcht versetzt waren, kamen zu Caesar, wo jeder für sich bei ihm die Sicherung seines Besitzstandes zu erreichen suchte, :da sie die Gesamtheit ihres Stammes nicht vertreten könnten. Da fürchtete Indutiomarus, daß er von allen verlassen werde, und schickte Gesandte zu Caesar mit der Erklärung, (6) der Grund dafür, daß er sich nicht von seinen Stammesgenossen trennen und zu Caesar habe kommen wollen, sei der, daß er den Stamm so leichter zur Erfüllung seiner Verpflichtungen zwingen könne. Denn wenn der gesamte Adel abziehe, werde das niedere Volk auf Grund seiner Unverständigkeit wankelmütig. (7) So aber habe er den ganzen Stamm in der Hand und werde, wenn Caesar es gestatte, zu ihm ins Lager kommen und sein und seines Stammes Schicksal in Caesars Hände legen. 4 (1) Caesar erkannte, warum Indutiomarus dies sagte und was ihn von seinem Vorhaben abschreckte. Er befahl ihm aber trotzdem, mit 200 Geiseln zu ihm zu kommen, da er nicht gezwungen sein wollte, den Sommer im Gebiet der Treverer zu verbringen, während alles schon für den Krieg in Britannien vorbereitet war. (2) Als die Geiseln eintrafen, unter ihnen der Sohn und alle Verwandten des Indutiomarus, die Caesar namentlich angefordert hatte, sprach Caesar ihm beschwichtigend zu und ermahnte ihn, seine Verpflichtungen einzuhalten. (3) Nichtsdestoweniger rief er die führenden Männer der Treverer zusammen, um jeden einzelnen wieder mit Cingetorix auszusöhnen: Einerseits wußte er, daß er damit die Verdienste des Cingetorix belohnte, andererseits hielt er es auch für überaus wichtig, daß Cingetorix möglichst großen Einfluß bei seinen Stammesgenossen besaß, denn er hatte erkannt, daß die Ergebenheit des Cingetorix ihm gegenüber besonders groß war. (4) Diese Maßnahme traf Indutiomarus empfindlich, da sie zur Folge hatte, daß seine Beliebtheit bei seinem Stamm abnahm. Da er uns schon vorher feindlich gesinnt war, nahm seine Verbitterung durch diese Kränkung bedeutend zu. 5 (1) Nach Regelung dieser Angelegenheit traf Caesar mit den Legionen im Hafen von Itius ein. (2) Dort erfuhr er, daß ein Sturm 60 Schiffe, die im Gebiet der Meldet... gebaut worden waren, verschlagen hatte, so daß sie ihren Kurs nicht hatten halten können und zu ihrem Ausgangspunkt zurückgekehrt waren. Die übrigen fand Caesar mit allem versehen zum Auslaufen bereit vor. (3) Auch die 4000 Mann starke Reiterei kam aus ganz Gallien nach Itius, dazu die führenden Adligen aus allen Stämmen. (4) Caesar hatte beschlossen, nur ganz wenige von ihnen, deren Treue ihm gegenüber er genau kannte, in Gallien zurückzulassen, die übrigen jedoch gewissermaßen als Geiseln mitzunehmen. Er fürchtete nämlich, daß in seiner Abwesenheit in Gallien Unruhen ausbrechen könnten. 6 (1) Unter anderen befand sich bei diesen Galliern der Haeduer Dumnorix, von dem oben die Rede war. Caesar hatte beschlossen, ihn vor allem mitzunehmen, weil ihm bekannt war, daß dieser immer auf Umsturz sann und die Macht an sich reißen wollte, zudem ein bedeutender Mann war, der bei den Galliern großes Ansehen genoß. (2) Hinzu kam, daß Dumnorix sogar beim Landtag der Haeduer behauptet hatte, Caesar wolle ihm die Herrschaft über seinen Stamm übertragen. Die Haeduer hatte diese Behauptung zwar tief getroffen, doch wagten sie nicht, Gesandte zu Caesar zu schicken, um sich dagegen zu verwahren oder ihn durch Bitten umzustimmen. (3) Caesar hatte dies von seinen Gastfreunden erfahren. Dumnorix bemühte sich zunächst mit dringenden Bitten auf jede nur mögliche Art von Caesar zu erreichen, daß er in Gallien zurückgelassen würde. Er behauptete einerseits, er sei nicht ans Seefahren gewöhnt und fürchte das Meer, andererseits, er sei durch die Erfüllung religiöser Pflichten verhindert. (4) Als er sah, daß ihm sein Wunsch hartnäckig abgeschlagen wurde, gab er jede Hoffnung auf, sein Ziel durch Bitten zu erreichen, und begann, die führenden Männer Galliens aufzuhetzen und sie einzeln beiseite zu nehmen, um ihnen einzureden, sie sollten auf dem Festland bleiben. (5) Er versetzte sie dadurch in Schrecken, daß er Befürchtungen bei ihnen wachrief, Gallien werde nicht ohne Grund seines gesamten Adels beraubt: Caesar habe nämlich den Plan, sie alle nach der Überfahrt nach Britannien umzubringen, da er sich scheue, sie vor den Augen Galliens zu töten. (6) Er band sich beiden übrigen durch sein Ehrenwort und forderte sie auf zu schwören, das, was sie für Gallien als vorteilhaft erkannt hätten, nach gemeinsamer Planung durchzuführen. Caesar wurde dies wiederholt von mehreren Seiten hinterbracht. 7 (1) In Kenntnis dieser Tatsache und weil er dem Stamm der Haeduer so viel Ansehen und Bedeutung zumaß, hielt Caesar es nach wie vor für nötig, Dumnorix mit allen Mitteln in die Schranken zu weisen und ihn von seinem Vorhaben abzubringen, (2) aber auch, Vorsorge zu treffen, daß Dumnorix ihm selbst oder dem römischen Staat keinen Schaden zufügen könne, denn er bemerkte, daß der Wahnsinn des Dumnorix mehr und mehr zunahm. (3) Gezwungen, etwa 25 Tage an diesem Ort zu bleiben, weil der Nordwestwind, der gewöhnlich dort über längere Zeit des Jahres weht, die Abfahrt verhinderte, bemühte sich Caesar daher, Dumnorix zur Einhaltung seiner Verpflichtungen zu zwingen, während er gleichzeitig nichts unterließ, um alles über seine Pläne zu erfahren. (4) Als endlich geeignetes Wetter eintrat, befahl er den Soldaten und Reitern, an Bord zu gehen. (5) Während alle damit beschäftigt waren, schickte sich Dumnorix jedoch an, mit der Reiterei der Haeduer hinter dem Rücken Caesars aus dem Lager zurück in die Heimat zu ziehen. (6) Als Caesar dies gemeldet wurde, ließ er die Einschiffung unterbrechen, stellte alles andere hintan und schickte einen großen Teil der Reiterei aus, der Dumnorix verfolgen und auf seine Anordnung hin zurückbringen sollte. (7) Für den Fall, daß dieser Gewalt anwenden und nicht gehorchen sollte, befahl er, ihn zu töten, denn er war überzeugt, daß Dumnorix in seiner Abwesenheit unvernünftig handeln werde, wenn er schon in seiner Anwesenheit seinen Befehl mißachtet hätte. (8) Als Dumnorix zurückgerufen wurde, begann er, Widerstand zu leisten und sich mit der Waffe in der Hand zu verteidigen. Gleichzeitig beschwor er die Treue seiner Anhänger, indem er wiederholt ausrief, er sei frei und Bürger eines freien Staates. (9) Die Soldaten handelten, wie ihnen befohlen worden war, umstellten ihn und machten ihn nieder. Die Reiter der Haeduer aber kehrten alle zu Caesar zurück. 8 (1) Hierauf ließ Caesar Labienus mit drei Legionen und 2000 Reitern auf dem Festland zurück, Er sollte die Häfen schützen und für Nachschub und Getreide sorgen, gleichzeitig jedoch die Vorgänge in Gallien beobachten und jeweils den zeitlichen und örtlichen Umständen entsprechende Maßnahmen treffen. (2) Caesar selbst stach mit fünf Legionen und ebenso vielen Reitern, wie auf dem Festland zurückblieben, bei Sonnenuntergang in See und fuhr bei leichtem Südwestwind auf das Meer hinaus. Ungefähr um Mitternacht trat jedoch eine Windstille ein, so daß er den Kurs nicht halten konnte. Nachdem er durch eine Strömung noch weiter abgetrieben war, sah er bei Tagesanbruch, daß er Britannien zur Linken hinter sich gelassen hatte. (3) Indem er darauf einen erneuten Wechsel der Strömung ausnutzte, versuchte er durch angestrengtes Rudern, den Teil der Insel zu erreichen, der nach seinen Erfahrungen aus dem vergangenen Sommer für die Landung der Flotte am besten geeignet war. (4) Dabei verdiente die Tüchtigkeit der Soldaten besonderes Lob, denn sie hielten auf den schweren Lastschiff en, ohne das anstrengende Rudern zu unterbrechen, ihren Kurs auf gleicher Höhe mit den Kriegsschiffen. (5) Schon ungefähr um die Mittagszeit landete das Heer mit allen Schiff en in Britannien. Dort wurden keine Feinde sichtbar. (6) Sie waren jedoch, wie Caesar später von Gefangenen erfuhr, mit vielen Truppen dorthin gekommen, die Menge der Schiffe hatte sie aber in Schrecken versetzt, so daß sie den Strand verlassen und sich auf den Anhöhen verborgen hatten. Zusammen mit den Schiffen vom Vorjahr und den privaten, die sich jeder zu eigenem Gebrauch gebaut hatte, erschienen nämlich in einem Augenblick mehr als 800 Schiffe am Horizont. 9 (1) Nachdem Caesar das Heer an Land gesetzt und einen für das Lager geeigneten Ort gefunden hatte, erfuhr er von Gefangenen, in welcher Gegend die Truppen der Feinde standen. Er ließ daraufhin zehn Cohorten an der Küste zurück, ebenso 300 Reiter, um die Schiffe zu bewachen, und rückte um die 3. Nachtwache rasch gegen die Feinde vor. Er hegte dabei um so weniger Befürchtung für die Schiffe, als er sie an einem sanft abfallenden und offenen Strand verankert zurückließ. (2) Die Bewachungseinheiten und die Schiffe unterstellte er Q. Atrius.,169 Nach einem nächtlichen Marsch von etwa 12 Meilen kamen die Truppen der Feinde in Sicht. (3) Diese setzten sich mit ihrer Reiterei und den Streitwagen in Richtung auf einen Fluß in Bewegung und begannen, unsere Soldaten von einer Anhöhe aus abzuwehren und sich in einen Kampf einzulassen. (4) Als sie unsere Reiterei vertrieb, zogen sie sich wieder in die Wälder zurück, wo sie einen aufgrund seiner natürlichen Beschaffenheit und Befestigung hervorragenden Zufluchtsort besaßen. Wie es schien, hatten sie ihn schon vorher bei innerbritannischen Kämpfen eingerichtet, (5) denn durch zahlreiche gefällte Bäume waren alle Zugänge gesperrt. (6) Nur in kleinen Abteilungen kamen sie zum Kampf aus den Wäldern hervor, um unsere Soldaten davon abzuhalten, in die Festung einzudringen. (7) Die Soldaten der 7. Legion aber stellten ein Schilddach her und warfen vor der Befestigung einen Damm auf, so daß es ihnen gelang, sie einzunehmen und die Feinde aus den Wäldern zu vertreiben. Dabei gab es bei uns nur wenige Verwundete. (8) Caesar verbot jedoch, die flüchtigen Feinde allzuweit zu verfolgen, weil er die Gegend nicht kannte. Da zudem schon ein großer Teil des Tages verstrichen war, wollte er noch ausreichend Zeit haben, das Lager zu befestigen ' 10 (1) Am folgenden Tag teilte er morgens Soldateneinheiten und Reitereinheiten in drei Gruppen und schickte sie auf den Marsch, um die Feinde zu verfolgen' die geflohen waren. (2) Als das Heer schon eine beträchtliche Strecke vorgerückt war und die Nachhut der Feinde bereits sichtbar wurde, kamen Reiter von Q. Atrius mit der Meldung zu Caesar, in der letzten Nacht habe sich ein schwerer Sturm erhoben, so daß fast alle Schiffe beschädigt und auf den Strand geworfen worden seien, weil weder Anker noch Taue gehalten hätten und die Seeleute und Steuermänner der Gewalt des Sturmes nicht gewachsen gewesen seien. (3) Infolgedessen seien die Schiffe zusammengestoßen und großer Schaden entstanden. 11 (1) Auf diese Nachricht hin ließ Caesar die Legionen und die Reiterei zurückrufen. Sie sollten jedoch @f dem Marsch dem Feind Widerstand leisten, Er selbst kehrte zu den Schiffen zurück. (2) Hier sah er mit eigenen Augen fast annähernd dasselbe, was er von den Boten und aus den schriftlichen Mitteilungen erfahren hatte: Zwar waren etwa 40 Schiffe verlorengegangen, doch schien die Wiederherstellung der übrigen möglich zu sein, wenn auch unter großem Arbeitsaufwand. (3) Caesar befahl daher, aus den Legionen die Zimmerleute abzustellen und weitere vom Festland herbeizuholen. (4) Labienus schrieb er, mit den Legionen, die dieser bei 'sich hatte, so viele Schiffe als möglich zu bauen. (5) Obwohl die entsprechenden Maßnahmen viel Mühe und Arbeit bedeutetet, hielt er es für das günstigste, alle Schiffe an Land zu ziehen und durch eine durchgehende Befestigung mit dem Lager zu verbinden. (6) Während der Arbeit daran verzinsen etwa zehn Tage, wobei die Soldaten nicht einmal nachts ihre anstrengende Tätigkeit unterbrachen. (7) Als die Schiffe an Land gezogen worden waren und das Lager eine vorzügliche Befestigung erhalten hatte, hinterließ Caesar dieselben Einheiten wie zuvor als Schutz für die Schiffe und kehrte dorthin zurück, woher er aufgebrochen war. (8) Als er eintraf, hatten sich schon von allen Seiten stärkere Truppen der Britannier versammelt und auf gemeinsamen Beschluß die Leitung und Durchführung des Krieges Cassivellaunus übertragen. Etwa 80 Meilen vom Meer entfernt bildet ein Fluß, der Themse heißt, die Grenze zwischen seinem Gebiet und dem der Küstenstämme. (9) In der vergangenen Zeit hatte Cassivellaunus immer wieder mit den übrigen Stämmen Krieg geführt, jetzt jedoch hatten ihm die Britannier unter dem Eindruck unserer Ankunft die Leiten des gesamten Krieges und das Oberkommando übertragen. 12 (1) Im Innern Britanniens leben Menschen, die behaupten, sie seien nach der Überlieferung der Insel selbst entsprossen. (2) An der Küste leben die Stämme, die von Belgien herüberkamen, um Krieg zu führen und Beute zu machen. Sie tragen fast alle noch die Namen der Stämme, denen sie angehörten, als sie nach Britannien gelangten. Nach ihren Kriegszügen blieben sie dort und begannen, das Land zu bebauen. (3) Es handelt sich um eine unübersehbar große Zahl von Menschen. Ihre überaus zahlreichen Gehöfte sehen in der Regel den gallischen sehr ähnlich. Ihr Besitz an Vieh ist beträchtlich. 4) Als Währung benutzen sie Kupfer oder Goldmünzen oder statt dessen Eisenbarren, die ein bestimmtes Gewicht haben. (5) Im Landesinneren gibt es Zinn, in den Küstenregionen Eisen, das aber nur in 2erinzen Mengen vorkommt. Das Kupfer, das sie benutzen, wird importiert. Wie in Gallien gibt es Holz jeder Art außer Buchen und Tannen. (6) Die Einwohner meinen, es sei frevelhaft, Hasen, Hühner oder Gänse zu verzehren, doch halten sie sie zum Vergnügen. Das Klima ist gemäßigter als in Gallien, weil es weniger kalt wird. 13 (1) Die Insel hat die Form eines Dreiecks, dessen eine Seite Gallien zugewandt ist. Die eine Ecke dieser Seite, die bei Kent anzunehmen ist und wo in der Regel alle Schiffe aus Gallien landen, weist nach Osten, die andere, weiter unten, nach Süden. Diese Seite der Insel ist etwa 500 Meilen lang. (2) Die zweite liegt in der Richtung nach Spanien und ist nach Westen gerichtet. Hier liegt die Insel Hibernia, die, wie man vermutet, etwa halb so groß ist wie Britannien. Die Entfernung zwischen ihr und Britannien ist genauso groß wie die zwischen Britannien und Gallien. (3) Auf halbem Weg nach Hibernia liegt die Insel Mona; außerdem soll es noch mehrere kleinere vorngelagerte Inseln geben. Einige Autoren berichten über diese Inseln, um die Wintersonnenwende sei es dort 30 Tage lang ununterbrochen Nacht. (4) Obwohl wir Erkundigungen einzogen, konnten wir nichts darüber erfahren, außer daß wir sahen, daß nach genauen Messungen mit der Wasseruhr die Nächte kürzer sind als auf dem Festland. (5) Die Länge dieser zweiten Seite beträgt nach Meinung der Bewohner 700 Meilen. (6) Die dritte Seite liegt nach Norden; jenseits davon gibt es kein vorgelagertes Land mehr. Die eine Ecke dieser Seite weist jedoch vor allem nach Germanien. Ihre Länge wird auf 800 Meilen geschätzt. (7) Der Umfang der ganzen Insel beträgt also 2000 Meilen. 14 (1) Die bei weitem zivilisiertesten unter den Britanniern sind die Einwohner Kents, das sich ganz an der Küste hinzieht. Ihre Bräuche unterscheiden sich nur wenig von denen der Gallier. (2) Die Bewohner des Innem bauen kein Getreide an, sondern leben von Milch und Fleisch und tragen als Bekleidung Felle. Alle Britannier aber reiben sich mit Waid ein, was eine Blaufärbung bewirkt, so daß sie im Kampf dadurch noch schrecklicher aussehen. (3) Sie lassen ihre Haare lang wachsen, sind dagegen bis auf den Kopf und die Oberlippe am ganzen Körper glattrasiert. (4) Sie haben je zehn oder auch zwölf Frauen gemeinsam, vor allem unter Brüdern, aber auch unter Vätern und Söhnen. (5) Wenn eine Frau ein Kind zur Welt bringt, gilt dieses als das Kind desjenigen, dem die Mutter als Jungfrau zugeführt wurde. 15 (1) Die Reiter und Streitwagen der Feinde lieferten sich auf dem Rückmarsch unseres Heeres... mit der Reiterei ein hartes Gefecht, doch blieben die Unseren am Ende in jeder Hinsicht siegreich und trieben die Feinde in die Wälder und in hügeliges Gelände zurück. (2) Nachdem sie eine Anzahl Feinde getötet hatten, verfolgten die Reiter die Feinde jedoch zu stürmisch, so daß sie auch selbst einige Verluste hatten. (3) Als sich unsere Soldaten aber nach einiger Zeit ohne viel Vorsicht wieder mit der Befestigung des Lagers beschäftigten, brachen die Feinde aus den Wäldern hervor und griffen die Soldaten an, die vor dem Lager Wache standen. (4) Es kam zu einem harten Kampf. Caesar schickte zwei Cohorten zu Hilfe, und zwar die ersten von zwei Legionen. Obwohl sich diese mit einem sehr geringen Abstand voneinander aufgestellt hatten, gerieten unsere Soldaten durch die neue Kampfesart so in Panik, daß die Feinde höchst verwegen die Mitte der Front durchbrachen und sich unverletzt von dort wieder zurückziehen konnten. (5) An diesem Tag fiel der Militärtribun Q. Laberius Durus. Da Caesar weitere Cohorten zu Hilfe schickte, wurden die Feinde zurückgeschlagen. 16 (1) Bei dieser ganzen Art des Kampfes, dessen Verlauf alle vor dem Lager mit ansahen, wurde deutlich, daß unsere Fußsoldaten auf einen Feind dieser Art nur schlecht eingestellt waren, weil das Gewicht der Waffen sie hinderte, dem Gegner zu folgen, wenn er zurückwich, und weil sie nicht wagten, ihre Feldzeichen zu verlassen. (2) Auch für die Reiter war ein solches Gefecht mit großen Gefahren verbunden, da die Feinde auch hier meistens in voller Absicht zurückwichen, um jedesmal, wenn sie die Reiter dadurch etwas von unseren Legionen abgezogen hatten, von den Streitwagen zu springen und mit uns unter ungleichen Bedingungen, nämlich zu Fuß, weiterzukämpfen. (3) Diese Taktik wurde in Reitergefechten gleichermaßen beim Zurückweichen wie bei der Verfolgung eingehalten und brachte uns jeweils in dieselbe Gefahr. (4) Es kam hinzu, daß die Feinde nie in dichtgeschlossenen Reihen, sondern in großem Abstand voneinander kämpften und überall kleinere Einheiten aufgestellt hatten, die jeweils die Kämpfenden wieder aufnahmen, um die ermüdeten durch unverbrauchte neue Soldaten zu ersetzen. 17 (1) Am folgenden Tag gingen die Feinde fern vom Lager auf den Anhöhen in Stellung, zeigten sich nur selten und forderten unsere Reiter zunächst weniger heftig als am Vortag zum Kampf heraus. (2) Als Caesar jedoch um die Mittagszeit drei Legionen und die gesamte Reiterei unter dem Legaten C. Trebonius zum Futterholen ausgeschickt hatte, griffen sie plötzlich von allen Seiten die Futterholer an, und zwar so, daß sie nicht einmal vor den Feldzeichen und den Legionen haltmachten. (3) Unsere Soldaten gingen stürmisch zum Gegenangriff über, schlugen sie in die Flucht und verfolgten sie unbeirrt, bis die Reiterei, die auf die Unterstützung vertraute, die sie in den nachfolgenden Legionen hatte, (4) die Feinde kopflos vor sich her jagte und eine große Anzahl getötet hatte, ohne ihnen die Möglichkeit zu lassen, sich wieder zu sammeln oder sich aufzustellen, geschweige denn von den Streitwagen herabzuspringen. (5) Nach dieser Flucht zogen sofort alle Hilfstruppen der Feinde ab, die sich von überall her eingefunden hatten, und nach dieser Zeit mußten wir niemals wieder mit der vereinigten Streitmacht des Feindes kämpfen. 18 (1) Da Caesar erkannte, was die Feinde planten, führte er das Heer in das Gebiet des Cassivellaunus an die Themse. Diese kann man nur an einer Stelle zu Fuß überschreiten, und auch dort nur mit Mühe. (2) Als Caesar hier eintraf, stellte er fest, daß sich am anderen Ufer des Flusses zahlreiche Truppen der Feinde aufgestellt hatten. (3) Sie hatten vorn am Ufer spitze Pfähle eingeschlagen und es so gesichert. In derselben Art waren Pfähle in den Grund des Flusses eingerammt, die das Wasser verbarg. (4) Als Caesar durch Überläufer und Gefangene davon erfuhr, sandte er die Reiterei voraus und befahl den Legionen, ihr sofort zu folgen. (5) Obwohl den Soldaten das Wasser bis zum Hals stand, gingen sie derart schnell und heftig vor, daß die Feinde ihrem Ansturm und ebenso dem der Reiterei nicht standhalten konnten. Sie gaben daher ihre Stellung am Ufer auf und wandten sich zur Flucht. 19 (1) Cassivellaunus hatte alle Hoffnung auf einen Kampf aufgegeben. Er hatte daher, wie oben berichtet, die Mehrzahl seiner Truppen entlassen und beobachtete nur mit etwa 4000 Streitwagenkämpfern, die er zurückbehalten hatte, unseren weiteren Marsch. Dabei entfernte er sich etwas vom Weg und verbarg sich in einer unzugänglich und bewaldeten Gegend. In den Gebieten, durch die wir, wie er wußte, marschieren würden, ließ er das Vieh und die Einwohner von den Feldern in die Wälder treiben. (2) Als sich unsere Reiterei zu sorglos über die Felder verstreute, um Beute zu machen und das Land zu verwüsten, sandte Cassivellaunus ihr plötzlich aus den Wäldern auf allen bekannten Wegen und Pfaden seine Streitwagen entgegen, so daß unsere Reiter in höchst gefährliche Kämpfe mit ihnen verwickelt wurden, Die Furcht hielt sie daraufhin davon ab, weiter umherzustreifen. (3) Caesar beschränkte sich unter diesen Umständen darauf zu verbieten, sich zu weit von den Legionen zu entfernen, und ließ nur zu, daß man dem Feind durch Verwüstung der Felder und Verbrennung der Gehöfte soviel Schaden zufügte, als sich mit dem anstrengenden Marsch der Legionäre vereinbaren ließ. 20 (1) In der Zwischenzeit schickten die Trinovanter Gesandte zu Caesar und versprachen, sich ihm zu ergeben und seine Befehle auszuführen. Der Stamm war in diesem Gebiet wohl der mächtigste, und zu ihm gehörte auch der junge Mandubracius, der sich Caesar angeschlossen hatte und zu ihm aufs Festland gekommen war, weil Cassivellaunus seinen Vater, der in dem Stamm die Königswürde besessen hatte, umgebracht hatte. Er selbst war dem Tod nur durch die Flucht entronnen. (2) Die Trinovanter ersuchten Caesar, Mandubracius vor der Verfolgung durch Cassivellaunus zu schützen und ihn seinem Stamm zurückzugeben, damit er an dessen Spitze treten und die Herrschaft übernehmen könne. (3) Caesar forderte von ihnen die Stellung von 40 Geiseln und Getreide für sein Heer, dann schickte er Mandubracius zu ihnen. (4) Sie kamen umgehend seinen Forderungen nach, indem sie die genaue Zahl der Geiseln und Getreide sandten. 21 (1) Da die Trinovanter den Schutz Caesars erfuhren und gleichzeitig den römischen Soldaten jeder übergriff gegen sie verboten wurde, schickten auch die Cenimagner, Segontiacer, Ancaliten, Bibrocer und Casser Gesandtschaften und ergaben sich Caesar. (2) Von ihnen erfuhr er, daß die Stadt des Cassivellaunus nicht weit von seinem Aufenthaltsort entfernt liege und durch Wälder und Sümpfe gesichert sei. Es habe sich dort eine ziemlich große Zahl von Menschen und Vieh versammelt. (3) Die Britannier bezeichnen einen Ort schon als Stadt, wenn sie in unzugänglichen Waldgebieten eine Stelle mit Wall und Graben befestigt haben, zu der sie sich in der Regel flüchten, wenn sie feindlichen Einfällen ausweichen wollen. (4) Caesar brach mit den Legionen dorthin auf und fand einen Ort vor, der von Natur aus und durch seine Befestigung hervorragend gesichert war. Dennoch bemühte er sich, den Ort von zwei Seiten aus im Sturmangriff zu nehmen. (5) Die Feinde blieben zwar eine Zeitlang in ihrer Stellung, vermochten dann jedoch dem Ansturm unserer Soldaten nicht standzuhalten und verließen die Stadt fluchtartig an einer anderen Seite. (6) Man fand dort eine große Anzahl Vieh. Gleichzeitig wurden viele Feinde auf der Flucht ergriffen und niedergemacht. 22 (1) Während der Ereignisse in dieser Gegend sandte Cassivellaunus Boten nach Kent, das, wie wir oben beschrieben, an der Küste liegt. Dieses Gebiet beherrschten vier Könige: Cingetorix, Carvilius, Taximagulus und Segovax. Cassivellaunus befahl ihnen, ihre gesamten Truppen zusammenzuziehen, das römische Lager an der Küste überraschend anzugreifen und zu bestürmen. (2) Als sie in der Nähe des Lagers eintraf en, machten unsere Soldaten einen Ausfall und töteten viele der Feinde, ja sie nahmen sogar einen vornehmen feindlichen Heeresführer, Lugotorix, gefangen und kehrten selbst wohlbehalten zurück. (3) Als Cassivellaunus die Nachricht von dieser Schlacht erhielt, sandte er unter dem Eindruck seiner zahlreichen Verluste, seines verwüsteten Gebietes und vor allem auch tief getroffen durch den Abfall der anderen Stämme, Gesandte zu Caesar. über den Atrebaten Commius als Vermittler sollten sie seine Unterwerfung anbieten. (4) Caesar hatte beschlossen, auf dem Festland ins Winterlager zu gehen, weil in Gallien immer wieder plötzliche Unruhen ausbrachen. Aus diesem Grund und weil der Sommer dem Ende zuging und der Krieg, wie er klar erkannte, leicht noch länger verschleppt werden konnte, forderte er die Stellung von Geiseln und setzte fest, was Britannien von nun an jährlich dem römischen Volk an Steuern zahlen sollte. (5) Gleichzeitig untersagte er Cassivellaunus scharf, Mandubracius oder den Trinovantern Schaden zuzufügen. 23 (1) Nach Empfang der Geiseln führte Caesar das Heer zur Küste zurück, wo er die Schiff e wiederhergestellt vorfand. (2) Er ließ sie ins Wasser ziehen und beschloß, daß eine große Zahl von Gefangenen bei sich hatte und einige Schiffe infolge des Sturms verlorengegangen waren, das Heer in zwei Etappen zurückbringen zu lassen. (3) Es traf sich, daß trotz der zahlreichen Seefahrten in diesem und im vergangenen Jahr kein Schiff aus der großen Flotte verlorenging, das Legionssoldaten transportierte. (4) Es gelangten jedoch nur außerordentlich wenige Schiffe, die Caesar leer vom Festland zurückgeschickt wurden, zu ihrem Bestimmungshafen. Die übrigen wurden fast alle vom Sturm verschlagen. Hierbei handelte es sich sowohl um Schiffe, die nach dem ersten Transport die Soldaten auf dem Festland abgesetzt hatten, als auch um einige der 60, die Labienus später hatte bauen lassen. (5) Als Caesar eine Zeitlang vergeblich auf ihre Ankunft gewartet hatte, drängte er die Soldaten notgedrungen auf engem Raum zusammen, um nicht durch die Jahreszeit an der Überfahrt gehindert zu werden, (6) denn die Tagundnachtgleiche(26. September) stand kurz bevor. Da jedoch völlig ruhiges Wetter eintrat, als er zu Beginn der 2. Nachtwache die Anker lichtete, konnte er bei Tagesanbruch das Festland erreichen und brachte alle Schiffe unversehrt hinüber. 24 (1) Nachdem die Schiffe an Land gebracht worden waren und Caesar in Samarobriva für Gallien einen Landtag abgehalten hatte, sah er sich gezwungen, anders als in den vergangenen Jahren, das Heer für die Überwinterung legionsweise auf mehr Stämme als sonst zu verteilen, weil in diesem Jahr die Getreideernte in Gallien auf Grund der Trockenheit unzureichend ausgefallen war. (2) Der Legat C. Fabius sollte eine Legion des Heeres ins Gebiet der Moriner führen, Q. Cicero eine zweite ins Land der Nervier, eine dritte sollte unter L. Roscius bei den Essuviern überwintern. T. Labienus erhielt den Befehl, bei den Remern im Stammesgebiet der Treverer mit einer vierten Legion ins Winterlager zu gehen, (3) während Caesar drei weitere Legionen unter dem Kommando des Quaestors M. Crassus und der Legaten L. Munatius Plancus und C. Trebonius bei den Belgern stationierte. (4) Eine Legion, die er erst kürzlich nördlich des Po ausgehoben hatte, sandte er mit weiteren fünf Cohorten ins Land der Eburonen, deren Hauptgebiet zwischen Maas und Rhein liegt und die damals unter der Herrschaft des Ambiorix und Catuvolcus standen. (5) Diesen Teil des Heeres unterstellte Caesar den Legaten Q. Titurius Sabinus und L. Aurunculeius Cotta. (6) Er war der Ansicht, er könne den Mangel an Getreide am ehesten ausgleichen, wenn er die Legionen auf diese Art verteilte. (7) Gleichzeitig aber waren die Winterlager aller genannten Legionen in einem Gebiet von 100 Meilen Durchmesser konzentriert. Eine Ausnahme bildete die Legion, die L. Roscius in den ruhigsten und völlig befriedeten Teil Galliens bringen sollte. (8) Caesar selbst beschloß, in der Zwischenzeit in Gallien zu bleiben, bis er sicher wußte, daß die Legionen stationiert und ihre Winterlager befestigt wären. 25 (1) Tasgetius war ein Carnute vornehmster Herkunft, denn seine Ahnen hatten in diesem Stamm stets die Königswürde innegehabt. (2) Im Hinblick auf seine Tüchtigkeit und seine wohlwollende Haltung Caesar gegenüber, dem er in allen Kriegen eine besondere Stütze gewesen war, hatte ihn dieser wieder in den Stand seiner Ahnen eingesetzt. (3) Er regierte schon im dritten Jahr, als ihn seine Feinde umbrachten, die viele seiner Stammesgenossen ganz offen dazu angestiftet hatten. (4) Caesar wurde davon benachrichtigt. Da die Verschwörung weitere Kreise ergriff, fürchtete er, daß der Stamm auf ihr Drängen hin abfallen würde, und befahl daher L. Plancus, rasch mit seiner Legion von Belgien in das Gebiet der Carnuten zu marschieren und dort ins Winterlager zu gehen. Wenn er erfahren hätte, wer für den Tod des Tasgetius verantwortlich sei, solle er die Schuldigen gefangennehmen und zu ihm schicken. (5) In der Zwischenzeit erhielt er von den Legaten und Quaestoren, denen er die Führung der Legionen übertragen hatte, die Nachricht, daß sie an ihrem Bestimmungsort angelangt seien und dort befestigte Winterlager errichtet hätten. 26 (1) In den rund 15 Tagen nach Ankunft der Legionen in den Winterlagern brach plötzlich ein auf Abfall zielender Aufruhr aus, den Ambiorix und Catuvolcus auslösten. (2) Obwohl sie sich an den Grenzen ihres Gebietes Sabinus und Cotta zur Verfügung gestellt und Getreide ins Winterlager geliefert hatten, waren sie in der Folgezeit durch Boten des Treverers Indutiomarus dazu bewogen worden, ihre Stammesgenossen zum Kampf aufzurufen. Sie kamen plötzlich mit einer großen Schar zum Lager, um es zu bestürmen, nachdem sie vorher Soldaten, die Holz holten, überwältigt hatten. (3) Unsere Soldaten griffen schnell zu den Waffen und bestiegen den Lagerwall; gleichzeitig schwärmten an einer Seite spanische Reiter aus und schlugen die Feinde in einem Reitergefecht, so daß diese ihr Vorhaben aufgaben und ihre Soldaten von der Belagerung abzogen. (4) Darauf riefen sie uns nach ihrer Gewohnheit laut zu, es möge einer der Unseren zu einer Unterredung kommen. Sie hätten einiges, worüber sie sprechen wollten und das beide Seiten angehe. Sie hofften, daß dadurch das Ausmaß des Streites verringert werden könne. 27 (1) C. Arpinius, ein römischer Ritter und Freund des Titurius, wurde zu ihnen gesandt, mit ihm ein gewisser Q. Iunius aus Spanien, der schon früher regelmäßig als Gesandter Caesars zu Ambiorix gekommen war. (2) Ambiorix führte ihnen gegenüber etwa folgendes aus: Auf Grund der ihm von Caesar erwiesenen Dienste stehe er tief in dessen Schuld, denn er sei auf sein Bemühen hin von der Tributzahlung befreit worden, die er vorher seinen Grenznachbarn, den Atuatucern, regelmäßig gezahlt habe. Caesar habe ihm auch seinen Sohn und seinen Neffen zurückgeschickt, die den Atuatucern als Geiseln gesandt worden seien und die diese wie Sklaven in Ketten gehalten hätten. (3) Es sei weder auf seinen Beschluß hin noch mit seiner Zustimmung geschehen, was er hinsichtlich der Bestürmung des römischen Lagers unternommen habe; vielmehr sei er von seinem Stamm dazu gezwungen worden. Seine Herrschaft sei so geartet, daß das Volk ihm gegenüber nicht weniger Rechte habe als er gegenüber dem Volk. (4) Darüber hinaus liege für seinen Stamm die Veranlassung für diesen Krieg darin, daß er der überraschenden Verschwörung in Gallien keinen Widerstand habe entgegensetzen können. Er selbst könne dafür leicht seine unterlegenen Kräfte als Beweis anführen, weit er nicht so unerfahren sei zu glauben, er könne mit seinen Truppen das römische Volk besiegen. (5) Gallien habe sich jedoch auf einen gemeinsamen Plan geeinigt: Alle Winterlager Caesars sollten an diesem bestimmten Tag angegriffen werden, um zu verhindern, daß eine Legion der anderen zu Hilfe kommen könne. (6) Es sei schwierig gewesen, als Gallier Galliern etwas abzuschlagen, besonders weil der Anschein erweckt würde, der Plan sei gefaßt worden, um die allgemeine Freiheit wiederzuerlangen. (7) Da er seiner nationalen Verpflichtung nun Genüge getan habe, könne er wieder Rücksicht darauf nehmen, daß ihn die Dienste Caesars verpflichteten. Im Hinblick auf ihre Freundschaft bitte er Titurius inständig, für seine und seiner Soldaten Rettung zu sorgen. (8) Eine große Zahl von germanischen Söldnern habe den Rhein überschritten; in zwei Tagen seien sie da. (9) Die Römer müßten selbst entscheiden, ob sie, bevor die benachbarten Stämme etwas merkten, ihre Soldaten aus dem Winterlager abziehen und entweder zu Cicero oder zu Labienus führen wollten. Das Lager Ciceros sei etwa 50 Meilen entfernt, das des Labienus etwas weiter. (10) Er verspreche ihnen und wolle sich auch durch einen Eid darauf festlegen, daß er unserem Heer einen ungefährdeten Marsch durch sein Gebiet ermöglichen werde. (11) Mit diesem Vorgehen nütze er einerseits seinem Stamm, den er damit von dem Winterlager der Römer entlaste, andererseits erweise er Caesar damit seine Dankbarkeit für die empfangenen Wohltaten. Nach dieser Rede entfernte sich Ambiorix, 28 (1) Arpinius und Iunius berichteten den Legaten, was sie erfahren hatten. Diese gerieten über die unvorhergesehene Lage in Verwirrung und meinten, man dürfe diese Darlegungen, auch wenn sie von feindlicher Seite kämen, nicht unberücksichtigt lassen. Was sie vor allem beunruhigte, war, daß es ihnen unwahrscheinlich schien, daß ein so unbekannter und unbedeutender Stamm wie die Eburonen aus freien Stücken gewagt haben sollte, einen Krieg mit dem römischen Volk anzufangen. (2) Daher brachten sie die Angelegenheit vor den Kriegsrat, wo es zu großen Meinungsverschiedenheiten kam. (3) L. Aurunculeius, mehrere Militärtribunen und die ranghöchsten Centurionen waren der Ansicht, man dürfe nicht leichtfertig etwas unternehmen und ohne ausdrücklichen Befehl Caesars aus dem Lager abmarschieren. (4) Sie wiesen darauf hin, daß sie in dem befestigten Winterlager beliebig großen, sogar auch starken Truppen der Germanen standhalten könnten. Beweis dafür sei, daß sie den ersten Ansturm der Feinde mit größter Tapferkeit abgeschlagen und ihnen obendrein bedeutende Verluste zugefügt hätten. Ihre Getreideversorgung sei nicht gefährdet. (5) In der Zwischenzeit würden auch aus den nächstgelegenen Winterlagern und von Caesar selbst Hilfstruppen eintreffen. (6) Und was sei endlich leichtsinniger und zugleich unehrenhafter, als auf Anregung des Feindes über so entscheidende Angelegenheiten Beschlüsse zu fassen? 29 (1) Dagegen rief Titurius immer wieder, wenn sich erst größere Truppen des Feindes mit den Germanen vereinigt hätten und anrückten, sei es zum Handeln zu spät, ebenso, wenn den nächst2elegenen Winterlagern etwas zugestoßen sei. Die Zeit für eine Entscheidung sei nur kurz. (2) Er glaube, Caesar sei nach Italien aufgebrochen. Denn andernfalls hätten die Carnuten nicht gewagt, den Mord an Tasgetius zu planen. Wenn Caesar noch da wäre, hätten auch die Eburonen unsere Schlagkraft nicht so gering eingeschätzt, daß sie gegen unser Lager vorrückten. (3) Er richte sich nicht nach dem Rat des Feindes, sondern sehe den Tatsachen ins Auge: Der Rhein sei nahe; die Germanen seien sehr erbittert über den Tod Ariovists und über unsere vorherigen Siege; (4) Gallien sei empört über die vielen Niederlagen, die es erlitten habe und die es unter die Herrschaft des römischen Volkes gezwungen hätten, während sein früherer Kriegsruhm ausgelöscht sei. (5) Wer endlich könne ihm einreden, daß sich Ambiorix ohne begründete Hoffnung auf Erfolg zu einem solchen Plan entschlossen habe? (6) Sein Vorschlag biete nach beiden Seiten hin Sicherheit: Wenn nichts allzu Schlimmes eintrete, werde man ungefährdet zu der nächstgelegenen Legion gelangen; wenn ganz Gallien im Einvernehmen mit den Germanen stehe, liege die Hoffnung auf Rettung allein in der Schnelligkeit. (7) Welchen Erfolg aber verspreche der Rat Cottas und der übrigen, die nicht mit ihm, Titurius, übereinstimmten? Zwar bedeute er für den Augenblick keine Gefahr, doch sei gewiß bei einer längeren Belagerung eine Hungersnot zu befürchten.
 
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