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Bellum Gallicum Buch 7 Kapitel 46-90
Bellum Gallicum, Buch 7 (Kap. 46-90) 46 (1) Die Stadtmauer war von der Ebene und dem Fuß des Berges in gerader Linie 1200 Schritt weit entfernt, wenn man von den Krümmungen des Weges absah. (2) Die Kurven, die den Aufstieg erleichtern sollten, bedeuteten aber eine Verlängerung der Marschstrecke. (3) Die Gallier hatten etwa auf halber Höhe, der Beschaffenheit des Berges folgend, eine sechs Fuß hohe Absperrung.. aus großen Felsblöcken in Längsrichtung angelegt, um den Ansturm unserer Soldaten aufzuhalten. Während sie den unteren Bereich des Hügels ganz freigelassen hatten, war der obere Teil bis zur Stadtmauer mit äußerst dicht beieinanderliegenden Lagern bedeckt. (4) Auf das Zeichen zum Angriff hin drangen unsere Soldaten schnell bis zur Mauer vor, überschritten sie und nahmen drei Lager ein. (5) Die Geschwindigkeit, mit der sie die Lager eroberten, war so groß, daß der König der Nitiobroger, Teutomatus, plötzlich in seinem Zelt bedrängt wurde, wohin er sich um die Mittagszeit zur Ruhe begeben hatte. Mit nacktem Oberkörper, auf einem verwundeten Pferd, konnte er sich kaum noch den Händen der plündernden Soldaten entreißen. 47 (1) Als Caesar sein Vorhaben plangemäß durchgeführt hatte, ließ er zum Rückzug blasen und hielt durch Rufen die 10. Legion an, bei der er sich befand; (2) die Soldaten der übrigen Legionen hörten zwar den Klang der Tuba nicht, weil eine recht große Schlucht dazwischenlag, doch wurden sie gemäß Caesars Befehl von den Militärtribunen und Centurionen zurückgehalten. (3) Da sie aber die Hoffnung auf einen schnellen Sieg, die Flucht der Feinde und die Erfolge der letzten Zeit beflügelten, glaubten sie, es gebe keine Schwierigkeit, die sie nicht mit ihrer Tapferkeit überwinden könnten. Sie hielten daher nicht eher in der Verfolgung inne, bis sie in die Nähe der Mauern und Tore der Stadt gelangt waren. (4) Da aber erhob sich in allen Teilen der Stadt ein Geschrei, und da die Einwohner der etwas weiter entfernten Stadtbezirke, die durch den plötzlichen Aufruhr in Schrecken versetzt wurden, glaubten, der Feind befinde sich schon innerhalb der Stadtmauern, stürzten sie aus der Stadt hinaus. (5) Die Frauen warfen von der Mauer Kleider und Silber herab, beugten sich mit entblößter Brust hinüber, streckten die Hände aus und beschworen die Römer, sie zu verschonen und nicht, wie sie es bei Avaricum getan hätten, selbst vor Frauen und Kindern keinen Halt zu machen. (6) Einige ließen sich sogar an den Händen von der Mauer herab und lieferten sich den Soldaten aus. (7) Von L. Fabius, einem Centurio der 8. Legion, wußte man, daß er an diesem Tag seinen Soldaten gegenüber gesagt hatte, die Belohnungen nach der Eroberung Avaricums trieben ihn an, und er werde nicht zulassen, daß jemand vor ihm die Mauer ersteige. Er gewann drei Soldaten aus seinem Manipel und erklommen mit ihrer Unterstützung die Mauer, woraufhin er wiederum jeden einzelnen von ihnen packte und auf die Mauer heraufzog. 48 (1) Die Feinde, die sich, wie oben erwähnt, an der anderen Seite der Stadt angesammelt hatten, um die Mauer zu verstärken, hatten zunächst das Geschrei vernommen und wurden dann auch noch dadurch in Aufregung versetzt, daß ihnen ununterbrochen Boten mitteilten, die Römer seien schon im Besitz der Stadt. Infolgedessen sandten sie die Reiterei voraus und marschierten im Eilschnitt dorthin. (2) Wo jeder gerade ankam, stellte er sich am Fuß der Mauer auf und verstärkte die Zahl der Verteidiger. (3) Als ihre Zahl bedeutend angewachsen war, begannen die Frauen, die kurz zuvor den Römern von der Mauer herab die Hände entgegengestreckt hatten, um die Ihren zu beschwören. Sie zeigten sich ihnen nach gallischer Sitte mit aufgelöstem Haar und stellten ihre Kinder vor sich hin. (4) Weder vom Gelände noch von der Zahl herhalten die Römer im Kampf die gleichen Vorteile. Da sie durch den Lauf und den langen Kampf völlig ermüdet waren, hielten sie nur mit Mühe den frischen und unverbrauchten feindlichen Kräften stand. 49 (1) Als Caesar sah, daß der Kampf auf so ungünstigem Gelände stattfand und die Zahl der feindlichen Truppen sich ständig vermehrte, ergriff ihn Sorge um seine Soldaten, so daß er dem Legaten T. Sextius, den er zum Schutz des kleineren Lagers zurückgelassen hatte, Nachricht schickte, er solle rasch die Cohorten aus dem Lager führen und am Fuß des Gergoviaberges rechts vom Feind in Stellung gehen. (2) Sobald er sähe, daß unsere Soldaten aus ihrer Position vertrieben würden, solle er den Feind überraschend in Schrecken versetzen, um zu verhindern, daß dieser bedenkenlos die Verfolgung aufnehme. (3) Er selbst rückte mit der 10. Legion.. aus der Stellung vor, wo er haltgemacht hatte, und wartete den Ausgang des Kampfes ab. 50 (1) Während man in erbittertem Handgemenge kämpfte, wobei die Feinde auf das Gelände und ihre Zahl, unsere Soldaten auf ihre Tapferkeit vertrauten, erschienen Plötzlich die Haeduer auf unserer offenen Flanke. Caesar hatte sie auf einem anderen Aufstiegsweg von der rechten Seite her hinaufgeschickt, um die feindlichen Scharen zu zersplittern. (2) Da sie jedoch ähnlich bewaffnet waren wie die Feinde, erschreckten sie unsere Soldaten heftig, und obwohl diese bemerkten, daß die Haeduer die rechte Schulter, wie es stets als Erkennungszeichen vereinbart worden war, entblößt hatten, hielten unsere Soldaten gerade dies für einen Täuschungsversuch der Feinde. (3) Im gleichen Augenblick stürzten die Feinde den Centurio L. Fabius und die Soldaten, die mit ihm auf die Mauer gestiegen, jedoch eingekreist und getötet worden waren, von der Mauer herab. (4) M. Petronius, ein Centurio derselben Legion, hatte versucht, die Tore zu sprengen, war jedoch von der Überzahl der Feinde so bedrängt worden, daß er, schon schwer verwundet, die Hoffnung auf Rettung aufgab und den Soldaten seines Manipels, die ihm gefolgt waren, zurief: >>Da ich mich und euch nicht gleichzeitig retten kann, will ich doch wenigstens für euch sorgen, denn ich habe euch aus Ruhmgier in diese Gefahr gebracht. Sorgt für euch, während ihr noch Gelegenheit dazu habt. (5) Gleichzeitig warf er sich mitten in die Feinde, tötete zwei und drängte die übrigen für kurze Zeit von dem Tor zurück. (6) Als seine Soldaten versuchten, ihm zu helfen, rief er: >>Ihr versucht vergeblich, mein Leben zu retten, denn mein Blut und meine Kräfte verlassen mich. Fort also, solange es noch möglich ist, zieht euch zur Legion zurück. So fiel er kurz darauf im Kampf, rettete aber seine Soldaten. 51 (1) Da unsere Soldaten von allen Seiten bedrängt wurden, trieben die Feinde sie schließlich aus ihrer Stellung den Abhang hinunter. Dabei verloren wir 46 Centurionen. Die 10. Legion hielt allerdings die Gallier auf, die die Soldaten ungestüm verfolgten. Sie hatte sich auf etwas günstigerem Gelände auf gestellt, um Hilf e leisten zu können, (2) und wurde ihrerseits von den Cohorten der 13. Legion aufgefangen, die mit dem Legaten T. Sextius aus dem kleineren Lager herangerückt war und eine etwas höher gelegene Stelle besetzt hatte. (3) Sobald die Legionen die Ebene erreichten, machten sie Front gegen die Feinde. (4) Vercingetorix führte daraufhin seine Soldaten vom Fuß der Anhöhe in die Befestigungen zurück. Wir vermißten an diesem Tag nicht viel weniger als 700 Soldaten. 52 (1) Am folgenden Tag berief Caesar eine Heeresversammlung ein und tadelte die Verwegenheit und den unbeherrschten Eifer der Soldaten: Sie hätten sich nicht nur selbst ein Urteil darüber angemaßt, wohin man vorrücken und was man tun müsse, sie hätten auch auf das Signal zum Rückzug hin nicht haltgemacht und sich von den Militärtribunen und Legaten nicht zurückhalten lassen. (2) Er stellte ihnen vor Augen, welche Bedeutung ein ungünstiges Gelände haben könne. Er selbst habe das bei Avaricum erfahren. Obwohl er damals die Feinde ohne Führer und ohne Reiterei überraschte, habe er auf den sicheren Sieg verzichtet, um nicht infolge des ungünstigen Geländes beim Kampf einen wenn auch noch so geringen Verlust hinnehmen zu müssen. (3) Sosehr er auch die Größe ihres Mutes bewundere, den weder die Lagerbefestigung noch der steil ansteigende Berg, noch die Stadtmauer habe aufhalten können, sosehr müsse er andererseits ihre Disziplinlosigkeit und Anmaßung verurteilen, da sie offenbar glaubten, den Sieg und den Ausgang von Kämpfen besser im voraus beurteilen zu können als ihr Oberbefehlshaber. (4) Er halte bei einem Soldaten Gehorsam und Disziplin nicht weniger für wünschenswert als Tapferkeit und Mut. 53 (1) Gegen Ende seiner Rede stärkte er wieder die Zuversicht seiner Soldaten und sagte sie sollten aus diesem Anlaß nicht den Mut verlieren und nicht der Tapferkeit des Feindes zurechnen, was auf das ungünstige Gelände zurückzuführen sei. Nach Schluß der Versammlung führte er die Legionen aus dem Lager und stellte sie an einem geeigneten Platz in Schlachtordnung auf, da er noch genauso über einen Abzug dachte wie vorher. (2) Weil Vercingetorix jedoch innerhalb der Mauern blieb und genausowenig auf das ebene Gelände herunterkam, lieferten sich nur die Reiter ein kleines Gefecht, das für die Römer günstig ausging. Danach führte Caesar das Heer ins Lager zurück. (3) Nachdem er auch am folgenden Tag so vorgegangen war, glaubte er, nun sei genug geschehen, um das Selbstbewußtsein der Gallier zu schwächen und den Mut seiner Soldaten zu stärken. Daher verlegte er das Lager ins Gebiet der Haeduer. (4) Da die Feinde nicht einmal die Verfolgung aufnahmen, konnte er am dritten Tag die Brücke über den Fluß Elaver wiederherstellen und das Heer dort hinüberführen. 54 (1) Hier ließen sich die Haeduer Eporedorix und Viridomarus bei ihm melden, so daß Caesar erfuhr, daß Litaviccus mit der gesamten Reiterei aufgebrochen war, um die Haeduer zum Aufstand zu bewegen. Es sei nötig, daß sie selbst voranzögen, um den Stamm ruhig zu halten. (2) Obwohl Caesar die Treulosigkeit der Haeduer schon des öfteren durchschaut hatte und glaubte, der Abfall des Stammes werde durch den Aufbruch der beiden nur beschleunigt, hielt er es dennoch für falsch, sie zurückzuhalten, um nicht den Eindruck zu erwecken, er tue ihnen ein Unrecht an, und um nicht den Verdacht zu erregen, er hege irgendwelche Befürchtungen. (3) Als die beiden Haeduer sich entfernten, legte er ihnen kurz seine Verdienste gegenüber ihrem Stamm dar: Wie er sie als schwachen Stamm vorgefunden habe, auf ihre Städte zurückgeworfen, ihres Landes beraubt, nachdem die Feinde ihnen alle Bundesgenossen genommen, Tribut auferlegt und sie gegen ihren Willen höchst schmachvoll zur Stellung von Geiseln gezwungen hätten. (4) Wie er ihnen in der Folgezeit wieder zu Reichtum und Macht verholfen habe, so daß sie nicht allein ihre frühere Stellung wieder eingenommen, sondern offensichtlich mehr Ansehen und Einfluß als je zuvor besessen hätten. Mit diesen Hinweisen entließ er sie. 55 (1) Noviodunum war eine Stadt der Haeduer und lag sehr günstig an den Ufern des Liger. (2) Caesar hatte alle Geiseln aus Gallien, das Getreide, die öffentlichen Gelder und einen großen Teil seines eigenen Gepäcks und des Gepäcks seiner Soldaten hierherbringen lassen. (3) Auch eine große Anzahl von Pferden, die für diesen Krieg in Italien und Spanien gekauft worden waren, hatte er hierhergeschickt. (4) Als Eporedorix und Viridomarus in der Stadt eintrafen, erfuhren sie, wie die Situation ihres Stammes war. Bibracte, die Stadt der Haeduer, die bei ihnen am meisten Ansehen besitzt, habe Litaviccus auf seiner Flucht vor den Haeduem aufgenommen, der oberste Beamte, Convictolitavis, und ein größer Teil des Senats hätten sich bei ihm eingefunden, und man habe in staatlichem Auftrag Gesandte an Vercingetorix geschickt, um über einen Friedens und Freundschaftsvertrag zu verhandeln. Eporedorix und Viridomarus waren daraufhin der Ansicht, hier biete sich ein so großer Vorteil, daß man ihn nicht ungenutzt lassen dürfe. (5) Sie brachten daher in Noviodunum die Wachtposten und die Leute um, die zu Handelszwecken oder auf der Durchreise dorthin gekommen waren. (6) Ihr Geld und ihre Pferde teilten sie untereinander und sorgten dafür, daß die Geiseln der Stämme nach Bibracte zu dem obersten Beamten gebracht wurden. (7) Da sie glaubten, die Stadt Noviodunum nicht halten zu können, steckten sie sie in Brand, damit sie den Römern nicht mehr nützen könne. (8) Auf Schiffen brachten sie so viel von dem Getreide weg, wie es in der Eile möglich war, das übrige verbrannten sie oder warfen es in den Fluß. (9) In eigener Verantwortung zogen sie aus den angrenzenden Gebieten Truppen zusammen und gingen daran, an den Ufern des Liger Wachmannschaften und Beobachtungsposten aufzustellen. Dann begannen sie, überall ihre Reiterei erscheinen zu lassen, um uns einzuschüchtern, all dies in dem Versuch, die Römer vom Getreidenachschub abzuschneiden oder infolge der Versorgungsschwierigkeiten aus der Provinz zu vertreiben. (10) Ihre Hoffnung auf Erfolg wurde durch die Tatsache bedeutend gestärkt, daß der Liger infolge des Schneefalls angeschwollen war, so daß es unmöglich schien, den Fluß auf einer Furt zu überqueren. 56 (1) Als Caesar dies bekannt wurde, hielt er Eile für angebracht, wenn er den Versuch zur Wiederherstellung der Brücke machen wollte, damit es eher zum Kampf käme, als bis dort größere feindliche Streitkräfte zusammengezogen würden. (2) Denn seinen Plan zu ändern und nach der Provinz umzukehren - was allerdings einige in ihrer Furcht für unvermeidlich hielten -, dagegen sprachen nicht nur die damit verbundene Schmach und Würdelosigkeit sowie die schwierigen Wegverhältnisse und das vor ihm liegende Cevennengebirge, sondern ganz besonders auch die große Befürchtung, daß dann Labienus und die Legionen, die er mit ihm ausgesandt hatte, abgeschnitten wären. (3) Er bewältigte daher in ununterbrochenen Tag und Nachtmärschen eine bedeutende Wegstrecke, so daß er wider alles Erwarten schnell zum Liger kam. (4) Die Reiter fanden eine Furt, die, gemessen an der Dringlichkeit des Überganges, noch günstig war: Da der Fluß gerade noch Arme und Schultern der Soldaten freiließ, konnten sie die Waffen über Wasser halten. Caesar verteilte die Reiter im Fluß, um dessen Gewalt zu brechen. Da die Feinde beim ersten Anblick der Römer in Verwirrung gerieten, (5) setzte Caesar das Heer unversehrt über. Nachdem er auf den Feldern Getreide und eine große Anzahl Vieh vorgefunden und damit die Vorräte des Heeres auf gefüllt hatte, setzte er sich in Richtung auf das Gebiet der Senonen in Marsch. 57 (1) Während sich dies bei Caesar zutrug, ließ Labienus die Ersatztruppen, die kürzlich aus Italien eingetroffen waren, zum Schutz des gesamten Trosses in Agedincum zurück und brach mit vier Legionen nach Lutecia auf, einer Stadt der Parisier, die auf einer Insel der Sequana liegt. (2) Als sein Eintreffen bei den Feinden bekannt wurde, sammelten sich starke Streitkräfte aus den angrenzenden Stämmen. (3) Den Oberbefehl erhielt der Aulercer Camulogenus, der trotz seines hohen Alters wegen seiner hervorragenden Kenntnis des Militärwesens in diese samt berufen wurde. (4) Als dieser bemerkt hatte, daß die Gegend aus einem ausgedehnten Sumpf bestand, der einen Abfluß in die Sequana hatte und diese Gegend völlig unzugänglich machte, ging er dort in Stellung und machte sich bereit, unseren Soldaten den Übergang über den Sumpf zu sperren. 58 (1) Labienus versuchte zunächst, Laufgänge vorzuschieben und den Sumpf mit Reisig und Erde auszufallen, um so einen festen Weg anzulegen. (2) Nachdem er jedoch bemerkt hatte, daß die Durchführung dieses Vorhabens zu schwierig war, verließ er um die 3. Nachtwache in aller Stille das Lager und gelangte auf demselben Weg, auf dem er gekommen war, nach Metlosedum. (3) Dies ist eine Stadt der Senonen und liegt ebenso, wie wir es gerade von Lutecia berichteten, auf einer Insel der Sequana. (4) Hier beschlagnahmte er etwa 50 Schiffe, ließ sie schnell miteinander verbinden und die Soldaten an Bord gehen. Die Einwohner der Stadt, von denen ein großer Teil zum Krieg einberufen worden war, ergriff angesichts des unerwarteten Ereignisses ein solcher Schrecken, daß sich Labienus der Stadt ohne Kampf bemächtigen konnte. (5) Nachdem er die Brücke wiederhergestellt hatte, die die Feinde in den vergangenen Tagen abgerissen hatten, führte er sein Heer hinüber und setzte sich stromabwärts in Richtung auf Lutecia in Marsch. (6) Als die Feinde durch Flüchtlinge aus Metlosedum hiervon erfuhren, ordneten sie an, Lutecia in Brand zu stecken und die Brücken der Stadt abzubrechen. Sie selbst verließen das Sumpfgelände und bezogen auf dem Ufer der Sequana, in der Gegend von Lutecia, Labienus gegenüber Stellung. 59 (1) Schon verlautete, daß Caesar von Gergovia abgezogen sei. Gerüchte über den Abfall der Haeduer und einen erfolgversprechenden Aufstand in Gallien wurden verbreitet. In Gesprächen versicherten die Gallier, Caesar sei vom Weg und vom Liger abgeschnitten und der Mangel an Getreide habe ihn dazu gezwungen, in die Provinz zu marschieren. (2) Als die Bellovacer, die schon vorher von sich aus vertragsbrüchig geworden waren, jetzt zusätzlich von dem Abfall der Haeduer erfuhren, gingen sie daran, Truppen zu sammeln und offen zum Krieg zu rüsten. (3) Unter derartig veränderten Umständen sah Labienus ein, daß er einen ganz anderen Plan verfolgen müsse, als er ihn ursprünglich im Sinne gehabt hatte; (4) er setzte sich nun nicht mehr das Ziel, etwas zu erobern oder die Feinde zum Kampf zu reizen, sondern allein das Heer unversehrt nach Agedincum zurückzuführen. (5) Denn von der einen Seite drohte der Stamm der Bellovacer, der in Gallien als besonders tapfer gilt, die andere Seite hielt Camulogenus mit einem gut gerösteten und kampfbereiten Heer. Hinzu kam, daß ein mächtiger Strom die Legionen von der Bewachungsmannschaft beim Troß trennte. (6) Als sich Labienus überraschend derart große Schwierigkeiten in den Weg stellten, sah er, daß nur noch ein mutiges Vorgehen Hilfe versprach. 60 (1) Er berief daher gegen Abend einen Kriegsrat ein und forderte die Teilnehmer auf, sorgfältig und energisch durchzufahren, was er anordnen würde. Dann teilte er die Schiffe, die er aus Metlosedum mitgenommen hatte, jeweils einzeln römischen Rittern zu und befahl, nach der 1. Nachtwache in aller Stille der Strömung folgend 4 Meilen flußaufwärts zu fahren und ihn dort zu erwarten. (2) Fünf Cohorten, die er für den Kampf am wenigsten geeignet hielt, ließ er beim Lager als Bewachung zurück. (3) Die übrigen fünf Cohorten derselben Legion ließ er um Mitternacht mit allem Gepäck unter großem Lärm flußaufwärts aufbrechen. (4) Gleichzeitig beschaffte er Kähne, schickte sie in dieselbe Richtung und ließ sie geräuschvoll rudern. Kurz darauf zog er selbst in aller Stille mit drei Legionen aus dem Lager und marschierte zu der Stelle, wo nach seinem Befehl die Schiffe landen sollten. 61 (1) Als unsere Soldaten dort ankamen, überwältigten sie an dieser Stelle die feindlichen Späher, die am ganzen Fluß entlang verteilt standen, jedoch nichts gemerkt hatten, weil plötzlich ein starker Sturm losgebrochen war. (2) Heer und Reiterei wurden unter Leitung der römischen Ritter, denen Labienus diese Aufgabe übertragen hatte, schnell über den Fluß gesetzt. (3) Gegen Tagesanbruch wurde den Feinden gemeldet, im Lager der Römer herrsche ungewöhnlicher Lärm und ein großer Heereszug bewege sich flußaufwärts, während man ebendort auch Rudergeräusch vernehme. Fast gleichzeitig kam die Meldung, etwas weiter unterhalb würden Soldaten auf Schiffen übergesetzt. (4) Auf diese Nachricht hin glaubten die Feinde, die Legionen gingen an drei Stellen über den Fluß, und rüsteten sich, durch den Abfall der Haeduer in Schrecken versetzt, zur Flucht. Sie teilten daher auch ihre Truppen in drei Teile: (5) Dem römischen Lager gegenüber wurde eine Wache zurückgelassen, eine kleine Schar, die so weit vorrücken sollte, wie die Schiffe kämen, wurde in Richtung auf Metlosedum entsandt, die übrigen Truppen führten sie gegen Labienus. 62 (1) Bei Tagesanbruch waren alle unsere Soldaten übergesetzt; gleichzeitig wurde die feindliche Front sichtbar. (2) Darauf feuerte Labienus die Soldaten an, sich an ihre frühere Tapferkeit und den glücklichen Ausgang so vieler Kämpfe zu erinnern und sich vorzustellen, Caesar selbst sei anwesend, unter dessen Führung sie so oft den Feind geschlagen hätten. Dann gab er das Signal zum Kampf. (3) Beim ersten Aufeinanderprallen wurden die Feinde vom rechten Flügel, wo sich die 7. Legion aufgestellt hatte, zurückgeworfen und in die Flucht geschlagen. (4) Den linken Flügel hielt die 12. Legion. Obwohl dort die Feinde in den ersten Reihen, von Wurfgeschossen durchbohrt, fielen, leisteten die übrigen erbittert Widerstand, und niemand schien an Flucht zu denken. (5) Der Führer der Feinde, Camulogenus, stand selbst seinen Soldaten bei und feuerte sie an. (6) Noch war völlig ungewiß, wem endlich der Sieg zufallen würde, als den Tribunen der 7. Legion gemeldet wurde, was auf dem linken Flügel vor sich ging. Da erschienen sie überraschend mit ihrer Legion im Rücken der Feinde und griffen sie an. (7) Doch nicht einmal zu diesem Zeitpunkt wich einer der Feinde von der Stelle, sondern alle wurden niedergemacht, nachdem sie eingekreist worden waren. Camulogenus erlitt das gleiche Schicksal. (8) Als die Soldaten, die die Feinde gegenüber dem Lager des Labienus als Wachtposten zurückgelassen hatten, hörten, daß eine Schlacht stattfinde, kamen sie den Ihren zu Hilfe und besetzten einen Hügel. Doch konnten auch sie dem Ansturm unserer siegreichen Soldaten nicht standhalten. (9) So gerieten sie in die Scharen ihrer fliehenden Stammesgenossen, und die römische Reiterei machte alle nieder, denen nicht Wälder oder Berge ein Versteck boten. (10) Nach diesem Unternehmen wandte sich Labienus zurück nach Agedincum, wo er den Troß des gesamten Heeres zurückgelassen hatte. Von dort gelangte er mit allen Truppen nach zwei Tagen zu Caesar. i 63 (1) Als der Abfall der Haeduer bekannt wurde, weitete sich der Krieg aus. (2) Die Gallier schickten Gesandtschaften nach allen Seiten aus, die sich bemühten, die Stämme aufzuhetzen, soweit sie es mit ihrem Ansehen und Einfluß oder mit viel Geld vermochten. (3) Da sie sich der Geiseln bemächtigten, die Caesar bei den Haeduem in Gewahrsam gegeben hatte, versetzten sie zögernde Stämme mit der Drohung in Schrecken, die Geiseln hinzurichten. (4) Die Haeduer forderten Vercingetorix auf, zu ihnen zu kommen und sich mit ihnen über die Kriegführung zu verständigen. Als ihre Bitte erfüllt wurde, bemühten sie sich darum, selbst den Oberbefehl über den gesamten Krieg zu erhalten. (5) Da es hier aber jedoch zu einem Streit kam, wurde eine Versammlung ganz Galliens nach Bibracte einberufen, zu der von überall her zahlreiche Teilnehmer zusammenkamen. (6) Man ließ die Versammlung über die Frage abstimmen. Sie bestätigte einstimmig Vercingetorix als Oberbefehlshaber. (7) Dieser Versammlung blieben die Remer, Lingonen und Treverer fern, die Remer und Lingonen, weil sie an der Freundschaft mit dem römischen Volk festhielten, die Treverer, weil sie zu weit entfernt waren und von den Germanen bedrängt wurden. Dies war auch der Grund dafür, daß sie an dem ganzen Krieg nicht teilnahmen und keiner der beiden Seiten Unterstützung sandten. (8) Die Haeduer waren sehr erbittert darüber, daß man sie von der fahrenden Stelle verdrängt hatte, sie beklagten den Wechsel des Glücks und wünschten sich die wohlwollende Haltung Caesars ihnen gegenüber zurück, wagten jedoch nach Ausbruch des Krieges nicht, in ihren Plänen von den anderen abzuweichen. (9) Die jungen Männer Eporedorix und Viridomarus, von denen man Großes erwarten durfte, gehorchten Vercingetorix nur widerwillig. 64 (1) Dieser forderte auch von den übrigen Stämmen Geiseln und setzte schließlich ihre Übergabe auf einen bestimmten Tag fest. Auch Reiter, insgesamt 15 000 Mann, sollten sich auf seinen Befehl hin schnell bei ihm sammeln. (2) Er sagte, die Fußsoldaten, die er schon vorher gehabt habe, genügten ihm, er werde auch kein Risiko eingehen und es nicht auf eine offene Schlacht ankommen lassen. Da er über außerordentlich viele Reiter verfüge, sei es vielmehr leicht, die Römer an der Getreide und Futterbeschaffung zu hindern. (3) Sie sollten mit Gleichmut ihr eigenes Getreide vernichten und ihre Gehöfte anzünden, denn sie sähen, daß sie mit dem Verlust ihrer Habe auf immer Freiheit und Unabhängigkeit erlangten. (4) Nach diesen Anordnungen forderte er von den Haeduern und Segusiavern, die unmittelbar an den Grenzen der römischen Provinz leben, die Stellung von 10 000 Fußsoldaten und verlangte zusätzlich 800 Reiter. (5) Die Führung übertrug er dem Bruder des Eporedorix und gab ihm den Befehl, die Allobroger anzugreifen. (6) Auf der anderen Seite sandte er die Gabaler und die Arverner aus den zu nächstliegenden Gauen gegen die Helvetier. Die Rutener und Cadurcer sollten das Gebiet der arecomischen Volcer verwesten. (7) Obendrein hetzte er insgeheim durch private Boten und offizielle Gesandtschaften die Allobroger auf, von denen er hoffte, daß sie sich nach dem letzten Krieg noch nicht wieder beruhigt hätten. (8) Ihren führenden Männern versprach er Geld, dem Stamm insgesamt aber die Herrschaft über die ganze römische Provinz. 65 (1) Gegen alle Gefahren dieser Art hatten die Römer mit einer 22 Cohorten starken Schutztruppe vorgesorgt. Sie war in der Provinz selbst ausgehoben worden und wurde von dem Legaten L. Caesar nach allen Seiten hin gegen den Feind eingesetzt. (2) Die Helvier, die sich auf eigenen Entschluß hin mit ihren Grenznachbarn in einen Kampf eingelassen hatten, wurden geschlagen und nach dem Tod ihres Stammesführers C. Valerius Domnotaurus, dem Sohn des Caburus und mehrerer anderer Stammesmitglieder in ihre Städte und Befestigungen zurückgedrängt. (3) Die Allobroger stellten zahlreiche Wachposten am Rhoneufer auf und schätzten ihr Gebiet mit viel Energie und Sorgfalt. (4) Da Caesar erkannte, daß die Feinde an Reiterei weit überlegen waren und dazu aus Italien und der Provinz kein Nachschub zur Unterstützung kommen konnte, weil alle Wege gesperrt waren, schickte er Gesandte über den Rhein nach Germanien zu den Stämmen, die er in den vergangenen Jahren unterworfen hatte. Er ließ von ihnen Reiter und leichtbewaffnete Fußsoldaten kommen, die gewöhnt waren, gemeinsam mit den Reitern zu kämpfen. (5) Als sie eintrafen, jedoch keine sehr geeigneten Pferde hatten, nahm er den Militärtribunen und den übrigen römischen Rittern und Evocaten ihre Pferde und verteilte sie an die Germanen. 66 (1) Während er diese Maßnahmen durchführte, sammelten sich die feindlichen Einheiten aus dem Gebiet der Arverner und die Reiter, die das gesamte Gallien stellen sollte. (2) Damit hatte Vercingetorix endlich ein großes Reiteraufgebot beisammen. Als Caesar am Rand des lingonischen Gebietes entlang ins Land der Sequaner marschierte, um der Provinz leichter Unterstützung gewähren zu können, errichtete Vercingetorix etwa 10 Meilen von den Römern entfernt drei Lager (3) und berief eine Versammlung der Reiterpraefecten ein, in der er darlegte, daß der Augenblick des Sieges gekommen sei: Die Römer flohen in die Provinz und verließen Gallien. (4) Das erscheine ihm ausreichend, um für den gegenwärtigen Zeitpunkt die Freiheit zu erlangen. Es sei jedoch zu wenig, um für die Zukunft Frieden nach außen und Ruhe im Innern zu sichern. Wenn die Römer erst mehr Truppen aufgestellt hätten, würden sie zurückkehren und nicht aufhören, Krieg zu führen. Daher solle man sie angreifen, während sie noch durch ihre Marschordnung behindert seien. (5) Wenn die römischen Fußsoldaten den Ihren zu Hilfe kommen wollten und dies Vorhaben auch nicht aufgäben, könnten sie ihren Marsch nicht fortsetzen. Wenn sie dagegen und er sei sicher, daß das dies eintreten werde ihren Troß im Stich ließen und für ihre eigene Rettung sorgten, verlören sie nicht nur alles zum Leben Notwendige, sondern auch ihr Ansehen. (6) Was die Reiter der Feinde angehe, so dürften sie selbst keinen Zweifel daran haben, daß keiner von ihnen auch nur ein wenig aus dem Heereszug auszuscheren wage. Um aber ihren Mut für den Angriff zu stärken, werde er das gesamte Heer vor dem Lager aufstellen und den Feind damit in Schrecken versetzen. (7) Darauf riefen die Praefecten, man müsse die Reiter durch einen besonders feierlichen Schwur verpflichten, unter kein Dach mehr zurückzukehren, ihre Kinder, Eltern und Frauen nicht mehr zu sehen, ehe sie nicht zweimal durch den Heereszug der Feinde hindurchgeritten seien. 67 (1) Der Vorschlag wurde gebilligt, und alle mußten sich durch den Schwur verpflichten. Am folgenden Tag teilte Vercingetorix die Reiterei in drei Gruppen auf, so daß sie auf beiden Seiten unseres Zuges erschienen, während die dritte Gruppe begann, unsere Vorhut am Weitermarsch zu hindern. (2) Auf die Nachricht hiervon teilte Caesar seine Reiterei ebenfalls in drei Gruppen und gab den Befehl, die Feinde anzugreifen. Auf allen Seiten kam es gleichzeitig zum Kampf. (3) Der Heereszug stockte. Die Legionen nahmen den Troß in ihre Mitte. (4) Wenn unsere Reiter auf einer Seite offensichtlich Mühe hatten und zu hart bedrängt wurden, ließ Caesar das Heer eine Schwenkung machen und den Angriff des Fußvolks dorthin richten. Dieses Vorgehen erschwerte den Feinden das Vordringen und stärkte bei unseren Reitern die Hoffnung auf Unterstützung. (5) Schließlich erreichten die Germanen auf dem rechten Flügel den Kamm eines Gebirgszuges, vertrieben die Feinde von dort und verfolgten die Flüchtenden bis zum Fluß, wo Vercingetorix sieh mit den Fußtruppen festgesetzt hatte. Sie konnten mehrere Feinde töten. (6) Als die übrigen 'dies bemerkten, fürchteten sie, eingekreist zu werden, und flohen. Dabei wurden sie überall niedergemacht. (7) Man brachte drei Haeduer aus dem höchsten Adel zu Caesar: Den Reiterpraefecten Cotus, der während der letzten Wahlversammlung die Auseinandersetzung mit Convictolitavis gehabt hatte, Cavarillus, der nach dem Abfall des Litaviccus das Kommando über die Fußtruppen übernommen hatte, und Eporedorix, unter dessen Oberbefehl die Haeduer vor Caesars Eintreffen mit den Sequanern Krieg geführt hatten. 68 (1) Da die ganze Reiterei in die Flucht geschlagen worden war, zog Vercingetorix seine Truppen, so wie er sie vor dem Lager aufgestellt hatte, ab und setzte sich anschließend nach Alesia in Marsch, einer Stadt der Manduhier. Gleichzeitig ordnete er an, rasch das schwere Gepäck aus dem Lager fortzuschaffen und ihm damit sofort nachzufolgen. (2) Caesar befahl, das schwere Gepäck seines Heeres auf den nächsten Hügel zu bringen, und ließ zu seinem Schutz zwei Legionen zurück, ehe er Vercingetorix folgte, soweit es die Tageszeit noch zuließ. Dabei töteten seine Soldaten etwa 3000 Feinde aus der Nachhut. Am folgenden Tag schlug er sein Lager in der Nähe von Alesia auf. (3) Nachdem er die Lage der Stadt erkundet hatte, mahnte er seine Soldaten, sich anzustrengen, und begann, einen Belagerungswall rings um die Stadt zu errichten, während die Feinde noch in höchsten Schrecken versetzt waren, weil ihre Reiterei geschlagen worden war, auf die sie das größte Vertrauen im Heer gesetzt hatten. 69 (1) Die eigentliche Stadt Alesia lag hoch oben auf einem Hügel, so daß es aussah, als könne man sie nur durch eine Belagerung erobern. (2) Die Ausläufer des Hügels stießen an zwei Seiten auf Flußläufe. (3) Vor der Stadt erstreckte sich auf etwa 3 Meilen in Längsrichtung ebenes Gelände. (4) Ihre übrigen Seiten schlossen in einiger Entfernung Hügel ein, die fast die gleiche Steigung und Höhe hatten. (5) Am Ostabhang hatten die gallischen Truppen das ganze Gelände dicht besetzt und dort einen Graben und eine sechs Fuß hohe Mauer aus Lehm und Kies gezogen. (6) Der Umfang der Belagerungswälle, die die Römer errichteten, betrug 10 Meilen. (7) An geeigneten Punkten hatten sie Lager errichtet, gleichzeitig mit 23 Castellen, wohin sie tagsüber kleinere Wachtposten legten, um einen überraschenden Ausfall aus der Stadt zu verhindern. Nachts waren diese Castelle mit stärkeren Wachabteilungen belegt. 70 (1) Als die Belagerungsarbeiten in Gang gekommen waren, fand auf dem ebenen Gelände, das sich, wie wir oben darlegten, zwischen den Anhöhen auf 3 Meilen hin erstreckte, ein Reitergefecht statt. Auf beiden Seiten kämpfte man unter Einsatz aller Kräfte. (2) Als unsere Reiter in Bedrängnis gerieten, schickte Caesar ihnen die Germanen zu Hilfe und stellte die Legionen vor dem Lager auf, um einem plötzlichen Einbruch des feindlichen Fußvolks zuvorzukommen. (3) Die zusätzliche Deckung durch die Legionen stärkte unseren Reitern den Mut. Sie schlugen die Feinde in die Flucht, die sich infolge ihrer großen Zahl selbst im Weg standen und sich in den Öffnungen zusammendrängten, die man beim Bau der Mauer gelassen hatte und die sich nun als zu eng erwiesen. (4) Die Germanen folgten innen ziemlich stürmisch bis zur Mauer nach. (5) Dort kam es zu einem großen Gemetzel. Einige Gallier ließen ihre Pferde im Stich und versuchten, den Graben zu überqueren und über die Mauer zu klettern. Caesar ließ die Legionen, die er vor dem Lagerwall aufgestellt hatte, etwas vorrücken. (6) Die Gallier, die sich innerhalb der Befestigungsanlagen zwischen der Lehm und der Stadtmauer befanden, wurden nicht weniger in Schrecken versetzt. Sie glaubten, die Römer kämen sofort auf sie zu, und riefen zu den Waffen. Einige verloren den Kopf und stürzten in die Stadt. (7) Vercingetorix befahl, die Stadttore zu schließen, um nicht sein Lager von Verteidigern entblößt zu sehen. Nachdem die Germanen viele Feinde niedergemacht und eine Anzahl von Pferden erbeutet hatten, zogen sie sich zurück. 71 (1) Vercingetorix faßte den Plan, die gesamte Reiterei bei Nacht fortzuschicken, ehe die Römer die Belagerungswerke vollendet hätten. (2) Als sie abrückten, gab er jedem den Auftrag, sich an seinen jeweiligen Stamm zu wenden und alle zum Kriegsdienst einzuberufen, die dem Alter nach waffenfähig wären. (3) Er stellte ihnen seine Verdienste um sie vor Augen und beschwor sie, für seine Rettung zu sorgen und ihn nicht der Mißhandlung durch die Feinde auszuliefern, da er sich so sehr um die gemeinsame Freiheit verdient gemacht habe. Er wies sie darauf hin, daß gemeinsam mit ihm 80000 ausgewählte Männer den Tod finden würden, falls sie nicht gewissenhaft genug zu Werke gingen. (4) Nach seinen Berechnungen habe er für knapp 30 Tage Getreide, aber durch sparsame Zuteilung könne er es auch noch etwas länger aushalten. (5) Mit diesen Aufträgen sandte er die Reiterei um die 2. Nachtwache durch eine Lücke in unserer Einschließung in aller Stille fort. (6) Er gab den Befehl, das gesamte Getreide zu ihm zu bringen, und setzte die Todesstrafe für die fest, die dieser Anordnung nicht nachkämen. (7) Das Kleinvieh, das man in großer Menge von den Mandubiern eingetrieben hatte, verteilte er an jeden einzeln, das Getreide ließ er sparsam nach und nach zumessen. (8) Alle Truppen, die er vor der Stadt aufgestellt hatte, zog er in die Stadt zurück. (9) Auf diese Weise rüstete er sich, Unterstützung aus Gallien abzuwarten und den Krieg weiterzuführen. 72 (1) Als Caesar hiervon durch Überläufer und Gefangene erfuhr, ging er daran, folgende Arten von Befestigungen anzulegen. Er ließ einen Graben von 20 Fuß mit senkrechten Sitten ziehen, dessen Boden die gleiche Abmessung hatte wie der Abstand zwischen den oberen Rändern. (2) Alle übrigen Belagerungswerke ließ er 400 Schritt von diesem Graben entfernt anlegen. Da er notwendigerweise eine so große Strecke erfassen mußte, das ganze Belagerungswerk jedoch nur schwer ringsum mit Soldaten besetzen konnte, war seine Absicht dabei, zu verhindern, daß sich nachts unversehens eine große Anzahl von Feinden der Befestigung näherte und daß sie tagsüber Wurfgeschosse auf unsere Soldaten werfen konnten, deren Aufmerksamkeit ganz auf die Schanzarbeiten gerichtet war. (3) Nachdem er diesen 400 Schritt breiten Streifen dazwischengelegt hatte, ließ er zwei 15 Fuß breite Gräben von gleicher Tiefe ziehen. Den inneren füllte er an den ebenen und niedrigen Stellen mit Wasser, das er aus dem Fluß ableitete. (4) Hinter den Gräben ließ er einen Erddamm mit einer Mauer von zwölf Fuß errichten. Diese Belagerungsmauer wurde zusätzlich mit Brustwehr und Zinnen versehen, wobei große, sich gabelnde Baumstämme an den Verbindungen zwischen Brustwehr und Mauer herausragten, die den Feinden das Hinaufklettern erschweren sollten. Auf dem ganzen Bauwerk ließ er rings Türme errichten, die 80 Fuß voneinander entfernt waren. 73 (1) Während dieser Zeit mußten die Soldaten Getreide und Bauholz beschaffen und an den umfangreichen Belagerungswerken arbeiten. Dadurch verminderte sich unsere Truppenstärke, weil die Soldaten sich etwas weiter vom Lager entfernten. Die Gallier hatten schon einige Male versucht, die Arbeiten zu stören und aus mehreren Toren zugleich mit aller Gewalt einen Ausfall aus der Stadt zu machen. (2) Caesar glaubte daher, man müsse noch zusätzlich daran arbeiten, daß die Belagerungswerke mit einer kleineren Zahl von Soldaten verteidigt werden könnten. Er ließ daher Baumstämme und ziemlich starke Äste schneiden, ihre Spitzen abschälen und zuspitzen, dann fünf Fuß tiefe, durchlaufende Gräben ziehen. (3) Die spitzen Pfähle wurden in den Boden eingelassen und festgemacht, damit man sie nicht herausreißen konnte; mit ihren Zweigen ragten sie oben heraus. (4) jeweils fünf Reihen wurden miteinander verbunden und verflochten. Wenn jemand in diese Gräben geriet, blieb er in den äußerst spitzen Hindernissen stecken. Die Soldaten nannten sie Leichensteine. (5) Vor diesen wurden drei Fuß tiefe Gruben gegraben, die in schräger Reihe kreuzförmig angeordnet waren und nach unten zu allmählich schmaler wurden. (6) Hier wurden glatte, länglich runde Pfähle von Schenkeldicke eingesetzt, die oben spitz und durch Feuer gehärtet waren. Sie ragten nicht weiter als vier Finger breit aus der Erde hervor. (7) Um sie zu befestigen und ihnen Halt zu geben, wurde jeder einzelne Pfahl am Grabenboden in ein Fuß hoher Erde festgestampft, den restlichen Teil der Gruben deckte man mit Weidenruten und Strauchwerk zu, um die Falle zu verbergen. (8) Von dieser Art wurden mit einem Zwischenraum von drei Fuß acht Reihen gegraben. Die Soldaten nannten sie Lilien, da sie Ähnlichkeit mit dieser Blume besaßen. (9) Vor ihnen wurden fußlange Pflöcke mit eisernen Widerhaken ganz in die Erde eingegraben und überall mit nur kleinen Zwischenräumen verteilt. Die Soldaten nannten sie Ochsenstacheln. 74 (1) Nach Vollendung dieser Arbeiten legte Caesar in einem Umkreis von 14 Meilen gleiche Befestigungen der erwähnten Art an, wobei er, soweit es die Landschaft zuließ, möglichst ebenem Gelände folgte. Diese Befestigungen lagen in entgegengesetzter Richtung und waren nach außen gegen den Feind gekehrt, um zu verhindern, daß selbst starke feindliche Truppen, falls diese nach dem Abzug der Reiter einträfen, die Mannschaften, die die Belagerungswerke schätzten, einkreisen könnten. (2) Um nicht gezwungen zu werden, unter Gefahr das Lager zu verlassen, ließ er Jeden Getreide und Futter für 30 Tage herbeischaffen und vorrätig halten. 75 (1) Während dies bei Alesia geschah, war eine Versammlung der gallischen Stammesfürsten einberufen worden, die beschlossen, nicht, wie es Vercingetorix gefordert hatte, alle Waffenfähigen einzuberufen, sondern für jeden Stamm nur eine bestimmte Zahl festzusetzen. Damit sollte verhindert werden, daß man, wenn eine so große Menge zusammenströme, die Übersicht verlöre und weder die eigenen Soldaten auseinanderhalten noch für ausreichende7Getreidezufuhr sorgen könne. (2) Die Haeduer und ihre Schutzbefohlenen, die Segusiaver, Ambivareter, Aulercer, Brannovicer und Blannovier sollten 35000 Mann stellen, die Arverner mit Eleutetern, Cadurcern, Gabalern und Vellaviern, die von jeher unter ihrer Herrschaft gestanden hatten, die gleiche Zahl. (3) Die Sequaner, Senonen, Bituriger, Santonen, Rutener und Carnuten sollten je 12000 Soldaten stellen, die ]3eIlovacer 10000; ebenso viele auch die Lemovicer; je 8000 die Pictonen, Turonen, Parisier und Helvetier; je 6000 die Suessionen, Ambianer, Mediomatricer, Petrocorier, Nervier, Moritier und Nitiobroger; 5000 die Aulercer-Cenomanen, ebenso viele die Atrebaten; 4000 die Veliocasser; Lexovier und Alercer-Eburovicer je 3000, die Bojer 2000; (4) insgesamt 10 000 die Stämme, die am Ozean leben und nach gallischem Brauch Aremoricer genannt werden - zu ihnen gehören die Corlo sollten, Redonen, Ambibarier, Caleten, Osismer, Veneter, Lemovicer und Uneller. (5) Nur die Bellovacer entsandten die von ihnen geforderte Zahl nicht, weil sie, wie sie sagten, in eigenem Namen und nach eigenem Ermessen mit den Römern Krieg führen und sich keinem fremden Oberbefehl unterwerfen wollten. Auf Grund ihrer Freundschaft mit Commius sandten sie jedoch auf seine Bitte hin 2000 Soldaten. 76 (1) Dieser Commius hatte, wie wir oben schilderten, in den vergangenen Jahren Caesar in Britannien zuverlässige und nützliche Dienste geleistet. Caesar hatte daraufhin seinen Stamm als Lohn für seine Verdienste von Abgaben befreit, ihm seine alten Gesetze und seine alte Verfassung zurückgegeben und ihm die Moriner unterstellt. (2) Jetzt aber herrschte in ganz Gallien ein so einmütiges Streben danach, die Freiheit wiederzugewinnen und den früheren Kriegsruhm wiederherzustellen, daß sich keiner durch früher erwiesene Vergünstigungen und durch die Erinnerung an die Freundschaft mit dem römischen Volk beeinflussen ließ. Statt dessen traten alle mit Begeisterung und unter Einsatz ihrer gesamten Mittel in den Krieg ein. (3) Nachdem man 8000 Reiter und etwa 250000 Fußsoldaten aufgestellt hatte, wurden sie im Gebiet der Haeduer noch einmal gemustert und gezählt. Dann wurden die Praefecten ernannt. (4) Den Oberbefehl übertrug man dem Atrebaten Comunius, den Haeduern Viridomarus und Eporedorix und dem Arverner Vercassivellaunus, einem Vetter des Vercingetorix. Gewählte Vertreter aus den einzelnen Stämmen wurden ihnen an die Seite gestellt, um mit ihnen gemeinsam die Durchführung des Krieges zu übernehmen. (5) Voll Begeisterung und Zuversicht brachen alle nach Alesia auf, (6) und es gab nicht einen unter ihnen, der nicht glaubte, der Feind könne den bloßen Anblick einer solchen Menge nicht aushalten. Diese Ansicht wurde noch dadurch gestärkt, daß es sich um einen Kampf nach zwei Seiten handeln würde, wenn gleichzeitig ein Ausfall aus der Stadt erfolgte und draußen eine derartige Zahl von Reiterei und Fußvolk erschiene. 77 (1) Die Feinde, die in Alesia belagert wurden, hatten, als der Termin vorübergegangen war, zu dem sie Hilfstruppen erwarteten, ihr gesamtes Getreide verbraucht. Da sie nicht wußten, was bei den Haeduern vor sich ging, hatten sie eine Versammlung einberufen, um über ein Ausgang ihres Schicksals zu beraten. (2) Dabei wurden verschiedene Meinungen laut: Ein Teil entschied sich für eine Kapitulation, andere waren dafür, einen Ausfall zu machen, solange ihre Kräfte noch dazu reichten. Hier darf die Rede des Critognatus nicht übergangen werden wegen ihrer einzigartigen und gottlosen Grausamkeit. (3) Er stammte aus einer überaus vornehmen Familie bei den Arvernern, und man hielt ihn für sehr einflußreich. »Ich werde nichts zu der Meinung derer sagen«, erklärte er, »die die schmählichste Sklaverei mit Kapitulation bezeichnen, doch glaube ich, daß man sie nicht mehr als Bürger betrachten und zur Versammlung hinzuziehen sollte. (4) Es geht mir um die, die für einen Ausfall sind. Obwohl in ihrem Vorschlag nach euer aller Meinung offensichtlich die Erinnerung an eure frühere Tapferkeit wohnt, so ist das doch keine Tapferkeit, sondern Verweichlichung, (5) die unfähig ist, Tür kurze Zeit Entbehrungen zu ertragen. Man findet leichter Menschen, die bereit sind, freiwillig in den Tod zu gehen, als solche, die geduldig Schmerz ertragen. (6) Ich würde mich trotzdem diese Meinung anschließen so viel gilt bei mir unser Ansehen -, wenn ich sähe, daß es sich nur um den Verlust unseres Lebens handelte; (7) wir müssen aber bei unserem Entschluß ganz Gallien berücksichtigen, das wir bestürmt haben, uns zu helfen. (9) Was glaubt ihr, in welche Gemütsverfassung unsere Freunde und Verwandten geraten werden, wenn sie nach dem Tod von 80 000 Menschen an einer einzigen Stelle gezwungen werden, fast auf den Leichen selbst um die Entscheidung zu kämpfen? (9) Ihr dürft die Männer eurer Unterstützung nicht berauben, die ihre eigene Gefahr vergessen haben, um euch zu retten; ihr dürft nicht aus Dummheit, Unbesonnenheit oder Willensschwäche ganz Gallien vernichten und ewiger Sklaverei anheimgeben. (10) Oder zweifelt ihr an ihrer Treue und Entschlossenheit, weil sie nicht zu dem festgesetzten Termin gekommen sind? Wie also? Glaubt ihr, die Römer mühten sich zum Vergnügen täglich auf den äußeren Teilen ihrer Befestigungen ab? (11) Wenn ihr von jenen nicht durch Botschaften Gewißheit erlangen könnt, weit jeder Zugang zur Stadt gesperrt ist, so nehmt das als Zeugnis dafür, daß ihre Ankunft näherrückt, denn die Feinde bleiben in Furcht und Schrecken davor Tag und Nacht bei ihrer Arbeit. (12) Was also ist mein Rat? Das zu tun, was unsere Ahnen im Krieg gegen die Cimbern und Teutonen taten, der völlig anders aussah. Unsere Landsleute, die damals in die Städte zurückgetrieben worden waren und unter ähnlichem Mangel litten, hielten sich mit den Körpern derer am Leben, die auf Grund ihres Alters für den Krieg nicht mehr tauglich schienen, und ergaben sich den Feinden nicht. (13) Auch wenn wir das Beispiel für diese Handlungsweise nicht hätten, müßte man es, glaube ich, um der Freiheit willen einfuhren und der Nachwelt als besonders schön überliefern. (14) Denn wie könnte man den damaligen Krie2 mit dem gegenwärtigen vergleichen? Zwar hatten die Cimbern Gallien völlig verwüstet und großes Unglück über unser Land gebracht, doch zogen sie irgendwann einmal aus unserem Gebiet ab und suchten andere Länder auf. Unsere Verfassung, unsere Gesetze, unsere Felder, unsere Freiheit ließen sie uns. (15) Worauf aber gehen die Römer, die allein der Neid auf uns bewegt, weil sie uns als hochberühmt und kriegstüchtig kennen, sonst aus, und was wollen sie anderes, als sich in unserem Land und Stammesgebiet festzusetzen und uns in ewige Sklaverei zu bringen? Niemals haben sie Kriege mit einem anderen Ziel geführt. (16) Selbst wenn ihr nicht wißt, was in weit entfernten Ländern geschieht, richtet euren Blick nur auf das angrenzende Gallien, das zur Provinz gemacht wurde, dessen Recht und Gesetz die Römer veränderten, das, den römischen Beilen unterworfen, in ewiger Sklaverei schmachtet. 78 (1) Nachdem verschiedene Anträge gestellt worden waren, beschlossen die Feinde, daß die auf Grund ihrer Gesundheit oder ihres Alters kriegsuntauglichen Männer die Stadt verlassen sollten und daß sie selbst eher jedes andere Schicksal erleiden wollten, als auf den Vorschlag des Critosicratus zurückzukommen. (2) Trotzdem wollten sie lieber an seinen Plan halten, wenn es notwendig würde und die Hilfstruppen ausblieben, als die Möglichkeit eines Kapitulationsangebots oder Friedensangebots in Erwägung zu ziehen. (3) Die Mandubier, die sie in ihre Stadt aufgenommen hatten, zwangen sie, mit Frauen und Kindern auszuziehen. (4) Als diese zu den Verschanzungen der Römer kamen, baten sie diese flehentlich und unter Tränen, sie in die Sklaverei aufzunehmen und mit Nahrung zu versorgen. (5) Caesar hatte jedoch Wachtposten auf dem Wall verteilt und verbot, sie aufzunehmen. 79 (1) In der Zwischenzeit gelangten Commius und die übrigen Heerführer, denen der Oberbefehl erteilt worden war, mit dem gesamten Heer vor Alesia an, lagerten auf einem Hügel außerhalb unserer Stellungen und setzten sich nicht weiter als 1 Meile von unseren Belagerungswällen entfernt fest. (2) Am folgenden Tag ließen sie die Reiterei aus dem Lager ausrücken, die das gesamte ebene Gelände ausfüllte, das sich, wie gesagt, 3 Meilen in Längsrichtung erstreckte. Die Fußtruppen stellten sie etwas weiter von dieser Stelle entfernt auf den Anhöhen auf. (3) Von der Stadt Alesia aus konnte man auf die Ebene hinunterblicken. Als die Ersatztruppen sichtbar wurden, lief alles zusammen, wünschte sich untereinander Glück, und jeden erfüllte lebhafte Freude. (4) Sie führten die Truppen heraus, lagerten vor der Stadt, deckten den ersten Graben mit Flechtwerk zu und füllten ihn mit Erde auf, um sich so auf einen Ausbruch und alle möglichen Zwischenfälle vorzubereiten. 80 (1) Caesar hatte das gesamte Heer auf beiden Seiten des Befestigungsgürtels so verteilt, daß, wenn es zum Ernstfall käme, jeder an seinem Platz stünde und ihn kannte. Dann ließ er die Reiterei aus dem Lager führen und den Kampf eröffnen. (2) Von allen Lagern, die sich auf den Anhöhen ringsum befanden, hatte man einen guten Ausblick, und die Soldaten verfolgten alle gespannt den Verlauf des Kampfes. (3) Die Gallier hatten zwischen die Reiter einzelne Bogenschützen und leichtbewaffnete Fußsoldaten verteilt; falls die Reiter zurückweichen mußten, sollten sie ihnen zu Hilfe kommen und den Ansturm unserer Reiter aufhalten. Mehrere unserer Reiter wurden unvorhergesehen von ihnen verwundet und verließen den Kampfplatz. (4) Als die Gallier die Zuversicht gewannen, daß ihre Soldaten im Kampf die Oberhand behielten, und sahen, daß die Unseren von der Übermacht bedrängt wurden, unterstützten nicht nur die, die sich bei den Verschanzungen festgesetzt hatten, sondern auch die, die zur Unterstützung gekommen waren, von allen Seiten den Mut der Ihren durch Geschrei und Kampfesrufe. (5) Da das Geschehen vor den Augen aller stattfand und weder heldenhaftes noch schmähliches Verhalten verborgen bleiben konnte, stachelten Ruhmgier und Furcht vor Schande beide Seiten zu höchster Tapferkeit an. (6) Als der Kampf vom Mittag bis fast zum Sonnenuntergang gedauert hatte, jedoch noch keine Entscheidung gefallen war, konzentrierten die Germanen ihre Reiterabteilungen alle auf eine Stelle, machten einen Sturmangriff auf die Feinde und vertrieben sie; (7) als sie sie in die Flucht geschlagen hatten, umringten sie die Bogenschützen und töteten die Reiter. (8) Auch an den übrigen Stellen verfolgten unsere Soldaten die nun weichenden Feinde bis zum Lager und ließen ihnen keine Möglichkeit, sich wieder zu sammeln. (9) Die Feinde, die aus Alesia vorgerückt waren, zogen sich niedergeschlagen und fast am Sieg verzweifelnd in die Stadt zurück. 81 (1) Nach einer Unterbrechung von einem Tag, währenddessen sie eine große Menge von Reisiggeflecht, Leitem und an Stangen befestigten Haken hergestellt hatten, verließen die Gallier um Mitternacht in aller Stille das Lager und näherten sich den der Ebene zu gelegenen Verschanzungen. (2) Plötzlich erhoben sie das Kampfgeschrei, um dadurch denen, die in der Stadt belagert wurden, anzuzeigen, daß sie herankamen, und gingen daran, Reisig auf den Graben zu werfen und mit Schleudern, Pfeilen und Steinen unsere Soldaten vom Belagerungswall zu vertreiben. Gleichzeitig setzten sie alles übrige, was zu einem Sturmangriff gehört, in Gang. (3) Im gleichen Augenblick, als Vercingetorix das Kampfgeschrei vernahm, gab er seinen Soldaten mit der Tuba das Angriffssignal und führte sie aus der Stadt hinaus. (4) Da jedem unserer Soldaten in den vergangenen Tagen sein Platz angewiesen worden war, eilten sie zu den Befestigungen dorthin. Mit pfundschweren Steinen, vorn angekohlten Spitzpfählen und Schleuderkugeln, die sie auf der Verschanzung bereitgelegt hatten, vertrieben sie die Gallier. (5) Da man in der Finsternis nichts sah, gab es auf beiden Seiten viele Verwundete, auch weil mehrfach mit Wurfmaschinen Geschosse geschleudert wurden. (6) Wenn die Legaten M. Antonius und C. Trebonius, die die Aufgabe erhalten hatten, diese Teile der Belagerungswerke zu verteidigen, merkten, dass unsere Soldaten irgendwo in Bedrängnis gerieten, sandten sie ihnen Soldaten zur Unterstützung, die man aus den Lagern auf der anderen Seite herangeholt hatte. 82 (1) Solange die Gallier von unseren Verschanzungen noch weiter entfernt waren, konnten sie einiges durch die Überzahl ihrer Wurfgeschosse ausrichten; als sie aber später näherkamen, spießten sie sich entweder nichtsahnend an den Ochsenstacheln auf oder stürzten in die Gräben und wurden dort durchbohrt. Zudem wurden sie von den Mauerspießen vom Wall und von den Türmen her getroffen und kamen um. (2) Da es bei ihnen überall viele Verwundete gab und die Belagerungslinie an keiner Stelle durchbrochen wurde, zogen sie sich daher bei Tagesanbruch zu den Ihren zurück, aus Furcht, von den höher gelegenen Lagern aus durch einen Überraschungsangriff von der offenen Flanke her eingekreist zu werden. (3) Die eingeschlossenen Feinde aber hatten das für einen Ausfall vorbereitete Material herbeigebracht und die vorderen Gräben ausgefüllt, (4) sich dabei jedoch zu lange aufgehalten, so daß sie vom Abzug der Ihren erfuhren, ehe sie an unsere Befestigungen herangekommen waren. Daraufhin kehrten sie unverrichteter Dinge in die Stadt zurück. 83 (1) Nachdem sie zweimal unter großen Verlusten zurückgeschlagen worden waren, berieten die Gallier, was sie jetzt tun sollten. Dabei zogen sie Ortskundige hinzu. Von diesen erfuhren sie alles Über den Standort und die Befestigung der höher gelegenen Lager. (2) Im Norden befand sich eine Anhöhe, die unsere Soldaten wegen ihres großen Umfangs nicht völlig in die Befestigungslinie hatten einschließen können. Sie waren daher gezwungen, ihr Lager an einer leicht abfallenden und daher verhältnismäßig ungünstigen Stelle zu errichten. (3) Die Legaten C. Antistius Reginus und C. Caninius Reus hielten sie mit zwei Legionen besetzt. (4) Als die feindlichen Führer durch Späher das Gelände erkundet hatten, wählten sie aus dem gesamten Heer 60 000 Angehörige der Stämme aus, die für ihre Tapferkeit am bekanntesten waren. (5) Dann setzten sie insgeheim untereinander fest, wie und nach welchem Plan man am besten vorgehen sollte. Der Zeitpunkt für den Angriff wurde festgesetzt, wobei die Mittagszeit am günstigsten schien. (6) An die Spitze dieser Truppen stellten sie den Arverner Vercassivellaunus, einen der erwähnten vier Heeresführer; er war mit Vercingetorix verwandt. (7) Um die 1. Nachtwache rückte er aus dem Lager aus und hatte bei Tagesanbruch fast die Marschstrecke bewältigt. Er verbarg sich hinter dem Berg und ließ die Soldaten nach der nächtlichen Anstrengung ausruhen. (8) Als es schon Mittag zu werden schien, marschierte er rasch gegen das oben erwähnte Lager. Im gleichen Augenblick begann die Reiterei, auf die nach der7Ebene zu liegenden Befestigungen vorzurücken, während die übrigen Truppen vor dem Lager erschienen. 84 (1) Als Vercingetorix seine Leute in Alesia von der Burg aus erblickte, zog er aus der Stadt und ließ Reisiggeflecht, lange Stangen, Schutzdächer, Sicheln und alles andere, was er für, einen Ausfall vorbereitet hatte, mitnehmen. (2) überall wurde gleichzeitig gekämpft, und alle versuchten ihr Äußerstes. Wo unsere Stellung am schwächsten schien, da liefen die Feinde zusammen. (3) Die kleine Schar der Römer war dagegen durch den Umfang der Verschanzungen weit auseinandergezogen und konnte nur mit Mühe dem Feind an mehreren Stellen zugleich entgegentreten. (4) Zudem trug das Kampfgeschrei, das sich im Rücken der Kämpfenden erhob, viel dazu bei, unsere Soldaten zu erschrecken, weil sie sahen, daß sie in ihrer Gefahr auf die Tapferkeit der anderen angewiesen waren. (5) Denn in der Regel bringt die Menschen alles, was sie nicht sehen, viel heftiger in Verwirrung. 85 (1) Caesar hatte eine geeignete Stelle gefunden, von der aus er beobachten konnte, was an den einzelnen Punkten geschah. Wenn seine Soldaten in Bedrängnis gerieten, sandte er ihnen Unterstützung. (2) Beiden Seiten war klar, daß dies der Augenblick sei, wo man sich aufs äußerste anstrengen müsse. (3) Die Gallier mußten alle Hoffnung auf Rettung aufgeben, wenn sie unsere Verschanzungen nicht durchbrachen. Die Römer konnten das Ende aller ihrer Anstrengungen erwarten, wenn sie sich behaupteten. (4) Bei den höher gelegenen Verschanzungen wurde am heftigsten gekämpft. Wie erwähnt, war Vercassivellaunus dorthin gesandt worden. Hier war das ungünstige Gelände mit dem steilen Abhang von großer Bedeutung. (5) Die einen Feinde warfen Geschosse, die anderen rückten im Schutz eines Schilddaches vor. Immer wieder wurden erschöpfte Soldaten durch f tische Kräfte abgelöst. (6) Da die Gallier unsere Befestigungen überall mit Erde zugeschüttet hatten, konnten sie heraufkommen, wobei sie die Einrichtungen, die die Römer in der Erde verborgen hatten, zudeckten. Unsere Soldaten hatten mit der Zeit nicht mehr genügend Waffen und Kräfte. 86 (1) Als Caesar von dieser Lage erfuhr, sandte er den Bedrängten Labienus mit sechs Cohorten zu Hilfe. (2) Er gab Anweisung, die Cohorten herabzuführen und die feindlichen Linien zu durchbrechen, wenn sie ihre Stellung nicht halten könnten. Labienus sollte dies jedoch nur 'in äußersten Notfall tun. (3) Caesar selbst begab sich zu den restlichen Truppen und feuerte sie an, sich nicht von der Anstrengung überwältigen zu lassen. Er erklärte, die Früchte aller vorhergegangenen Kämpfe stünden an diesem Tag und zu dieser Stunde auf dem Spiel. (4) Die Feinde, die auf der Innenseite angriffen, gaben es wegen des großen Umfanges der Befestigung auf, in die Ebene durchzubrechen, und versuchten nun, die steilen Abhänge zu ersteigen. Hierher brachten sie alles, was sie vorbereitet hatten. (5) Mit einer Unzahl von Wurfgeschossen vertrieben sie unsere Widerstand leistenden Soldaten von den Türmen, füllten die Gräben mit Erde und Strauchwerk aus und rissen den Wall und die Brustwehr mit Mauersicheln ein. 87 (1) Zunächst sandte Caesar den jungen Brutus mit einigen Cohorten zu Hilfe, dann den Legaten C. Fabius mit weiteren Cohorten. Als immer heftiger gekämpft wurde, setzte er sich selbst an die Spitze frischer Cohorten, die er rasch zur Unterstützung heranführte. (2) Daraufhin begann die Schlacht von neuem, und die Feinde wurden in die Flucht geschlagen. jetzt eilte Caesar zu der Stelle, wohin er Labienus gesandt hatte. Aus dem nächsten Castell führte er vier Cohorten herab und befahl einem Teil der Reiter, ihm zu folgen, anderen, die äußeren Verschanzungen zu umgehen und den Feind von hinten anzugreifen. (3) Da weder unsere Erdaufschüttungen noch unsere Gräben dem Ansturm des Feindes standhalten konnten, hatte Labienus elf Cohorten zusammengezogen, die er gerade aus den nächstgelegenen Castellen heranführen konnte, und ließ Caesar durch einen Boten wissen, wie er jetzt vorgehen wolle. Caesar beeilte sich, selbst in den Kampf einzugreifen. 88 (1) Als die Gallier Caesars Heranrücken an der Farbe seiner Kleidung, die er gewöhnlich als Erkennungszeichen im Kampf trug, erkannten, zugleich die Reiterabteilungen und Cohorten sahen, denen er befohlen hatte, ihm zu feigen, begannen sie den Kampf, denn von den Anhöhen aus konnten sie die Steigungen und Senkungen überblicken. (2) Auf beiden Seiten erhob man das Kampfgeschrei, das unmittelbar darauf vom Wall und von Galgen Punkten der Befestigungslinie aufgenommen wurde. Unsere Soldaten verzichteten auf die Wurfspieße und kämpften gleich mit dem Schwert. (3) Plötzlich wurde im Rücken der Feinde die Reiterei sichtbar, während zugleich weitere Cohorten anrückten. Da wandten sich die Feinde zur Flucht, doch trat die Reiterei den Fliehenden entgegen. Es gab ein großes Gemetzel. Der Führer und Stammesfürst der Lemovicer, Sedullus, fiel. (4) Der Arverner Vercassivellaunus wurde auf der Flucht lebend gefangen. 74 erbeutete Feldzeichen wurden Caesar überbracht. Nur wenige aus der riesigen Zahl retteten sich unversehrt ins Lager. (5) Als die Feinde von der Stadt aus sahen, wie die Ihren fielen oder flohen, gaben sie die Hoffnung auf Rettung auf und wichen mit ihren Truppen von den römischen Befestigungslinien zurück. (6) Auf die Nachricht hiervon flohen die Gallier ihrerseits darüber hinaus auch aus dem Lager. Wenn unsere Soldaten nicht durch die zahlreichen Einsätze und die Anstrengung des ganzen Tages erschöpft gewesen wären, hätten sie die gesamte Streitmacht des Feindes vernichten können. (7) Caesar schickte die Reiterei aus, die die Nachhut der Feinde um Mitternacht erreichte und eine große Zahl von ihnen fing oder tötete. Die übrigen Feinde flohen und zogen zu ihren jeweiligen Stämmen. 89 (1) Am folgenden Tag berief Vercingetorix eine Versammlung ein und wies darauf hin, daß er diesen Krieg nicht um seiner eigenen Interessen, (2) sondern um der gemeinsamen Freiheit willen unternommen habe. Da man sich nun in den Willen des Schicksals fügen müsse, stehe er ihnen für beides zur Verfügung, sei es, daß sie den Römern durch seinen Tod Genugtuung leisten oder ihn lebend ausliefern wollten. Zu Verhandlungen darüber schickte man Gesandte an Caesar. (3) Er befahl, die Waffen auszuliefern und ihm die fahrenden Männer vorzufahren. (4) Er selbst nahm auf der Befestigung vor dem Lager Platz. Dort wurden ihm die feindlichen Heerführer vorgeführt. Vercingetorix wurde ausgeliefert, 466 und die Waffen wurden niedergelegt. (5) Unter Schonung der Haeduer und Arverrier, deren Stämme er durch Vermittlung ihrer führenden Männer für sich zu gewinnen hoffte, wies er dem ganzen Heer aus den restlichen Gefangenen je einen als Beute zu. 90 (1) Nach diesen Maßnahmen brach Caesar zu den Haeduern auf und nahm sie wieder unter seine Schutzherrschaft. (2) Die Arverner schickten Gesandte dorthin mit der Zusage, alles zu tun, was er befehle. Er forderte die Stellung einer großen Zahl von Geiseln. Dann sandte er die Legionen in die Winterlager. (3) Den Haeduern und Arvernern gab er ungefähr 20 000 Gefangene zurück. (4) T. Labienus wies er an, mit zwei Legionen und der Reiterei ins Gebiet der Sequaner aufzubrechen, und gab ihm zur Unterstützung M. Sempronius Rutilus mit. (5) Den Legaten C. Fabius und L. Minucius Basilus legte er mit zwei Legionen zu den Remern, um zu verhindern, daß diese durch die angrenzenden Bellovacer in Bedrängnis gerieten. (6). Mit je einer Legion schickte er C. Antistius Reginus zu den Ambivaretern, T. Sextius zu den Biturigern und C. Caninius Rebilus zu den Rutenern. (7) Q. Tullius Cicero und P. Sulpicius stationierte er im Gebiet der Haeduer am Arar in Cavillonum und Matisco, wo sie die Getreideversorgung übernehmen sollten. Er selbst beschloß, den Winter in Bibracte zu verbringen. (8) Als die Erfolge dieses Jahres in Rom bekannt wurden, ehrte man ihn mit einem Dankfest von 20 Tagen.
 
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